Frage an Ingo Wellenreuther von Lena M. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Wellenreuther,
vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. Leider sehe ich meine Fragen nicht beantwortet.
Mich würde nun aber doch interessieren, wo ich die Zahlen über die „rasant ansteigende Infektionrate“ und die Verdreifachung der Infektionen in Europa nachlesen kann. Bezieht sich diese Zahl auch auf Deutschland, wo die Impfpflicht eingeführt werden soll? Ist die Infektionsrate auch hier in den letzten Jahren gestiegen?
Eine kurze Anmerkung zu den Masernfallzahlen in Deutschland erlaube ich mir Ihnen geben: die Falldefinitionen wurden 2015 so geändert, dass mehr Fälle nun als Masernfälle gewertet werden.*
Da Sie es offensichtlich nicht für notwendig erachten, sich mit den Bedenken von Impfkritikern auseinanderzusetzen, erläutere ich Ihnen meine größten persönlichen Bedenken bezüglich der Impfpflicht beziehungsweise des Impfens:
es gibt sehr, sehr viele Beispiele von durch Impfnebenwirkung geschädigte Kinder und Erwachsene; das Impfnebenwirkung-Meldesystem wird von den Instituten selbst sowie von Ärzten als mangelhaft eingestuft.**
Sollte jemand, der durch die undurchsichtige Datenlage genauso viele Bedenken bezüglich der Impfnebenwirkungen (zu diesen können Sie einen ganz gewöhnlichen Beipackzettel lesen) wie bezüglich der durch das Impfen zu verhindernden Krankheit hat, nicht selbst darüber entscheiden dürfen, ob er sich bzw. seine Kinder impfen lässt? Die Verantwortung für meinen Impfschaden trage ich später schließlich genauso allein wie die für einen Masern-Folgeschaden.
Mit freundlichen Grüßen
L. M.
* https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Jahrbuch/Jahrbuch_2018.pdf?__blob=publicationFile S.172
**http://www.pei.de/SharedDocs/Downloads/bundesgesundheitsblatt/2004/2004-impfkomplikationen-infektionsschutzgesetz-verdachtsfaelle-arzneimittelgesetz-2001-2003.pdf?__blob=publicationFile&v=1,
https://www.aerzteblatt.de/archiv/168829/Unethische-Vorgehensweise
https://www.impfschaden.info
Sehr geehrte Frau M.,
herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung zum Thema Impfpflicht.
Die besorgniserregende Entwicklung der Anzahl von Masernfällen in Europa können Sie u.a. dem Europäischen Masern-Lagebericht der WHO entnehmen (Quelle: http://www.euro.who.int/__data/assets/pdf_file/0006/407346/Measles-Situation-report-July-2019_final-2.pdf). Nachdem 2017 „nur“ 25.863 Erkrankungen in Europa registriert wurden, sprang die Zahl auf 84.411 Fälle in 2018. Dieses Jahr haben sich alleine von Januar bis Mai bereits über 80.000 Personen mit Masern infiziert. Es scheint also klar, dass der steigende Trend auch dieses Jahr nicht aufgehalten, wahrscheinlich sogar neue Ausmaße annehmen wird.
Auch in Deutschland können wir in diesem Jahr mit einer leichten Steigung der Masernerkrankungen rechnen. Bis einschließlich der 29. Kalenderwoche kam es 2019 bereits in 457 Fällen zu einer Infektion; im letzten Jahr waren es zur selben Zeit noch 450 Infektionen (Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2019/Ausgaben/32-33_19.pdf?__blob=publicationFile, S. 311). Ungeachtet dessen sehen wir besonders durch die alarmierenden Zahlen auf europäischer Ebene Handlungsbedarf, um einer weiteren Masernwelle wie z.B. 2017, 2015 oder 2013 den Riegel vorzuschieben.
Nach geltendem Arzneimittelrecht erhält ein Impfstoff nur dann eine Zulassung, wenn nachgewiesen wird, dass er wirksam und verträglich ist. Den Nachweis muss der Hersteller in vorklinischen Untersuchungen und klinischen Prüfungen erbringen. Geprüft werden die wissenschaftlichen Belege auf EU-Ebene unter der Regie der Europäischen Arzneimittelagentur EMA (European Medicines Agency). Hierzulande liegt die Verantwortung beim Paul-Ehrlich-Institut als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel.
Auch nach der Zulassung der Impfstoffe unterliegen diese einer kontinuierlichen Sicherheitskontrolle. Generell gilt, dass es sowohl nach ärztlichem Standesrecht wie auch nach Infektionsschutzgesetz vorgeschrieben ist, Verdachtsfälle auf Impfkomplikationen an das Paul-Ehrlich-Institut zu melden. Das Institut bewertet diese Meldungen im Hinblick auf einen ursächlichen Zusammenhang mit der Impfung mit dem Ziel, mögliche Risikosignale sehr seltener Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen ergreifen zu können.
Meiner Meinung nach existiert deshalb ein umfassendes und über Jahrzehnte gewachsenes Überprüfungssystem, das durch qualifizierte wissenschaftliche Arbeit frühestmöglich gesundheitliche Gefahren entdecken kann und einen gebührenden Schutz der Bevölkerung sicherstellt.
Das gesundheitliche Wohl der Bürger in Karlsruhe und darüber hinaus hat für mich oberste Priorität. Aus den dargelegten Gründen sehe ich Impfstoffe, die sich als sicher und wirksam erwiesen haben, als geeignetes präventives Mittel, um diesem Ziel gerecht zu werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Wellenreuther