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Joachim Bischoff
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Frage von Ang K. •

Frage an Joachim Bischoff von Ang K. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Bischoff,

Ich finde es sehr lobenswert, dass Sie zu den Politikern gehören die zumindest die meisten Fragen beantworten, vielleicht habe ich auch Glück.

mein Sohn besucht zwar erst die 1. Klasse, übrigens einer Privatschule, weil das Bildungssystem in Hamburg dermaßen schlecht ist; aber er kommt irgendwann in eine weiterführende Schule.

Für welche Auswahl, die die Eltern dann haben sollen, setzen Sie sich ein? Elitegymnasium und Resteschule?

Was mache ich wenn mein Sohn

a) nicht gut genug fürs Gymnasium ist oder
b) nicht gut genug sein darf, da er aus einem sozial schwächeren Elternhaus kommt?

Bitte antworten Sie mir schnell, da diese Frage für mich sehr wahlentscheidend ist.

mfG
a.krogh

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Ang Krogh,

eine wachsende Zahl von Eltern weichen bei der Schulbildung ihrer Kinder auf Privatschulen aus. Diese Einstellung ist angesichts der Unterfinanzierung unserer Schulen , damit der personellen Unterausstattung und den qualitativen Folgeproblemen, nachvollziehbar. Gleichwohl darf sich ein Gemeinwesen nicht damit abfinden, dass die öffentlichen Schulen zum Auslaufmodell werden. Wir müssen für eine Verbesserung der schulischen Ausbildung sorgen, zumal viele BürgerInnen sich den Besuch von Privatschulen auch finanziell nicht leisten können. Zugespitzt kann man sagen, dass die Partei DIE.LINKE eine Doppelstrategie verfolgt. Wir treten dafür ein, dass sofort wichtige Verbesserungen auf den Weg zu bringen sind, ohne der unverzichtbaren Neuordnung der Schullandschaft vorgreifen zu wollen. Die Entwicklung des von der CDU betriebenen Zwei-Säulenmodells wird – wenn es ich recht sehe – selbst erst mit dem Schuljahr 2009 beginnen. Zurecht gibt es aus dem Bereich der Schulen, der Lehrer und ihrer Gewerkschaft, aber auch den Vertretungen der Eltern Kritik, dass diese beabsichtigte Veränderung unzureichend mit den Beteiligten kommuniziert worden ist. Aus unserer Sicht werden auch die unverzichtbaren Ressourcen für einen solchen Umbau nicht bereitgestellt. Zurecht wird diese Reform – sollte sich nicht durch die Wahlergebnisse gestoppt werden – im Ergebnis wiederum von vielen Beteiligten abgelehnt werden.
Auch die alternative Konzeption „Eine Schule für alle“ bedarf selbst bei einer breiten politischen Mehrheit weiterer Vorbereitung und Planung. Wir können und wollen aber die gegenwärtigen Verhältnisse an den Schulen nicht fortschreiben. Daher fordern wir Sofortmaßnahmen wie die Wiederherstellung der Lern- und Lehrmittelfreiheit , die Einführung eines Schülertickets für den öffentlichen Nahverkehr, kostenlose Schulmalzeiten, die Verbesserung der personellen Ausstattung der Schulen und damit der Erweiterung der pädagogischen Handelungsmöglichkeiten und eine breiteres Angebot für außerschulische, kulturelle und sportliche Aktivitäten. Wir müssen dafür sorgen, dass sofort Verbesserung in der schulischen und beruflichen Bildung greifen. Zu viele jungen Menschen verlassen gegenwärtig ohne Abschluss und ohne weitere berufliche Perspektive die Schulen. Wir müssen aber auch gleichzeitig Veränderung in den Bereichen der beruflichen Bildung und den Hochschulen auf den Weg bringen. Zurecht verweisen Jugendliche und Eltern darauf, dass der gesamte Bildungs- und Ausbildungsbereich große Fehlentwicklungen zeigt .

Grundsätzlich treten wir für die Konzeption der „Einen Schule für alle“ ein, weil hier unterschiedliche Bildungs- und Förderangebote für die verschiedenen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten der SchülerInnen praktiziert werden können. In einer solchen Schule – darüber gibt es reichlich Erfahrung aus anderen Ländern – steht die individuelle Förderung im Zentrum.
Sowie die politischen Kräfteverhältnisse in Hamburg sind, werden wir nur darauf dringen können, dass die bisherigen Defizite in den Schulen zügig zurückgedrängt und behoben werden. In der gegenwärtigen Situation bleiben unakzeptabel viele Jugendliche ohne Schulabschluss oder erfahren nicht die angemessene Förderung ihrer Talente. Die Zusammenfassung verschiedener Schultypen zu einer Stadtteilschule würde nur dann einen wirklichen Fortschritt darstellen, wenn sie mit einer deutlichen Verbesserung der Ressourcen, d.h. vor allem mehr finanziellen Mitteln für eine bessere Ausstattung und mehr LehrerInnen, verbunden wäre. Umgekehrt werden die Gymnasien durch dieses zweigliedrige Schulsystem in eine Rolle gedrängt, bei der auch hier die internen Probleme und die Überforderung von SchülerInnen und Ausbildungspersonal zu keinen befriedigenden Ergebnissen führen.

Lieber Ang Krogh,
ich bin mir nicht sicher, ob Sie auch eine konkrete Antwort für den weiteren Bildungsweg ihres Sohnes erwartet haben. In diesem Fall möchte ich Sie auf das Angebot verweisen, sich mit Fachleuten der Partei DIE LINKE zu beraten, die Ihnen vielleicht einige Hinweise für Ihre weiteren Entscheidungen geben könnten.

Mit freundlichen Grüssen
Joachim Bischoff