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Jörg van Essen
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Frage von Denni M. •

Frage an Jörg van Essen von Denni M. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Jörg van Essen,

wie denken Sie persönlich und auch ihre Partei über das geplante "Herstellungs- und Verbreitungsverbot" von Action-Computerspielen?

Es würde mich durchaus interessieren, da es für mich sehr wichtig für die anstehenden Wahlen ist. Es geht viel weniger um die Thematik an sich, sondern darum, dass aus meiner Sicht eine wirkliche Hetzjagd auf evtl. "Sündenböcke" betrieben wird. Die traurigen Vorfälle an den Schulen sind entsetzlich, da wird Ihnen jeder zustimmen, aber rechtfertigt das ein generelles Herstellungsverbot? Ich gebe zu, dass Kinder und Jugendliche geschützt werden müssen, aber in Deutschland haben wir ohnehin europaweit die härtesten Gesetze und ganz ehrlich, auch wenn man jegliche Gewalt aus unserem Alltag verbannt, so wird das nichts ändern. Es wird immer Soziopathen geben, die Schreckliches anrichten werden. Wenn man jedoch dafür bereit ist die Rechte aller zu beschneiden, so erscheint mir das völlig unverständlich und überzogen. Ich habe selbst viele Jahre derartige Computerspiele konsumiert und ich kann Ihnen sagen, dass viele Bücher wesentlich verstörender sind, als es ein Spiel jemals sein könnte. Was also, wenn es trotz Verbots wieder zu einem Amoklauf kommt - Verbieten wir dann irgendwann auch wieder Bücher? Am besten auch gleich Boxkämpfe und Krimis im Fernsehen... mit ein wenig Phantasie könnte das ja bei kranken Menschen ebenfalls zu solchen Handlungen führen? Wobei gesagt werden muss, dass bislang noch nie wirklich bewiesen wurde, wie stark der Einfluss solcher Medien ist.
Ich als erwachsener Mensch verfolge das derzeitige Geschehen in unserem Land mit Argwohn. Sicherheit hin oder her, wenn man ständig an möglich schlimme Folgen denkt, wird man letztlich ein Leben in Angst und Schrecken führen. Sicherheit ist notwendig, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Bin sehr gespannt auf ihre Antwort und vielen Dank im Voraus.

Mit besten Grüßen
Denni May

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Antwort von
FDP

Guten Tag!

Vielen Dank für Ihre Zuschrift zu dem von der Innenministerkonferenz geforderten Verbot sogenannter Killerspiele.
Selbstverständlich ist Gewaltprävention notwendig. Insbesondere müssen gesamtgesellschaftliche Möglichkeiten genutzt werden, damit gerade Jugendliche nicht zu Gewalt angestachelt werden. Allerdings ist ein Verbot von Computerspielen der falsche Weg.
Die FDP-Bundestagsfraktion hat sich daher bereits mehrfach kritisch zu den auch in der Vergangenheit vielfach geäußerten Forderungen nach einer weiteren Verschärfung der Gesetze im Bereich von Computerspielen ausgesprochen.
Notwendig ist vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Strategie, um Gewaltbereitschaft entgegenzuwirken. Ein Verbot von Computerspielen setzt jedoch am falschen Ende an. Wenngleich nicht ausgeschlossen werden kann, dass derartige Spiele ebenso wie der Konsum von Gewaltvideos eine etwaige ohnehin vorhandene Gewaltneigung negativ beeinflussen können, indem die Hemmschwelle zum Einsatz von Gewalt herabgesetzt wird, kann ein Verbot derartiger Spiele die Ursachen nicht bekämpfen. Vielmehr muss gegen die eigentlich Ursache von Gewalt vorgegangen werden. Der Aktionismus der Innenminister, die in einem Beschluss am 5. Juni 2009 den Deutschen Bundestag aufgefordert haben, ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot für Killerspiele zu ermöglichen, ist hingegen nicht hilfreich.

Abgesehen davon, dass ein derartiges Verbot nicht geeignet ist, Gewalttaten zu verhindern, führt es zudem dazu, dass alle Spielerinnen und Spieler von Computerspielen unter den Generalverdacht gestellt werden, zu Gewalttaten zu neigen. Es ist aber völlig unverhältnismäßig, allen Menschen Computerspiele zu verbieten. Schreckliche Einzeltaten, die nie monokausal auf Computerspiele zurückzuführen sind, können leider nicht völlig ausgeschlossen werden. Sie können aber nicht rechtfertigen, dass den zahlreichen Menschen, die verantwortlich mit Computerspielen umgehen, ihre Freizeitbeschäftigung verboten wird. Computerspiele, die gegen gesetzliche Vorschriften verstoßen, dürfen schon nach geltendem Recht nicht vertrieben werden. Verschärfungen über die geltenden Bestimmungen hinaus sind mithin nicht erforderlich.

Effektiver Jugendschutz ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die von Eltern, Schulen und Politik ebenso wahrgenommen werden muss wie auch von Herstellern bzw. Vertreibern von Computerspielen. Die bestehenden jugendschutzrechtlichen Vorgaben sind ausreichend und müssen konsequent angewandt werden. So ist dafür Sorge zu tragen, dass der Vollzug des Jugendschutzrechts im Handel wie auch im Internet verbessert wird, so dass z.B. tatsächlich nur entsprechend der USK-Freigaben Spiele an Jugendliche abgegeben werden. Ein besonderer Schwerpunkt muss zudem auf die Stärkung der Medienkompetenz bei Jugendlichen selbst, aber auch bei den verantwortlichen Erwachsenen wie Eltern, Lehrern und Erziehern gelegt werden. Eine weitere Verschärfung der gesetzlichen Vorgaben hilft jedoch nicht weiter.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg van Essen, MdB