Frage an Joachim Wahnschaffe von Reinhold B. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sg Herr Wahnschaffe,
Teile der SPD glauben, Kapazitätsgrenzen des Bussystems seien erreicht. Aber:
Unsere 17m langen Gelenkbusse brauchen im Notfall ca.22m aus Tempo 50 bis zum Stand. Wenn sie mit diesem Abstand hintereinander herfahren (etwa auf der Busspur), fährt an einer Stelle alle 3 Sek 1 Bus vorbei, der ca.65 sitzende Fahrgäste befördern kann. Das sind in der Minute 1300 Fahrgäste, in der Stunde 78 000.
Wenn wir wegen Haltestellen und Kreuzungen die Zahl dritteln, haben wir ein Vielfaches der Beförderungskapaz/h, die PRO TAG in Regensburg an der Stelle mit der höchsten ÖV-Nachfrage benötigt wird. Die ist nicht mal da, wo an eine Stadtbahn gedacht wird, sondern nachweislich auf der Steinernen Brücke, vgl. Abb.38 VU Prof.Kurzag. Und da zweifeln Landtagskandidaten am Bedarf einer Ersatztrasse!
Wenn andere Fahrzeuge den Bussen den nötigen Platz wegnähmen, wäre es nicht "das BUSsystem, das an SEINER Kapazitätsgrenze angekommen ist", wie auch SPDler behaupten.
Dann könnte z.B. ein Teil der PKWs abgeleitet werden. In der Galgenbergstraße braucht es auch das nicht; denn da fahren heute nur spärliche 13 000 Fz/Tag und ein Bus nicht alle 10 Sek, sondern alle 600.
Ist die Bus-Kapazitätsgrenze an der Uni ein Märchen?
Unsere Busspuren auf der Nibelungenbrücke sind immer recht leer und extrem weit weg von ihrer Kapazitätsgrenze. So kann niemand verstehen, warum eine Stadtbahn nötig wäre mit ärgerlichen Nachteilen für die Mehrheit möglicher Fahrgäste.
Die kommen bisher noch oft mit 1 Buslinie zum Fahrtziel. Sie müssten aber in die Stadtbahn umsteigen, weil laut aller Studien für Regensburg die Busse an der Stadtbahn enden müssten, damit die Bahn nicht zu leer bleibt!
In dichter bewohnten Städten ist das anders: Warum lassen wir die Stadtbahn nicht dort? Warum ermöglicht der Freistaat keine zusätzlichen Busse zur Uni? Damit erreichen wir auch die Fahrgaststeigerung des angeblichen „Schienen-Bonus“.
mfG RhBreuer
Sehr geehrter Herr Breuer,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum ÖPNV und Ihr Rechenexempel. Mir ist keine Meinung "von Teilen der SPD" bekannt, wonach Kapazitätsgrenzen des Bussystems erreicht seien.
Zu dem von Ihnen angesprochenen Problem der Donauquerung des ÖPNV möchte ich Ihnen folgendes antworten:
Die durch den Wegfall der Protzenweiherbrücke und die zusätzliche Sperrung der Steinernen Brücke in Regensburg unterbrochene Nord-Süd-Verbindung kann meines Erachtens nicht dadurch kompensiert werden, dass fast der gesamte Busverkehr aus dem westlichen und nördlichen Landkreis, einschließlich des Schülerverkehrs, über die Nibelungenbrücke gelenkt wird. Auch wenn diese nach ihrem Neubau über eigene Busspuren verfügt, ist sie doch nur so leistungsfähig wie an ihrem schwächsten Punkt und das ist die Kreuzung zur Adolf-Schmetzer-Straße. Schon jetzt gibt es tagtäglich vor allem während der Berufsverkehrszeiten erhebliche Staus. Die Schulbusse müssen im neuen Schuljahr mindestens 10 Minuten längere Fahrzeiten einplanen. Die Region benötigt deshalb so bald wie möglich, einen zusätzlichen Donauübergang im Norden oder Westen.
Den Ausbau der Buskapazitäten von und zur Uni halte ich für sinnvoll und wünschenswert, schon um die ÖPNV-Alternative attraktiver zu machen. Das Beispiel D-Martin-Luther-Str. zeigt, dass das Bussystem durchaus leistungsfähig ist. Von den Regionalisierungsmitteln des Bundes, die der Freistaat jährlich erhält, werden auch Neuanschaffungen für Busse finanziert. Eine spezielle Finanzierung für eine bestimmte Buslinie ist nicht vorgesehen. Die RVB müsste deshalb zusätzliche Busse bestellen und deren Förderung beantragen, wenn der vorhandene Fuhrpark nicht ausreicht. Das Thema Stadtbahn wird weitgehend von der finanziellen Leistungsfähigkeit der Stadt, vom politischen Willen der dortigen Entscheidungsträger und von der Bereitschaft des Freistaats Bayern abhängen, sich angemessen zu beteiligen.
Mit freundlichen Grüßen
Jochen Wahnschaffe MdL