Frage an Joachim Bischoff von Damla C. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Bischoff
Ich war heute bei der Wahlveranstaltung im Billstedt Center dabei und habe versucht mir Notizen, für ein Referat, das ich über die Wahlen halten soll, zu den verschiedenen Themen zu machen. Aufgrund der Lautstärke der vorbei gehenden Menschen und der zu leisen Lautstärke der Boxen konnte ich nicht ganz verstehen wie ihre Meinung zu den Themen "Einheitliche Schulen" und "Gebührenfreie Schulen" war.
Könnten Sie mir bitte ihre Meinung zu diesen Punkten noch mal nennen?
Liebe Frau Cakmak,
ja, die Bedingungen in dem großen Einkauf-Center waren nicht optimal; ich bin auch solche stressigen Rahmenbedingungen nicht mehr gewöhnt und habe mit Respekt an die dort Beschäftigten gedacht, die zudem - wie überall im Einzelhandel - seit Monaten um eine Verbesserung ihrer Einkommens- und Arbeitsbedingungen kämpfen.
Gerne skizziere ich meine Sichtweise zur Schul- und Bildungspolitik. Ich möchte Sie auch darauf hinweisen, dass Sie über das Internet unsere programmatischen Vorstellungen detallierter kennenlernen können.
Aus meiner Sicht ist zentral: Die Situation der schulischen Bildung und beruflichen Ausbildung ist in Hamburg desolat und wer dies verändern will, muss zu Sofortmassnahmen auf verschiedenen Baustellen bereit sein. Die Partei DIE LINKE plädiert daher für eine Doppelstrategie: Auf mittlere Sicht müssen wir zu einer grundlegenden Veränderung des gegliederten Schulsystems kommen; wir müssen diese Veränderung zwar sofort einleiten, aber ein neuer Typ von Schule kann nur in Jahren entwickelt werden. Kurzfristig müssen wir daher einige Verbesserungen auf den Weg bringen, damit auch die jetzt in der Ausbildung steckenden Generationen sich unter anderen Bedingungen entwickeln können.
Was sollten wir in Hamburg sofort verändern und dazu auch eine entsprechende Umschichtung in den öffentlichen Finanzen vornehmen ?
1. Wir brauchen eine quantitative und qualitative Verbesserung der Kitas und des Vorschulangebots. Die Gebühren müssen entfallen und die sozialen Zugangsbarrieren (für Hartz IV Betroffene ) müssen eingerissen werden.. Vor allem brauchen wir eine Ausweitung entsprechender Bildungsangebote für Kinder mit Migrationshintergrund.
2. Die Hauptschule wird zurecht von allen politischen Kräften als nicht zukunftsorientiert eingeschätzt. Ein Zwei-Säulen-Modell (Stadtteilschule und Gymnasium), wie von der CDU geplant, ist m.E. eine unzureichende Alternative. Wir wollen daher einen neuen Schultyp (Schule für alle), in dem unterschiedliche Begabungen und Neigungen individuell gefördert werden können. DIE LINKE will ein integriertes Schulsystem von der ersten Klasse bis zum Abschluss der Sekundarstufe I (10.Klasse) für alle Kinder. Diese neuartige Schule (die es in anderen europäischen Ländern als Regelfall gibt) ist nicht zum Nulltarif zu haben. Die Ausstattung der Schulen mit Personal muss deutlich besser werden.
Die Belastung der Familien mit Kindern durch Gebühren im Bildungsbereich muss gestoppt, die Gebühren für Kitas, Vorschulen, Lernmittel, Jugendmusikschule, Volkshochschule und Universitäten müssen zurückgenommen werden. Außerdem wollen wir umgehend kleinere Klassen und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen des Lehrpersonals.
3. Ganz dringlich sind sofortige Verbesserungen in der beruflichen Bildung. Alle jugendlichen Schulabgänger müssen einen Ausbildungsplatz im dualen System oder in vollzeitschulischen, vollqualifizierenden Ausbildungsgängen erhalten. Betriebe, die nicht ausbilden, müssen durch eine Ausbildungsplatzumlage an den Ausbildungskosten angemessen beteiligt werden.
4. Schließlich treten wir für die Abschaffung der Studiengebühren und eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen an den Hochschulen ein.
Soweit eine grobe Skizze. Über unser Landesbüro können Sie gerne weiteres Informationsmaterial anfordern. Ich wünsche Ihnen für Ihre Aufgabe alles Gute
und verbleibe mit freundlichen Grüssen
Joachim Bischoff