Frage an Jens-Peter Heuer von Andreas H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Welches Konzept haben Sie für die Integration der ausländischen Mitbürger im Bereich Turmstraße und welche neuen Impulse wollen Sie für die wirtschaftliche Entwicklung dieses Unterzentrums einbringen?
Sehr geehrter Herr Haase,
zunächst muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich erst jetzt dazu komme, Ihre Frage zu beantworten. Ich war in den vergangenen drei Wochen in Urlaub - was hier schon zu besorgetn Fragen hinsichtlich meiner Existenz geführt hat.
Sie werden verstehen, wenn ich Ihnen sage (besser: schreibe), dass ich kein spezielles Konzept zur Integration der ausländischen Mitbürger im Bereich der Turmstraße habe. Aber ich habe - gerade durch meine Arbeit als Jugendstadtrat in den vergangenen fünf Jahren - bestimmte Erfahrungen hinsichtlich der Integrationsbemühungen bei Kindern und Jugendlichen, und vielleicht darf ich die wichtigsten vorstellen:
1. Schlüssel zur Integration ist die Fähigkeit zum Dialog, zur Kommunikation - und damit die Sprache. Im Jugendamt wird an vielen Stellen an der Verbesserung der Sprachfähigkeit gearbeitet, in besonderem Maße im Bereich der Kindertagesbetreuung. Im Bezirk ist dazu in den vergangenen Jahren viel geschafft worden. In allen bezirklichen Kindertagesstätten wurde die Sprachförderung zum zentralen Thema der Bildung und Erziehung. Wir haben in jeder Einrichtung (tatsächlich: in jeder) eine Kollegin, die entsprechend fortgebildet wurde; wir haben flächendeckend Sprachstandsmessungen durchgeführt (Stichwort: Bärenstark) und darauf aufbauend individuelle Förderpläne erarbeitet. Diese Erfahrungen sind auch in das Berliner Bildungsprogramm eingeflossen. Ich unterstütze die Bemühungen, in nächster Zukunft ein bezirkliches "Sprachförderzentrum" einzurichten, dass sich auch der Qualifizierung der frühkindlichen Sprachförderung widmen soll (als Standort ist übrigens ein bezirkliches Gebäude in der Turmstraße im Gespräch.) Besonders wichtig ist mir dabei die Einbeziehung der Eltern, und so habe ich, haben wir Projekte gefördert und unterstützt, die sich der Sprachkompetenz der Eltern zugewandt haben (Stichwort: Hippy-Projekt der AWO).
2. Wer intergativ wirken will, muss wissen, von welchen Voraussetzungen sein Gegenüber ausgeht: neudeutsch heißt das, die "interkulturelle Kompetenz" der Mitarbeiter/innen der Verwaltung zu erhöhen (und manchmal erst zu schaffen). Wir haben viel zu wenige Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund und auch entsprechenden Sprachkenntnissen in unserer Verwaltung (und das wird auch auch kaum ändern) - also müssen wir über breite und vielfältige Weiterbildung Hintergünde und Anlässe von Migration, kulturelle Werte und Prägungen von Migrantinnen und auch rechtliche Situationen deutlich machen. Dabei wirken meine Kolleginnen nicht nur in die Verwaltung hinein: So arbeiten Sozialarbeiterinnen und Psychologinnen auch mit islamischen Einrichtungen und mit Moscheevereinen zusammen.
3. Migrantinnen und Migranten (unabhängig davon, ob Sie über einen deutschen Pass verfügen) benötigen häufig und erhalten häufig besondere Unterstützung beim Übergang Schule - Ausbildung - Beruf. In unseren Jugendberatungshäusern (eines davon in Mobait in der Bredowstraße) gibt es spezifische Angebote für diesen Kreis der Jugendlichen, und viele freie Träger der Jugendarbeit haben sich für dieses Spektrum mit sprach- und landeskundigen Mitarbeiterinnen verstärkt. Wer im K 3 in der Kirchstraße oder im Schlupfwinkel ist, wird sehen, wie nötig und sinnvoll das ist.
Sehr geehrter Herr Haase,
zu neuen Impulsen für die wirtschaftliche Entwicklung kann und will ich mich nicht äußern. Ich finde immer, man sollte nur zu dem etwas sagen, wovon man auch wirklich etwas versteht, und bei mir ist das insbesondere die Jugendarbeit und der Finanzbereich. Ich will mich auch nicht mit fremden Federn schmücken.
In der Hoffnung, dass die Antwort nicht zu lang ausgefallen ist, und mit besten Grüßen
Ihr Jens-Peter Heuer