Frage an Johannes Kahrs von Liv S. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
lieber herr kahrs
ich frage mich, wo ich als bürgerin unterstützung erhalte, wenn ein stadtteil systematisch luxussaniert und in seiner struktur verändert werden soll wie die hamburger neustadt (als ein beispiel weil ich da live vor ort dabei bin)
zuerst die 3 jährige baustelle brahmskontor, die uns anwohner mit auch am wochenende und nachts (!) terrorisiert hat, nun das gängeviertel und die kereuzung kaiser-wilhelmstr.....und es geht weiter obwohl riesige leerstände an büroflächen hamburg überziehen.
die baustelle brahmskontor war so gravierend, daß wir soviel mietminderung bekamen, daß wir 14 tage nach thailand konnten...aber das wollen wir gar nicht, sonder hier am wochenende oder abends von unserer arbeit ausruhen...
wir haben alles versuchr von bezirksamt über bezirksversammlung, von bürgerschaftsabgeordneten anrufen bis penibel alle polizeieinsätze wegen nächtlicher ruhestörung zu notieren...es hat uns nichts genutzt.
dies hat mich nachdenklich gemacht, ob es sinn macht zu wählen.
uns als bürgerInnen haben alle im stich gelassen.....nd die sanierungen und abrisse gehen hier weiter.....
mit freundlichen grüßen
Liv Schindler
Liebe Frau Schindler,
die SPD bemüht sich seit langem, das Wohnen in der Innenstadt zu gewährleisten und auszubauen. Dabei konnten wir in den vergangenen Jahren eine echte Trendwende erreichen. Es entstehen in der Innenstadt wieder viel mehr neue Wohnungen. Das ist insofern wichtig, weil dadurch die Innenstadt lebendig bleibt und nach Feierabend nicht ausgestorben ist. Das ist ein echter Erfolg.
Das ist allerdings auch mit Baumaßnahmen verbunden. Beim Brahmsquartier z.B., dessen Fläche im Bebauungsplan für Gewerbe ausgewiesen war, konnten wir trotzdem einen sehr, sehr hohen Anteil an Wohnungen herausholen. Dass das zunächst mit Belastungen für die unmittelbaren Anwohner verbunden ist, ist natürlich klar, und Ihren Ärger über den Baulärm kann ich natürlich auch gut verstehen. Brachflächen oder verfallende Gebäude sind allerdings auch keine Lösung. Der Bezirk kann bei den genehmigten Bauvorhaben zwischen Bauherren und Anwohnern als Vermittler auftreten, letzten Endes ist die juristische Lage aber recht eindeutig. Immerhin ist die Mietminderung, die sie erhalten haben, ein Eingeständnis des Bauherrn in Bezug auf die Belastungen, die von dem Bauvorhaben ausgingen.
Von einer generellen, gar systematischen Luxussanierung der Neustadt allerdings keine Rede sein. So gibt es auf Betreiben der SPD seit vielen Jahren in der Südlichen Neustadt eine Soziale Erhaltungsverordnung verbunden mit einer Umwandlungsverordnung. Dadurch ist es uns gelungen, die dortigen Mieter vor Verdrängung zu schützen. Die regelmäßig alle fünf Jahre stattfindenden Evaluierungen bestätigen, dass diese beiden Verordnungen überaus wirksam sind und die angestammte Wohnbevölkerung schützen – auch und gerade die mit geringerem Einkommen.
Die im bundesweiten Vergleich relativ gesehen entspannte Situation auf dem Wohnungsmarkt in Hamburg ist ein wichtiges Ergebnis der Politik der SPD-geführten Senate bis 2001. Ein hoher Anteil an Sozialwohnungen, wie der Wohnungsbau insgesamt, war und ist uns immer wichtig. Dass seit der Regierungsübernahme durch die CDU 2001 der Wohnungsbau massiv zurückgegangen ist, ist nicht zu bestreiten. Umso größer ist das Verdienst der im Bezirk Hamburg-Mitte weiterhin regierenden SPD zu bewerten, dass die Trendwende im Wohnungsbau in der Innenstadt dennoch erreicht werden konnte. Nach dem Ende der Baumaßnahmen profitieren immer auch die Umgebungen von den zusätzlichen Bewohnern, weil es im Viertel lebendiger wird, neue Geschäfte öffnen und sich die Lebensqualität insgesamt verbessert.
Wir als SPD setzen uns – dass kann ich Ihnen hier noch einmal ausdrücklich versichern – im Rahmen des rechtlich Möglichen, sehr für die Interessen der Mieterinnen und Mieter und der Bewohner der Innenstadt im Besonderen ein. Ich verweise z.B. auch darauf, dass es uns vor vielen Jahren gelungen ist, die Situation am Großneumarkt durch die Einführung von Anwohnerparken deutlich zu entspannen. Dadurch wurde auch die Lärmbelästigung durch den Straßenverkehr deutlich gemildert.
Mit freundlichen Grüßen,
Johannes Kahrs