Frage an Ingo Schmitt von Edelgard R. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Schmitt,
warum dürfen Fußballspieler gekauft und verkauft werden, obwohl Menschenhandel verboten ist? Schamhaft wird der Preis als Ablösesumme bzw. Transferleistung genannt. Aufbringen müssen die Millionenbeträge die Fußballfans, die die Fußballarenen besuchen, duchschnittlich 30 EURO Eintritt zahlen müssen. Welcher Fan kann noch 30.000 Besucher mal 30 EURO ausrechnen? Die würden sich wundern, welche Summen da zusammenkommen. Der BDA beklagt, daß die Jugendlichen weder Lesen, Schreiben oder gar Rechnen können.
Mit freundlichen Grüßen
Edelgard Richter
Ihre Frage vom 15. Juni 2008
Sehr geehrte Frau Richter,
vielen Dank für Ihre Frage auf der Internetplattform abgeordnetenwatch.de.
Fußball hat viele Facetten - er ist Leidenschaft und schafft Idole. Er ist Show, stiftet Identität und Teamgeist. Aber im Profifußball geht es auch um viel Geld und Einfluss. Den von Ihnen angesprochenen "Kauf" bzw. "Verkauf" von Fußballspielern gibt es nicht, da kein Kaufpreis sondern lediglich eine Ablösesumme für den betreffenden Spieler gezahlt werden. Diese wird nur dann fällig, wenn der Spieler noch unter Vertrag steht. Der Verein verzichtet in diesem Fall auf Vertragserfüllung, indem er den Spieler früher gehen lässt und erhält im Gegenzug eine Ablösesumme als Entschädigung. Läuft hingegen der Vertrag des Spielers aus, kann er danach ablösefrei wechseln. Dieser Vorgang hat mit Menschenhandel also nichts zu tun.
Bedauerlicherweise sind die Karten für Fußballspiele in der Tat sehr teuer geworden. Aus Fußballvereinen sind Wirtschaftsbetriebe geworden, die versuchen, den Fußballsport, ökonomische Rationalität und die Begeisterung ihrer Anhänger miteinander zu verbinden. Ein wichtiges Element dafür sind die modernen Stadien die mehr bieten als "nur" ein Fußballspiel: überdachte Sitzplätze, Business- und Presseplätze, Logen; außerdem Restaurants für unterschiedliche Bedarfslagen. Hier sollen die Besucher nicht nur zum Fußball kommen, sondern bei den Spielen Erlebniswelten betreten, ihre Geburtstage und Hochzeiten feiern oder Arbeitstreffen und Konferenzen abhalten. Dafür ist ein Preis zu zahlen: Karten für Fußballspiele sind sehr viel teurer geworden. In der Bundesliga kosteten Eintrittskarten 2005 im Durchschnitt etwa 30 Euro, während ein Fan in England für heimische Spitzenspiele 45 Euro aufbringen muss, in Chelsea sogar 60 Euro. Neben den Schattenseiten der Kommerzialisierung sind Ansätze dafür zu beobachten, dass die Bundesligavereine zunehmend eine Verpflichtung über den reinen Sportbetrieb und den engen Kreis http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=ZAH87I der Fans hinaus sehen und ihre Angebote für Schüler und Jugendliche http://www.bpb.de/popup/popup_lemmata.html?guid=XQ0HTQ ausbauen. Noch sind diese Angebote rar und dienen oft in erster Linie dazu, den Verein besser zu vermarkten. Angesichts der durch den Fußball umgesetzten Summen muten diese Vorhaben vielfach bescheiden an, doch ein Anfang ist damit sicherlich gemacht.
Ich hoffe, Ihnen mit diesen Informationen geholfen zu haben und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Ingo Schmitt, MdB