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Janosch Dahmen
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Joachim Maurice M. •

Wie priorisieren Sie ganz persönlich „Patientensicherheit“, wenn ab 2022 EU-weit mutmasslich gesundheitsschädliches Titandioxid in Lebensmitteln zwar verboten, in Medikamenten aber erlaubt bleibt?

Die EU-Kommission hat ab 2022 den Einsatz von Titandioxid in allen Lebensmitten verboten und folgt damit dem Vorsorge- und Präventiongedanken im Sinne des Verbraucherschutzes in allen Mitgliedsstaaten, also auch in Deutschland. Das ist gut! Bei der Herstellung und Inverkehrbringung von Arzneimitteln, die in besonderer Weise das Vertrauen des Konsumenten bedingen, gilt diese Regel nicht. Das ist schlecht! Die Pharmawirtschaft adressiert das Argument in Gefahr stehender Versorgungssicherheit oder gar unterbrochener Lieferketten an die Politik, um entweder dauerhaft von der Regel ausgeklammert zu bleiben oder mindestens Übergangsfristen von sehr vielen Jahren auszuhandeln.

Wie werden Sie als Mitglied des Gesundheitsausschusses auf das Thema reagieren? Ist Patientensicherheit weniger „wert“, als allgemeiner Verbraucherschutz? Können Sie bitte Stellung nehmen zu der Frage, warum die Politik hier erkennbar gegenüber marktmechanistischen Argumenten der Pharma-Lobby einbricht?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr M.,

vielen Dank für Ihre Nachricht zur Verwendung von Titandioxid in Arzneimitteln.

Das können wir auf nationaler Ebene nicht hinreichend beeinflussen. Zu bedenken ist hierbei im Übrigen ein Zielkonflikt: Einerseits müssen die Verbraucher auch bei Arzneimitteln vor einem als gesundheitsgefährdend geltenden Stoff geschützt werden. Andererseits müssen auch die Interessen der Patientinnen und Patienten bedacht werden. Würde man den Inhaltsstoff Titandioxid sofort verbieten, würden etliche sehr wichtige Medikamente wegfallen, weil diese aktuell noch Titandioxid enthalten und eine Neuformulierung Zeit benötigt. Aus unserer Sicht sollte daher zumindest ein Ausstiegsszenario entworfen werden, das den Arzneimittelherstellern die Möglichkeit gibt, ihre Präparate wissenschaftsbasiert neu zu formulieren. Begonnen werden könnte sehr rasch mit den Arzneimitteln, für die bereits Alternativen zu Titandioxid existieren.

Ich hoffe ich konnte Ihnen mit dieser Antwort weiterhelfen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Janosch Dahmen

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