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Jörg van Essen
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Frage von Dietmar W. •

Frage an Jörg van Essen von Dietmar W. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

guten Tag,

evl können sie mich aufklären darüber in welchen branchen leute entlassen werden und die arbeit nicht mehr verrichtet wird wenn der mindestlohn auf 7,50€ steigt, wenn der lohn geschätzt wohl 4,5,6-€ betrug
bitte nicht die erntehelfer anführen und nicht die gutachten Ich möcht es am beispiel gern hören

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Wierbach!

Vielen Dank für Ihre E-Mail zum sog. Mindestlohn. Leider konnte ich mich an der namentlichen Abstimmung zu dem entsprechenden Antrag der Linken im Deutschen Bundestag in der vergangenen Woche nicht beteiligen. Ich war auf dem Weg zum FDP-Bundesparteitag in Stuttgart. Ich hätte allerdings gegen den Antrag gestimmt. Meine Gründe hierfür lassen sich - wie von Ihnen erbeten - gut mit Beispielen begründen:

Wenn zwei Friseure jetzt statt der tariflich vereinbarten 3,50 Euro einen Mindestlohn von 7 oder 8 Euro bekommen, steigen die Lohnkosten und auch die Sozialabgaben entsprechend, d.h. der Arbeitsplatz wird teurer. Diese Kostensteigerung kann wie in vielen anderen Dienstleistungen nicht an den Kunden weiter gegeben werden. Einer der beiden Friseure wird möglicherweise entlassen. Die Haare würden trotzdem geschnitten, höchstwahrscheinlich in Schwarzarbeit. Zum Niedriglohnsektor gehören Tätigkeiten, die ihre Kosten nicht erwirtschaften und deshalb gar nicht oder z.B. in Schwarzarbeit ausgeführt werden. Dabei handelt es sich z.B. um einfache Dienstleistungen oder Anlerntätigkeiten.

Ein Mindestlohn kann nicht funktionieren: Liegt er unter dem Marktlohn, ist er wirkungslos, liegt er darüber, vernichtet er Arbeitsplätze. Gerade die vermeintlichen Gewinner eines Mindestlohns, die Geringverdiener, dürften die Verlierer sein. Ihre Arbeitsplätze werden mit Mindestlohn so teuer, dass sie nicht mehr konkurrenzfähig sind. Einfache Arbeitsplätze werden weiter abgeschafft, sie wandern dann ins billigere Ausland oder in die Schwarzarbeit ab.

Der Staat muss für ein Mindesteinkommen sorgen, nicht für einen Mindestlohn. Die Aufnahme einer auch nur gering entlohnten Beschäftigung muss gegenüber der alleinigen Versorgung durch staatliche Transferleistungen attraktiver werden. Wenn die Einkünfte nicht existenzsichernd sind, muss der Staat sie aufstocken, wie es schon heute mit dem Arbeitslosengeld II geschieht.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg van Essen, MdB