Frage an Ingo Wellenreuther von Annette N. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Wellenreuther,
Sie schreiben "Tatsächlich gelingt es auch in vielen Fällen, sich durch gezielte Behandlungen und Förderung auch von schweren gesundheitlichen Rückschlägen zu erholen."
DAS wird ja OHNHIN ALLES vorgeschaltet, und wer dann wirklich wieder leistungsfähig ist, KANN ja auch arbeiten gehen und braucht KEINE Rente! Leider sprechen (z.B. bei der GKV!) schon die Sparvorgaben der Politik dagegen, dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen.
Sie schreiben "Ich halte daher nichts davon, Erwerbsminderungsrenten unbefristet zu gewähren, weil damit die Menschen "aufgegeben" würden." Es geht NICHT darum, die Erwerbsminderungs-Rente generell unbefristet zu gewähren, es geht DARUM sie bei Notwendigkeit überhaupt zu gewähren, OHNE unmenschliche zusätzlich Belastungen (bis hin zum kompletten sozialen Abstieg in H4!) für den Kranken, der nun mal eindeutig NICHT mehr erwerbsfähig IST.
Sie schreiben "Ich möchte, dass möglichst viele Menschen durch ihre eigene Berufstätigkeit ihren Lebensunterhalt selbst sichern können und auf diese Weise selbstbestimmt handeln können, gesellschaftliche Anerkennung erfahren und sich eine soziale Absicherung bei Krankheit oder Alter schaffen."
DAS möchten WIR AUCH, TROTZ Krankheit, die uns leider daran hindert berufstätig zu sein und auf diese Weise unseren Lebensunterhalt selbst zu sichern, deshalb haben WIR wohl KEINEN Anspruch mehr auf "gesellschaftliche Anerkennung".
Denn GENAU diese soziale Absicherung bei KRANKHEIT wird UNS (durch die DRV) verweigert, obwohl wir ein Arbeitsleben lang, AUCH DAFÜR VORGESORGT HABEN. DAS ist der Widerspruch um den es HIER geht. Sie schreiben "Ich bin überzeugt, dass dies die persönliche Zufriedenheit der Menschen erhöht."
Ihre Überzeugung können WIR da nicht teilen. Welche "persönliche Zufriedenheit" soll daraus erwachsen, dass einem zustehende Leistungen vorenthalten werden und man wegen Krankheit an den äußersten Rand der Gesellschaft abgedrängt wird?
krank-ohne-Rente
A. Neufang
Sehr geehrte Frau Neufang,
vielen Dank für Ihre Nachfrage.
Ich darf aus Ihrer ersten Frage Ihren "Sparvorschlag" zitieren: "EM-Antragstellern, die laut Aussage ihrer Ärzte nicht mehr arbeiten können, ist auf Antrag sofort eine unbefristete Rente zu geben." Im Gegensatz dazu schreiben Sie nunmehr, dass es nicht darum ginge, EM-Rente "generell unbefristet" zu gewähren, womit Sie offensichtlich meiner Auffassung in dieser Frage zustimmen.
Mir scheint es so, als würde Sie aufgrund eines konkreten Fall, bei dem Sie unzufrieden damit sind, wie dieser von der Rentenversicherung gehandhabt wird, pauschal die Beurteilungen durch die Rentenversicherung in Zweifel ziehen. Der Kern des Problems besteht darin, im konkreten Krankheitsfall festzustellen, wann eine Person aufgrund Krankheit oder Behinderung auf absehbare Zeit nicht mehr arbeiten kann. Die lässt sich in der Praxis aufgrund unterschiedlicher medizinischer Einschätzungen oftmals nicht - wie Sie schreiben - "eindeutig" feststellen, zumal - wie Sie mir zugestehen - gezielte Behandlungen und Förderungen dazu führen können, dass sich Menschen auch von schweren gesundheitlichen Rückschlägen erholen.
Am Ende Ihrer Frage setzen Sie mein Zitat in einen vollkommen falschen Zusammenhang: Ich behauptete nicht, wie Sie mir unterstellen, dass das Vorenthalten von zustehenden Leistungen die persönliche Zufriedenheit der Menschen erhöht. Ich schrieb vielmehr, dass nach meiner Überzeugung die eigene Berufstätigkeit mit den konkret von mir beschriebenen positiven Folgen die persönliche Zufriedenheit der Menschen erhöht.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Wellenreuther MdB