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Jörg Lühmann
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Frage von Peter R. •

Frage an Jörg Lühmann von Peter R. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Lühmann,

halten Sie die Verkehrsplanungen in der HafenCity - insbesondere was den Radverkehr betrifft - für gelungen?
Und wenn nein: Wie beurteilen Sie die Möglichkeiten, an den noch nicht umgesetzten Planungen noch Veränderungen vorzunehmen?

Mit freundlichen grüßen,

Peter Roether
Bahrenfeld

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Roether,

vielen Dank für Ihre Frage, ob ich die Verkehrsplanung für die HafenCity für gelungen halte. Eine schlichte Verneinung erscheint mir dafür zu schwach: In meinen Augen sind die Planungen eine schlichte Katastrophe.

Die U4 in die HafenCity ist überdimensioniert und überteuert. 255 Millionen Euro für einen U-Bahnstummel mit gerade zwei Stationen auszugeben, wird der Sache nicht gerecht. Selbstverständlich hätten die Besucherströme auch gut mit der Stadtbahn abgewickelt werden können, was nicht nur günstiger wäre, sondern den Nutzerinnen auch noch den Vorteil gebracht hätte, sich in der neuen HafenCity orientieren zu können und die Elbe sehen zu dürfen, anstatt, wie in der geplanten U-Bahn vom Jungfernstieg volle 4 Minuten im Dunkeln zu sitzen.

Damit aber nicht genug damit: Obwohl das Überseequartier mit der geplanten U4 direkt erreicht wird, sollen beidseitig an die geplante U-Bahnstation zweigeschossige Tiefgaragen anschließen, mit denen das gesamte Überseequartier unterbaut ist. Obwohl die HafenCity als Erweiterung der Hamburger City gilt, wurde bei der Ermittlung der vom Investor zu bauenden Kfz-Stellplätze so getan, als liege das Überseequartier "auf der grünen Wiese". Auf diese Weise entsteht mit dem Überseequartier ein riesiger "Magnet" für den Autoverkehr. Das hat mit dem ursprünglichen Anspruch, in der HafenCity modernen Städtebau zu realisieren, rein gar nichts mehr zu tun.

Ihre Frage zielte aber direkt auf die Planungen für den Fahrradverkehr und da wird es wirklich düster: Die Radwege sollen nach Vorstellungen des Oberbaudirektors aus gestalterischen Gründen ebenso unsichtbar ausgeführt werden, wie am Jungfernstieg. Der dort zu besichtigende Murks darf sich nicht wiederholen! Besonders dramatisch ist aber, dass diese unsichtbaren Radwege teilweise sogar in beiden Richtungen befahren werden sollen - obwohl mehrere Tiefgaragenzu- bzw. -ausfahrten kreuzen. Da sind Unfälle vorprogrammiert! Deshalb hat die Polizei schon erklärt, für solche Radwege eine Benutzungspflicht nicht zu erlassen und das Fahren auf der Fahrbahn frei zugeben. So weit so schlecht: Orts- und Sachunkundige werden die unsicheren Radwege wahrscheinlich doch nutzen und wie Autofahrer auf FahrradfahrerInnen reagieren, die die Fahrbahn benutzen, können wir uns alle gut vorstellen. Die einzig sinnvolle Alternative, nämlich Fahrradstreifen auf den Fahrbahnen abzuzeichnen, wird vom Senat strikt abgelehnt, angeblich weil dann die Bäume auf beiden Straßenseiten zu weit auseinander stünden, was wieder dem Oberbaudirektor missfallen soll.

Was also tun? Erstens nutze ich natürlich gern jede Möglichkeit, auf diese Fehlplanungen hinzuweisen und antworte Ihnen auch deshalb so gern. Das wird aber nicht reichen und deshalb werden wir dieses Thema auch auf anderem Wege an die Öffentlichkeit zu bringen versuchen. Aber bitte helfen Sie uns dabei, in dem Sie schon jetzt mit möglichst vielen Menschen über diesen haarsträubenden und gefährlichen Unsinn sprechen, den der Senat in der HafenCity plant.

Mit freundlichen Grüßen

Jörg Lühmann