Frage an Jens Eckleben von Moritz K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Wie erklären sie sich den Ursprung des Deutschen Volkes und dessen abendländliche Identität in Abgrenzung zu völkischem Rassismus?
Haben sie sich mit der postkolonialen Geschichte der Hansestadt Hamburg auseinandergesetzt?
Wie stehen sie zu den Demonstrationen von Legida und Pegida?
Würden sie an diesen Demonstrationen in ihrem Geburtsbundesland teilnehmen?
Was wäre, wenn Sachsen unter einer rechtsnationalen Regierung seine Unabhänigigkeit und den Austritt aus der EU erklären würde und sie abgeschoben würden - wären sie damit einverstanden?
Lieber Herr Krauss,
ich versuche so gut als möglich, auf Ihre Fragen zu antworten. Bei einigem habe ich allerdings ein Verständigungsproblem.
Zu 1.: Wie erklären sie sich den Ursprung des Deutschen Volkes und dessen abendländliche Identität in Abgrenzung zu völkischem Rassismus?
Ich bin kein Historiker und sehe es als Laie nicht als meine Aufgabe an, über den „Ursprung des Deutschen Volkes“ zu sinnieren. Ihre Frage scheint mir mißverständlich formuliert und im Ausdruck erinnert mich das an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte. Völkischen und jeglichen anderen Rassismus lehne ich ab.
Zu abendländischen Identität: Dass Europa durch den christlichen und jüdischen Glauben, geläutert durch die Zeit der Reformation und Aufklärung, geprägt wurde, sollte außer Frage stehen.
Ich befürworte einen inklusiven Nationalismus oder Patriotismus, der moderat ist. Es geht dabei um die Integration aller Teilgruppen einer Gesellschaft, unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung und ihrer kulturellen Identität. Viele Länder leben dieses Gefühl der Verbundenheit mit der Heimat und gerade Einwanderungsländer können diesen Patriotismus als Bindeglied für ihre neuen Bürger nutzen.
Inklusiver Patriotismus setzt sich für die Werte und Symbole seiner Nation einsetzen und billigt dies auch allen anderen Nationen zu. Im Fußball klappt das. Im Alltag schrecken viele noch davor zurück. Viele Menschen auf der ganzen Welt beneiden uns um alle die positiven Seiten unseres schönen Landes:
- die kulturelle, wirtschaftliche und wissenschaftliche Tradition, unsere Museen und Universitäten …
- die demokratische Verfassung respektive unser Grundgesetz, unser Steuerrecht, unsere Gerichte …
- die ausgeprägte Sozialstaatlichkeit und unser Gesundheitswesen,
- wirtschaftliche Erfolge und unser internationales Ansehen.
Zu 2.: Haben sie sich mit der postkolonialen Geschichte der Hansestadt Hamburg auseinandergesetzt?
Diese Aufgabe der Aufarbeitung dieses Teils Hamburger Geschichte hat der Senat der Hansestadt Hamburg meines Wissens erst im Juli 2014 Prof. Jürgen Zimmerer übertragen. Ich denke, dieses Spezialgebiet ist dort in besten Händen und ich werde zu gegebener Zeit gern die Ergebnisse lesen. Ich bin kein Historiker. Da ich familiäre Wurzeln nach Namibia habe und ein an Literatur interessierter Mensch bin, ist mir aus der Kolonialzeit Deutschlands einiges bekannt.
Zu 3.: Wie stehen sie zu den Demonstrationen von Legida und Pegida?
Als 1989er Montagsdemonstrierer kenne ich zunächst einmal das Gefühl, wenn man von Woche zu Woche in einer immer größeren Menschenmenge auf die Straße geht und merkt, da bewegt man etwas. In unserem schönen Land haben wir ein tolles Grundgesetz. Nach Art. 5 haben wir die freie Meinungsäußerung und nach Art. 8 darf sich Jeder friedlich versammeln.
Da es aber um Inhalte geht, habe ich mir das Positionspapier von PEGIDA mit den 19 Punkten angesehen und bin über die Sachlichkeit und Differenziertheit erstaunt gewesen. Die Schweriner Volkszeitung hat diese 19 Punkte auf Ihrer Onlineseite am 12. Januar 2015 veröffentlicht: http://www.svz.de/mv-uebersicht/mv-politik/das-19-punkte-positionspapier-id8665346.html
Das klingt weder „ausländerfeindlich“ noch klingt das „rassistisch“, sondern benennt – im Rahmen des Grundgesetzes - Defizite deutscher Politik in Bezug auf Asylpolitik wie im fehlenden Einwanderungsrecht und einiges mehr.
Allerdings betrachte ich mit Sorge, daß einige kleinere Veranstaltungen anscheinend von bekannten Rechtsextremisten besucht oder eventuell initiiert wurden. Sowohl die Organisatoren als auch die Besucher dieser Demonstrationen sollten sich in diese Richtung – von jedem Extremismus - klar abgrenzen. Die Linksextremisten befinden sich ja sowieso bei den teils gewalttätigen Gegendemonstrationen. Warum allerdings Politiker und Gewerkschaften sich von extremistischen Gruppen nicht abgrenzen, verstehe ich nicht.
4. Würden sie an diesen Demonstrationen in ihrem Geburtsbundesland teilnehmen?
Wenn ich Zeit hätte, würde ich mir sehr gern zunächst erst einmal selbst ein Bild davon machen, also JA, wie z.B. Alexander Gauland und auch andere AfD-Mitglieder dies bereits getan haben, ich würde teilnehmen und mit den Menschen sprechen.
5. Was wäre, wenn Sachsen unter einer rechtsnationalen Regierung seine Unabhänigigkeit und den Austritt aus der EU erklären würde und sie abgeschoben würden - wären sie damit einverstanden?
Diese Frage ist mir zu verquer. Wieso sollte Sachsen – obwohl Freistaat, im Alleingang seine Unabhängigkeit gegenüber der EU erklären? Und wieso sollte ich – von wo und wohin – abgeschoben werden?
Mit verwundertem Gruß
Jens Eckleben
P.S.: Sind Sie nicht Listenkandidat Nr. 4 der Piraten von Hamburg?