Frage an Jens-Peter Heuer von Tatjana H. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Dr. Heuer,
der Deutsche Kinderschutzbund will Mitte September in einer Aktion auf die Kinderarmut in Deutschland aufmerksam machen. Fühlen Sie sich davon betroffen? Werden Sie die Aktion unterstützen? Was tun Sie gegen die massenhafte Kinderarmut auch in Ihrem Bezirk?
Freundliche Grüße
Tatjana Herbst
Sehr geehrte Frau Herbst,
ja, ein Jugendamt und sein Stadtrat sind von Kinderarmut betroffen. Armut von Kindern in Deutschland ist nicht durch Hungerödeme gekennzeichnet und nicht im Vergleich zu Dritte-Welt-Ländern zu sehen. Und auch die Zahl der Minderjährigen mit Sozialhilfe erscheint mir nur als mittelbarer Anzeiger eines Phänomens, das wir als Kinderarmut begreifen. Arme Kinder in Deutschland sind nicht nur durch unmittelbaren Geldmangel von Armut betroffen. Ich will auf drei Gruppen aufmerksam machen und die Hilfen nennen, die wir leisten:
Kinder alleinerziehender Mütter - "traditionell" eine der ärmsten Gruppe in Deutschland.
* Wir leisten hier kindschaftsrechtliche Unterstützung für Mütter als Unterhalts-Beistandschaft, zur Durchsetzung finanzieller Forderungen des Kindes,
* Wir bieten Vormund oder Pfleger, (wenn die Kinder ohne ausreichende elterliche Vertretung in Deutschland sind - Sorgerechtsentzüge, alleinreisende Minderjährige).
* Wir gewähren Unterhaltsvorschuss immerhin bis zum 12. Lebensjahr (Schweden z.B. bis zur Volljährigkeit - da haben wir noch eine Aufgabe)
Ausländische, Kinder mit Behinderungen oder Kinder ohne ausreichende gesellschaftliche /schulische/ vorschulische Integration - auch sog. Straßenkinder.
* Wir finanzieren Eingliederungshilfe für körperlich, geistig und seelisch behinderte Kinder
* Wir stellen Monat für Monat knapp 200 Plätze zur Berufsvorbereitung junger Menschen zur Verfügung - zusätzlich zum herkömmlichen Angebot.
* Wir organisieren gemeinsame Projekte mit Schulen.
* In Wohn- und Lernprojekten wie Pro Max helfen wir Straßenkindern und Aussteigern niedrigschwellig auf die Beine - mit Bett und Betreuung (auch stundenweise) und ersten Arbeitsintegrationsversuche bei engagierten bezirklichen Jungunternehmern.
Kinder mit einem überforderten Zuhause und mangelhaften Entfaltungsmöglichkeiten
Wir leisten Angebote der Jugendförderung, die auch die Eltern erreichen und entlasten. Wenn es nötig wird, leisten wir Erziehungshilfe im Haushalt der Eltern mit Familienhelferinnen oder entlasten die Eltern mit Angeboten außerhalb des Haushalts in Tageseinrichtungen und 24-Stunden-Unterbringung - bis sie wieder das Heft in die Hand nehmen.
Was Ihre konkrete Frage betrifft: Die Aktion des Deutschen Kinderschutzbundes unterstützen wir. Das Bezirksamt hat die Fläche unentgeltlich zur Verfügung gestellt und ich werde auch vor Ort sein.
Mit freundlichen Grüßen
Jens-Peter Heuer