Frage an Ingo Wellenreuther von Jan-Niclas M. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Wellenreuther,
in ihrer Antwort an Herrn Mario Stiefel, bezüglich eines Verbotes von gewaltverherrlichenden Computerspielen, antworten sie, das sie es für wünschenswert halten über ein generelles Herstellungs- und Verkaufsverbot von virtuellen Killerspielen nachzudenken.
Sicherlich ist es wünschenswert, dass Kinder vor gewalttätigen Spielen/Filmen etc geschützt werden, doch zweifele ich nach dieser Antwort, ob Sie jemals aktiv das sogenannte "Internet" benutzt haben. Als Internet-Nutzer sollte Ihnen klar sein, dass die genannten Killerspiele im Netz nahezu überall zum Download bereit stehen, selbst für einen neunjährigen Internet-Nutzer ist es ein äußerst einfaches Unterfangen, sich jegliche Form von gewaltätigen/pornographischen Videos/Filmen/Spielen auf seinen Rechner zu downloaden.
Was soll ein Verbot der Herstellung und des Verkaufs demnach bringen?
Die Spiele/Filme/Videos werden einfach im Ausland produziert und im Internet heruntergeladen, anstatt sie zu kaufen.
Wo liegt also der Sinn eines Verbotes? So böse es auch klingen mag, aber mir bleiben nur zwei Schlüsse übrig, weshalb sie solch ein Verbot fordern:
1. Sie haben keine / kaum Ahnung vom Internet und glauben wirklich, ein Verbot würde unsere Jugend retten oder
2. sie machen dem Klischee unserer Politiker alle Ehre und halten lieber populistische Ansprachen, anstatt sich ernsthaft Gedanken über die Ursachen der umgreifenden Jugendkriminalität zu machen und dementsprechend zu handeln.
Ich würde mich sehr über eine Antwort innerhalb der nächsten 6 Monate freuen.
Mit Freundlichen Grüßen,
Jan-Niclas Müller
Sehr geehrter Herr Müller,
was mir an Ihrer Frage besonders gut gefällt ist der freundliche Duktus, mit dem Sie sich an mich wenden.
In der Sache sind beide Ihrer Interpretationen leider unzutreffend. Sie hätten mich auch missverstanden, wenn Sie glaubten, ich hielte allein ein mögliches Verbot von gewaltverherrlichenden Computerspielen für ein ausreichendes und wirksames Mittel, gegen Jugendgewalt vorzugehen. Denn allein wenn man bedenkt, dass 90% der betreffenden Computerspiele aus dem Ausland stammen, ist klar, dass es nicht allein ausreicht, nur die im Inland hergestellten Spiele zu verbieten. Als Bestandteil einer Gesamtstrategie halte ich es aber für wünschenswert, auch über ein solches Verbot nachzudenken.
Hinzu kommen müssen selbstverständlich weitere Komponenten. Wenn Sie meine Presseveröffentlichungen verfolgen, können Sie erkennen, dass ich mich deshalb verstärkt und dauerhaft für Gewaltprävention einsetze. So liegt es mir beispielsweise daran, darauf aufmerksam zu machen, dass das Land Baden-Württemberg Mittel für die regionale Fortbildung für Lehrkräfte im Bereich Gewaltprävention und soziales Lernen, sowie neben einem Kontaktbüro noch 70 Gewaltpräventionsberater zur Verfügung stellt. Diese Angebote müssen von den Schulen soweit als möglich genutzt werden. Dazu kommen weitere Mittel, die außerschulische Aktivitäten betreffen. So werden beispielsweise rund 500.000 Euro für neue Projekte zur Förderung landesweiter Präventionsmaßnahmen bereitgestellt.
Auch müssen die derzeit bestehenden Möglichkeiten des Jugendmedienschutzes (etwa der Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) konsequent angewendet werden. Dabei sind alle Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, Medien bei Verdacht einer Behörde oder einem anerkannten Träger der freien Jugendhilfe zu melden. Nur auf diesem Weg können Inhalte geprüft und gegebenenfalls indiziert werden.
Notwendig ist zudem eine intensive Prüfung durch die Einrichtung „Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK)“. Unter www.usk.de steht im Übrigen insbesondere Eltern eine Prüfdatenbank zur Verfügung, mit der Altersfreigaben einzelner Titel recherchiert werden können.
Ein verantwortungsvoller und kritischer Umgang mit Medien ist ein große Herausforderung der heutigen Zeit, der sich alle Beteiligten stellen müssen: nicht nur Eltern und Pädagogen, sondern auch die traditionellen Medien, Filmproduzenten als auch die Hersteller von Videos und Computerspielen. So sind etwa Gewaltdarstellungen auch im Vorabendprogramm leider keine Seltenheit. Eltern müssen gut informiert werden und Pädagogen im Bereich neuer Medien fortgebildet werden.
Das Vorgehen gegen Gewalt ist eine Daueraufgabe, der sich die ganze Gesellschaft stellen muss. Denn gerade Jugendliche dürfen sich nicht an Gewalt gewöhnen - nicht in der virtuellen Welt und nicht im realen Leben.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Wellenreuther MdB