Frage an Jens Eckleben von Stephan S.
Sehr geehrter Herr Eckleben, die AfD hat leider den Ruf, Vorurteile gegen Homosexuelle zu haben. Jetzt gibt es eine Bundesinteressengemeinschaft für Homosexuelle in der AfD, die für die Gleichstellung von Ehe und ELP eintritt, wie dies auch das BVerG fordert. Die Kölner AfD hat bereits einige positive Programmpunkte für Schwule und Lesben beschlossen. In der Metropole Hamburg kein Wort. Wie die Presse berichtet, lehnt die Hamburger AfD angeblich sogar die Förderung des schwul-lesbischen Filmfests ab - aus weltanschaulichen Gründen. Meinen Sie wirklich, dass die Politik sich mit so einer Begründung in die Kulturarbeit einmischen darf? Wie sehen Sie Homosexuelle als wirtschaftlich wichtige Gruppe in einer Metropole wie Hamburg (CSD usw.)?
Lieber Herr S.,
Sie sagen es! Leider hat die AfD diesen Ruf, den ich so aus persönlicher Erfahrung nicht nachvollziehen kann. Abgesehen davon, habe ich durch Ihre Fragen inspiriert, gerade den Artikel auf Queer.de entdeckt und bin etwas überrascht.
1. Die schwul-lesbischen Filmtage sind für mich persönlich fester Bestandteil der Hamburger Filmszene, wie das Kurzfilm-Festival oder das Fantasy-Filmfest. Ich habe keine Ahnung, wer die Fragen beim WAHL-O-MAT beantwortet hat, werde mich aber darum kümmern. Meine Meinung spiegelt das auf jeden Fall nicht wider.
2. Wir haben eine Reihe Homosexueller in der AfD-Hamburg, die sich meines Wissens sehr wohl fühlen. Einige meiner Freunde sind homosexuell. Mir ist es persönlich völlig egal, wer wen liebt. Bürgerlich-Liberal-Konservativ und Schwul (oder lesbisch) schließen sich nicht per se aus. Die erste Landes-Schriftführerin der AfD-Hamburg war übrigens lesbisch und wurde in den Landesvorstand gewählt.
Was mich manchmal stört, ist die Aggressivität, mit der von einigen Aktivisten und Funktionären schwul-lesbische Anliegen in die Öffentlichkeit getragen werden. Ich habe Verständnis für Eltern, die besorgt sind, weil in Baden-Württemberg, Niedersachsen und anderen Bundesländern sexuelle Themen sehr früh und massiv in Lehrpläne eingearbeitet werden sollen. Darüber muß man miteinander diskutieren. Aber auch hier herrscht eine große Aggressivität gegenüber Andersdenkenden.
Und das wir uns dafür einsetzen, radikale Islamisten in Hamburg zu stoppen, diese gefährliche Ideologie in die Schranken zu weisen, dürfte der Szene in Sankt Georg eher zu Gute kommen. Denn gerade dort ist es immer wieder zu blutigen Überfällen auf Schwule gekommen und die Homophie ist im Viertel hinter dem Hauptbahnhof weit verbreitet unter jungen, aggressiven Muslimen.
Homosexuelle sind in Hamburg eine feste Größe, sowohl wirtschaftlich, wie kulturell. Und das ist gut so. Allerdings gibt es auch unter diesen einige wenige Intolerante. Ich kann mich noch daran erinnern, daß ich mit einem eigenen Themenwagen am CSD 2011 teilnehmen wollte. Das wurde abgelehnt. Für wie groß halten Sie die Chance, daß wir am CSD 2015 mit einem AfD-Wagen und unserer "BIG Homosexuelle in der AfD" teilnehmen dürfen? Mirko Welsch wäre auf jeden Fall dabei. Und ich - obwohl Hetero - würde dabei sicher auch Spaß haben.
Herzliche Grüße
Jens Eckleben