Frage an Ingo Wellenreuther von Thomas H. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Wellenreuther,
soeben habe ich in einer Hauptnachrichtensendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen einen Bericht über den neuen Film von Quentin Tarantino gesehen. Dieser wird von der Kritik gelobt. Eine Auszeichnung in Cannes ist möglich.
Tarantinos Filme enthalten jedoch viele und explizite Gewaltdarstellungen.
Wie ordnen Sie einen solchen Beitrag in die aktuell anhaltende Debatte über Gewalt in den Medien ein?
Manche sogenante "Killerspiele", die ich zwecks Meinungsbildung tatsächlich ausprobiert habe, sind dagegen recht unspektakulär.
Beim oft zitierten Spiel Counterstrike gibt es keine Grausamkeiten zu sehen. Wer getroffen wird blutet und fällt um. Es sind keine expliziten Details wie etwa Verstümmelungen zu sehen.
Hier liegt die Grenze für die gesellschaftliche Akzeptanz von Gewaltdarstellungen anscheinend weit niedriger.
Wie beurteilen Sie diesen Unterschied?
Liegt es an einem Generationenkonflikt? Die - ältere - Mehrheit könnte kein Interesse und keinen Zugang zu den Spielen haben. Die Darstellung in den Medien führt daher zur Ablehnung der Spiele. Früher gab es schon einmal Ähnliches beim Aufkommen der Rockmusik.
Oder liege ich mit meiner subjektiven Wahrnehmung falsch, dass bezüglich der Gewaltdarstellung in Filmen und in Spielen mit unterschiedlichem Maß gemessen wird?
Über Ihre Meinung würde ich mich freuen,
Thomas Henseler
Sehr geehrter Herr Henseler,
vielen Dank für Ihre Frage.
Es gibt meines Erachtens einen erheblichen Unterschied zwischen einem Film und einem Computerspiel: Bei einem Computerspiel steuert man selbst und wirkt demnach aktiv daran mit, Gegner (virtuell) zu töten. Ich halte daher die beiden von Ihnen genannten Bereiche für nicht vergleichbar.
Ich gebe Ihnen aber insoweit Recht, als sich die derzeitige Diskussion darüber, ob es Entwicklungen in unserer Gesellschaft hin zu inakzeptablen Verrohungen gibt, nicht allein auf den Bereich der PCs beschränken sollte.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Wellenreuther MdB