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Jan Korte
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Frage von Sven Z. •

Frage an Jan Korte von Sven Z. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Korte,

Sie schreiben in einer Ihrer Antworten, die Linkspartei strebt eine freiheitliche Gesellschaft an. Soweit ich weiss, moechte die Linkspartei allerdings die sozialistische Elemente (Verstaatlichungen, Preis-/Lohnregulierungen, etc.) in unserem Land verstaerken. Das ist das ganze Gegenteil und Bedeuted Einschraenkung von Freiheit.

Auch sind Sie noch sehr jung und haben die DDR nicht im Erwachsenenalter erlebt. Sie war allerdings ein schoenes Beispiel dafuer, dass a) ein sozialistisches Wirtschaftssystem (staatliche Unternehmen und geplante Wirtschaftsaktivitaeten) nicht funktioniert und dass b) Sozialismus nur in einem diktatorischen System und nicht in einer Demokratie existieren kann. Wie soll es auch anders sein, denn Eingriffe in die Eigentums- und Persoenlichkeitsrechte und das Einschraenken der individuellen Entfaltungsmoeglichkeiten sind ja im Grunde nichts anderes als eine Einschraenkung von Freiheit.

Wie erklaeren Sie sich diesen Widerspruch zwischen Ihrem Anspruch eine freiheitliche Gesellschaft anzustreben und der Tatsache, dass das im Gegensatz zu dem Programm Ihrer Partei steht?

Viele Gruesse,
Sven Zimmermann

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Zimmermann,

auch auf Ihre zweite Frage möchte ich Ihnen gerne antworten. Dennoch scheinen einige Missverständnisse vorzuliegen. Zum ersten konnte ich nicht nur aufgrund meines noch jungen Alters die DDR als Erwachsener, wie Sie schreiben, nicht miterleben, sondern auch, weil ich in Osnabrück großgeworden bin.
Auch möchte ich mit dem Missverständnis aufräumen, dass der real existierende Sozialismus in der DDR als Sozialismusmodell überhaupt wahrgenommen wird. Die DDR hat in wirtschaftlicher Hinsicht, und darauf beziehen Sie sich ja, vielerlei nachhaltige und gravierende Fehler gemacht. Zu einem großen Teil waren diese Fehler im System der DDR selbst begründet, zu einem aber nicht zu vernachlässigenden Teil jedoch auch äußeren Umständen und Einflüssen geschuldet. Das aber nur am Rande.

Ich sehe keinen Widerspruch zwischen einer sozialistischen Gesellschaft und bürgerlicher, wie individueller Freiheit des Einzelnen. Ganz im Gegenteil, Sozialismus ist nur durch die Gewährung und den Schutz der Freiheit ein wirklicher, demokratischer Sozialismus. DIE LINKE strebt deshalb eine Gesellschaft des demokratischen Sozialismus an, eine Forderung, die im übrigen auch aus den Erfahrungen und Verbrechen, die in der DDR begangen wurden, gezogen wurde. Ich glaube deshalb nicht, dass Sozialismus nur in einem diktatorischen System ohne Demokratie
existieren kann. Sozialismus in einem diktatorischen System ist kein Sozialismus. Dennoch streite ich für eine differenzierte Betrachtung der DDR.

Zu Ihrer zweiten Kritik, die Wirtschaftsweise im Sozialismus betreffend, möchte ich Ihnen folgendes antworten. DIE LINKE will nicht sämtliche Unternehmungen und Betriebe verstaatlichen und die Besitzer enteignen. DIE LINKE streitet für ein solidarisches, ökologisches, nachhaltiges und gerechtes Wirtschaftssystem, in dem die Teilhabe und Mitsprache der ArbeitnehmerInnen und Menschen in einer Gesellschaft verankert sind und ausgebaut werden. Vor allem Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge
dürfen nicht den Marktgesetzen unterliegen, sondern müssen in erster - bis zur letzten - Linie dem Wohle der Menschen in einer Gesellschaft dienen. Neoliberale Privatisierungen, wie sie die rot-grüne und die große Koalition nun unterstützen, erfüllen diese aufgezählten Kriterien nicht. Aktuell können wir doch täglich beobachten, wohin uns die Finanzspekulationen des finanzmarktgetriebenen Kapitalismus geführt
haben. Milliarden Euro wurden an den Börsen verzockt, Hedgefonds zerstören Millionen von Arbeitsplätzen und die Politik hat auch noch jedes Regelungsinstrument für derartiges Wirtschaften in den vergangenen Jahren abgeschafft. Nun, und das kann man der Partei DIE LINKE nicht vorwerfen, will sogar die große Koalition Banken und Manager enteignen, um zu retten was noch zu retten ist.

Mit freundlichen Grüßen

Jan Korte

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