Frage an Jakobus Fröhlich von Judith A. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Fröhlich,
Sind Sie offen für ein bedingungsloses Grundeinkommen?
Setzen Sie sich systematisch damit auseinander?
Können Sie sich vorstellen, sich dafür zu engagieren?
Mit freudlichem Gruß,
* J.S. Abele
Hallo, Judith Abele,
Ihre Frage nach dem bedingungslosen Grundeinkommen muss ich differenziert beantworten. Ich bin unbedingt dafür, dass Menschen die unverschuldet in Not geraten sind oder kein eigenes Einkommen haben können, von der Gesellschaft - in unserem Fall von der Gemeindeverwaltung Unterstützung bekommen.
Ein staatliches "bedingungsloses Grundeinkommen" für jeden, was in letzter Zeit verstärkt diskutiert wird, halte ich aber nicht für richtig. Das krasseste was ich dazu gehört habe war der Plan des Besitzers der DM-Drogerie-Märkte. Er vertritt das "bedingungslose Grundeinkommen" - und will es finanziert wissen durch eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf 50%. D.h. die einfachen Menschen werden geschröpft, damit alle eine Wohnung und Nahrungsmittel haben - die Konzerne und Banken sind voll aus der Verantwortung.
Angesichts der bedrohlich wachsenden Massenarbeitslosigkeit, der Armut und des Hungers, was ja die Diskussion um das "Grundeinkommen" ausgelöst hat, schlage ich einen anderen Weg vor.
Kurzfristig, indem der durch die gesteigerten Produktivität und durch die Profitsteigerung ausgelösten Arbeitsplatzvernichtung durch die Monopole energisch entgegengetreten wird. Das ist die Ursache, dass Millionen aus dem Arbeitsprozess verdrängt wurden und dann nicht mehr wissen, wovon sie leben sollen. Die durch höhere Produktivität weniger gewordenen Arbeit muss unbedingt auf mehr Schultern verteilt werden. Das geht auch - durch die radikale Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich - ich will sagen auf Kosten der Profite, nicht durch Kurzarbeit auf Kosten der Allgemeinheit. Konkret bedeutet dass den Kampf zur Durchsetzung der 30-Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich, und das international. Das schafft und erhält allein bei uns Millionen von Arbeitsplatzen.
Langfristig strebt die MLPD und ich eine andere, eine sozialistische Gesellschaftsordnung an, in der jeder Arbeitsfähige auch arbeiten kann und Arbeit bekommt. Und wo der gemeinschaftlich produzierte Reichtum auch bei den Produzenten und bei der Gesellschaft bleibt und nicht in Form von Profiten von den Spekulanten, Banker und Konzerne abgesogen wird. Dieser produzierte Reichtum wird an die Produzenten verteilt. Im Sozialismus je nach Leistung zum Teil direkt an die Arbeiter und Angestellten. Nicht wie es der Antikommunismus dümmlich an die Wand malt, dass alles verteilt wird und dann nichts mehr da ist zum investieren usw. Ein Grossteil wird indirekt in den gesellschaftlichen Einrichtungen für kostenlose Bildung, Krankenversorgung, Altersversorgung, für Verteidigung, Reserven, Neu-Investitionen angelegt.
Auf der Stufe des Kommunismus kann das Verteilungsprinzip für den gesellschaftlich produzierten Reichtum die Verteilung nach den Bedürfnissen der einzelnen sein. Das setzt aber eine noch höhere Stufe der Produktivität und ein hohes sozialistisches Bewusstsein in der Gesellschaft voraus, in der die Arbeit zu einem ersten Lebensbedürfnis geworden ist.
Meine Grundauffassung ist, dass die Arbeit elementarer Teil des Menschen, für seine Entwicklung, sein Reife, seine Würde und seine schöpferische Entfaltung ist. Arbeitslosigkeit zerstört Menschen. M.E. muss eine andere Lösung als das bedingungslose Grundeinkommen her.
Herzliche Grüße
Jakobus Fröhlich