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Ingo Tebje
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Frage von Nils P. •

wie stellen Sie sich die Durchführbarkeit der Ausbildungsabgabe bei gerade kleinen Betrieben im Gastgewerbe, die für Auszubildende ohnehin schon wenig attraktiv sind, vor?

die Branche ist durch Corona und nun die durch die Politik geschaffene Energiekrise (EEG, CO2-Steuer) finanziell ohnehin schon schwer angeschlagen.
Für Auszubildende sind wir als kleiner Betrieb wenig attraktiv. Gerade geeignete Bewerber mit ausreichend Bildung oder den nötigen guten Kenntnissen der deutschen Sprache bewerben sich bei uns gar nicht.
Corona hat uns einiges an Mitarbeiter gekostet, die immensen Teuerungsraten in allen Bereichen machen uns schwer zu schaffen. Wir haben ein extrem austauschbares Produkt und befinden uns in direkter Konkurrenz zu immer mehr Hotelbetten. Eine weitere Abgabe und noch mehr Bürokratie sind für uns finanziell kaum noch zu stemmen. Macht es in diesem Zusammenhang Sinn an diesem Gesetz festzuhalten? Sollte durch die Politik nicht erst die Voraussetzungen geschaffen werden, dass den Betrieben überhaupt ausreichend qualifizierte potentielle Auszubildende zur Verfügung stehen?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr P.,

wir haben in Bremerhaven und Bremen die Situation das sowohl die Betriebe in fast allen Branchen händeringend Fachkräfte suchen und auf der anderen Seite ausbildungswilligen junge Menschen der Zugang zur Ausbildung nicht gelingt. Aus den Unterstützungsmitteln des zukünftigen Ausbildungsunterstützungsfonds wollen wir gerade kleine und mittlere Betriebe bei der Gewinnung von geeigneten Bewerber*innen, Verbesserung der eigenen Ausbildungsvoraussetzungen und mit der weiteren Schaffung überbetrieblicher Unterstützungssysteme bei Problemen während der Ausbildung zusätzlich unterstützen. Das System ist dabei sehr bürokratiearm für die Betriebe, da über den Steuerberater nur die Lohnsumme und die Anzahl der Auszubildenden mitgeteilt werden muss. Die Unterstützungsmaßnahmen werden dabei federführend von den Bremer Unternehmensverbänden mit ausgesucht und gestaltet, damit sie zielgerichtet eingesetzt werden. Das stärkt gerade kleine und mittlere Betriebe, die sich keine großen Werbekampagnen, eigenen betrieblichen Ausbildungsunterstützungssysteme leisten können und auch bei der Personalbindung eher Probleme gegenüber den Großbetrieben haben. Netto werden gerade kleine und mittlere Betriebe überwiegend von der Abgabe profitieren. Ebenso würde die Möglichkeit einer tariflichen Lösung im Gastgewerbe bestehen, wenn sich die Tarifpartner:innen darauf verständigen. Der Ausbildungsunterstützungsfonds ist zwar sich kein Allheilmittel, aber angesichts der wachsenden Probleme, ist nichts tun keine Alternative. Die Verbesserung der Bremer Bildungssysteme ist zwar ebenso dringend notwendig, aber auch nicht der alleinige Grund der jetzigen Probleme. 

Viele Grüße

Ingo Tebje