Wie stehen sie zur Tornado-Nachfolge mit F/A-18 oder F-35? Wiegt ernsthaft glaubwürdige Verteidigungsfähigkeit schwerer oder die Partnerschaft mit FRA und die Lobby der Gewerkschaften / Industrie?
Aktuelle area denial und anti access Luftverteidigungssysteme wie SA-21 / S-400 Triumf können mit einem einzigen System einen Luftraum mit 500km Durchmesser / 250km Radius abdecken und Operationen, wie etwa das Durchsetzen einer Flugverbotszone verhindern. Lediglich Stealth-Flugzeuge wie F-35 können in solch einem Gebiet operieren. Auch F/A-18 Growler als Abstandsstörer hat nur geringe Aussicht auf Erfolg, da alle modernen Radare über das Monopuls-Verfahren solche Abstandsstörer ineffektiv machen. Stand-In Jammer wie etwa MALD von F-16 oder in Zukunft Spear-EW können hier viel effektiver agieren. Eine ideale Nachfolge für Tornado als Abschreckung und Suppression of Enemy Air Defence ist also F-35 unf EF mit Spear-EW (als Stand-In Jamming). Diese SEAD Fähigkeit für EF kann durch relativ geringen Aufwandt erreicht werden, die Beschaffung und Integration Spear-EW. Auch in der Luftverteidigung ist Stealth unabdingbar, siehe Su-57 / Su-35 mit K-77M Flugkörpern.
Wir setzen auf ihr Agieren
Sehr geehrter Herr S.,
vielen Dank für Ihre Frage.
Bei der TORNADO-Nachfolge wird im politischen Raum in der Diskussion insbesondere auf die Sicherstellung der Verpflichtungen im Rahmen der Nuklearen Teilhabe fokussiert. Die Einzigartigkeit dieser Fähigkeit lässt es nicht zu, bei der Beschaffung eines Nachfolge-Waffensystems das Risiko einer verschobener Zeitlinien im Zulauf der Systeme oder aber einer langen Phase des Fähigkeitsaufwuchses (u.a. durch nicht vorhandene Zertifizierung durch die USA) einzugehen. Vor dem Hintergrund dieses Rationals sind die Produktqualität bei Auslieferung und ein mutmaßlich schneller Integrationsprozess sowie Termintreue des Industrie-Partners (Auslieferung erste Maschinen in 2025; Zeitlinie) entscheidende Kriterien.
Die AWE zur Beschaffung wird durch Frau Bundesministerin dem Verteidigungsausschuss zur fachlichen Beratung und dem HH-Ausschuss im Rahmen einer 25-Mio. €-Vorlage vorgelegt. Bei einer Entscheidung werden neben militärfachlichen Erwägungen, die Sie oben im Bezug auf die Fähigkeiten dargestellt haben, auch industriepolitische Faktoren in eine Entscheidung mit einbezogen und entsprechend abgewogen.
Unabhängig von der in vielen Gesprächen mit Kameraden geäußerten Präferenz für ein System werde ich als Berichterstatter Luftwaffe der SPD-Bundestagsfraktion darauf hinwirken, dass wir fachlich-rational die o.a. Kriterien (die zum Großteil auch bereits von der Frau Bundesministerin als Entscheidungskriterien benannt wurden) im Rahmen der Beschaffung abprüfen und zu einer Entscheidung kommen, die isb. die Fähigkeit NT abbruchfrei sicherstellen wird. Gleichzeitig muss diese Beschaffung auf Grund des Kostenrahmens auch ein nachhaltiges, zukunftsfähiges Investment in die Fähigkeitsentwicklung der Luftwaffe darstellen.
Auch aus dem Rational der Sicherung der Einsatzbereitschaft werde ich mich dafür einsetzen, keine Lösung anzustreben, die zu einer Ein-Flotten-Luftwaffe führt.
Beste Grüße,
Johannes Arlt