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Joachim Bigus
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Frage von Yvonne W. •

Frage an Joachim Bigus von Yvonne W. bezüglich Familie

Behinderter Mann (zur Zeit Maßarbeit) das erste Mal die Gelegenheit zu arbeiten. Drei Kinder die ich bildungsmäßig nicht fördern kann, ich wieder arbeitslos. Fleisch gibs höchstens mal am Wochenende. Steuererhöhung. Dann gibts bei den Fleischpreisen keins mehr. Arbeitete bei Aldi. Dort gibt es außer dem Filialleiter nur noch Teilzeitstellen. Entweder man sorgt dafür, dass Vollzeitstellen geschaffen werden, oder Sie nehmen meine Kinder, da es einen Verdienst da oben umsonst gibt. Wann ändert sich das?

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Antwort von
DKP

Sehr geehrte Frau Wansart,

zunächst einmal ganz ehrlich: konkret und persönlich kann ich Ihnen nicht helfen und glaube auch nicht, daß das einem anderen Kandidaten oder Abgeordneten möglich ist.

Ihre Frage und ihre Lage machen allerdings einmal mehr deutlich, daß sich einiges in diesem Lande ändern muß. "Über das Fleisch, daß in der Küche fehlt, wird nicht in der Küche entschieden", schrieb Bertolt Brecht. Ihre Situation zeigt auch, wie eng Familienfragen, Arbeitsmarkt, Sozial- und Steuerpolitik zusammenhängen. Die Linkspartei fordert:
- Ausbau der Kinderbetreuung in allen Altersstufen, von Krippen über Kindergärten bis Ganztagsschulen; bei Teilzeit Recht auf Rückkehr in Vollzeit(das ist genauer ausgeführt auf www.kandidatenwatch.de bei "Standpunkt der Partei")
- höhere Löhne, dadurch mehr Kaufkraft und Binnennachfrage - das ist natürlich nicht Sache des Bundestages, sondern der Tarifparteien, aber die Politik kann die Gewerkschaften in diesem Konflikt stärken oder schwächen, die "Reformpolitik" von Schröder bis Merkel schwächt sie durch Hartz IV und Angriffe auf die Tarifverträge, wir wollen sie stärken durch Stärkung der Tarifverträge und einen gesetzlichen Mindestlohn gegen Billiglöhne und Lohndumping
- Umverteilung der vorhandenen Arbeit durch kürzere, nicht längere Arbeitszeiten - auch hier kann die Politik die Gewerkschaften stärken oder schwächen
- Öffentliche Investitionen, z.B. in bessere Kinderbetreuung und Bildung(s.o.) Alle diese Maßnahmen würden ihre Situation unmittelbar verbessern. Aber wer soll das bezahlen? Wir meinen: Diejenigen, die sich seit Jahrzehnten die Taschen immer voller machen - darum fordern wir eine andere Steuerpolitik, die nicht die Steuern auf Arbeit und Verbrauch (z.B. Mehrwertsteuer) immer höher schraubt und Besserverdiener und Vermögende entlastet, sondern diese Entwicklung wieder umkehrt.

Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer, wenn Sie fragen "Wann ändert sich das?" Wer den Reichen nichts nimmt, kann den Armen nichts geben - nur so leicht lassen die Reichen sich nichts nehmen. Ich will Ihnen keine Versprechungen machen. Eine starke linke Fraktion könnte die sozialen Mißstände deutlicher machen und Menschen wie Ihnen dadurch eine Stimme geben - aber ändern würde sich dadurch erst einmal wenig. Dafür wird es nötig sein, daß alle Opfer und Gegner der herrschenden Politik ihre Stimme nicht nur bei Wahlen abgeben, sondern sie auch zwischen den Wahlen deutlich erheben. Die Montagsdemonstrationen waren da ein guter Ansatz, der leider wieder verebbt ist.

Ich weiß, all meine Worte helfen Ihnen nicht unmittelbar - ich hoffe trotzdem, Ihre Frage beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Achim Bigus