Frage an Johann Müller-Gazurek von Sabine g. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Müller-Gazurek,
ich finde es gut, dass Sie sich den Bürgerfragen hier auf diesem Forum stellen.
Hier nun meine Frage:
"Frontal 21" hat im April dieses Jahres über die katastrophalen hygienischen Zustände der sanitären Anlagen an 3 Berliner Grundschulen berichtet. Experten äußerten den Verdacht, dass sich neben den bislang gefundenen Keimen auch krank machende Organismen (Salmonellen und Hepatitis-Viren) dort finden könnten. Anlass für die Entnahme der Stichproben war, dass an Berliner Schulen nicht mehr regelmäßig gereinigt wird.
Den Schulen fehlt einfach das Geld, um Reinigungspersonal zu bezahlen. Klassenräume, Flure und sanitäre Einrichtungen müssten eigentlich mehrmals wöchentlich geputzt werden, damit alles hygienisch ist. Wenn
ich mich nicht irre, hat sich daran auch seit April dieses Jahres nichts geändert. Meine Tochter vermeidet den Besuch der Toilette in ihrem Zehlendorfer Gymnasium. Wenn man während des Elternabends dort die
Toilette aufsucht, kann einem nur schlecht werden !
Parallel dazu bringt uns die neue Schulreform mehr Lehrer, für mehr Unterricht (man will ja PISA erfüllen) und sogar die Planung einige Schulen zu Ganztagsschulen zu machen.
Für mich als Elternteil stellt sich die Frage, wie wir das in unseren offensichtlich völlig maroden Schulgebäuden weiterhin bewerkstelligen wollen.
Wie wollen wir Kinder zum Lernen animieren, wenn wir sie ganz offensichtlich so wenig wertschätzen, dass wir ihre Schulen vergammeln lassen. Wir bauen lieber noch eine Ampelanlage mehr auf, als dass wir in die Sanierung einer unserer Schulen investieren....
Was wollen Sie als Partei gegen diesen Missstand tun ?
Sehr geehrte Frau Gaffrey,
zuständig für die Schulreinigung sind die Bezirke, nicht das Abgeordnetenhaus bzw. der Senat. Allerdings obliegt es dem Abgeordnetenhaus, für das ich kandidiere, den Bezirken auskömmliche Zuweisungen im Rahmen der Haushaltsaufstellung zu machen, die diese in Stand setzen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Dafür setze ich als langjähriger Bezirkspolitiker mich ein.
Der Kern des Problems der verdreckten Schulen, ich kenne ein Beispiel in dem Schülerinnen die Schultoilette nicht mehr benutzen, das sie sich dort im wahrsten Sinne des Wortes übergeben, liegt meiner Meinung nach jedoch tiefer:
Es ist der weit verbreitete Aberglauben, die Privatisierung aller Aufgaben -ich warte noch auf die Entstaatlichung von Polizei und Bundeswehr- löse alle Probleme.
Natürlich werden in der Regel oberflächlich gesehen Kosten eingespart. Da jedoch - bleiben wir bei der Schulreinigung- private Putzfirmen ebenfalls nicht zaubern können, hat deren Preisvorteil im Wesentlichen zwei Ursachen. Nämlich Lohnabbau und Qualitätsverlust. Der Lohnabbau zeigt sich wiederum in zwei Erscheinungsformen, nämlich zum einen darin, dass schlicht Hungerlöhne gezahlt werden und zum anderen darin, dass selbst in staatlichen Einrichtungen Schwarzarbeiterinnen eingesetzt werden, die scheinbare Ersparnis also durch fehlende Steuern und Sozialabgaben wieder aufgehoben wird.
Dazu kommt dann noch die fehlende Identifikation mit der Arbeit. Die früheren, bei der Schule angestellten Reinigungskräfte hatten einen inneren Bezug zu ihrer Schule, konnten es mit ihrer Arbeitsauffassung nicht vereinbaren, wenn diese verwahrloste, kannten oft Lehrer, Schüler und Eltern. Den Kräften der anonymen Putzfirmen fehlt dies völlig. Das Ergebnis haben sie zutreffend beschrieben. Ginge es nach mir, wäre damit Schluss!
Mit freundlichen Grüssen
Johann Müller-Gazurek