Frage an Ingo Schmitt von Christian S. bezüglich Bildung und Erziehung
Guten Tag Herr Schmitt,
es ist schön zu sehen, dass Sie eine offene Haltung zu Berliner Bezirken haben. Interessanterweise haben Sie wirklich nicht auf die Frage des Herrn Schumacher geantwortet. Das ist auch eigentlich gar nicht nötig. Vielmehr glaube ich generell, dass Eltern ihren Kindern möglichst wenig schlechte Erfahrungen erleben lassen wollen. Insofern nehme ich Ihre Antwort mal als "nicht gern" an.
Nun kann man aber auch anders im Bereich der Verantwortung argumentieren. Und dazu gehört sicherlich, dass man nicht nur Schuldige sucht. Und davon gab es in Ihrer Antwort recht viele. Ich persönlich glaube, dass Ihnen vorschwebt, dass in den Bezirken Berlins die Bürger es schaffen, sich durch Eigeninitiative und Engagement gegen Missstände zur Wehr setzen. Witziger weise wäre daher möglich, dass Sie ihre Kindern auf eine Kreuzberger Schule schicken und dann als Elternbeirat und aktives Elternteil genau die Missstände angehen, die dort tagtäglich passieren. Außerdem würden Sie sich wünschen, dass Ihre Kinder positive Bezugspersonen haben, von denen sie lernen können. Dazu würde sicherlich auch ein gutes Team von Lehrern zählen. Allerdings sind die im Ansehen der Bevölkerung jetzt nicht so hoch angesiedelt, geschweige denn entlohnt für die (soziale) Arbeit, die sie leisten, wenn die Eltern durch Beruf und Eigeninitiative wenig Zeit haben.
Verstehen Sie jetzt, warum das Vorführen von Schuldigen so wenig bei Bürgern wirkt?
Und was Bildungspolitik angeht, da gibt es wunderbare Varianten, denen man als Ganzes folgen kann. Ein Kompromiss ist manchmal die schlechter Alternative. 2.Teil einer Regierung kann auch heißen, dass man auf Kompromisse zugunsten des Großen Ganzen verzichtet und es eher unterstützt. Darüber ließe sich beachtlich streiten.
Vielleicht später mehr.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Schweiger
Sehr geehrter Herr Schweiger,
Ihren Ergänzungen bezüglich eigenem Engagement und der Möglichkeit, als Bürger (natürlich bin auch ich als Politiker ein Bürger) die von schlechter Politik verursachten Missstände anzugehen, stimme ich voll und ganz zu. Auch ist das schlechte Ansehen des Berufsstands Lehrer alles andere als förderlich.
In diesem Sinne weise ich gern auf meine Antwort der vorherigen Frage hin, in welcher ich die Frage nach einer Einschulung in Kreuzberg positiv beantwortet habe.
Zum zweiten Teil Ihrer Anfrage: Kompromisse sind Teil der Demokratie. Dass diese generell schlechter sind als 100%iges Folgen einer Idee halte ich pauschal nicht für richtig. Salopp gesagt ist ein Schritt in die falsche Richtung wohl kaum besser als stehen zu bleiben - nichtsdestominder ist Stehenbleiben politisch natürlich keine Option.
Dennoch sieht auch die Politik einige Dinge als derart wichtig an, dass sie diesen trotz einiger Kritikpunkte zustimmen. Ein aktuelles Beispiel wäre die Abstimmung über das Begleitgesetz des Lissabonvertrages: Zwar gab es zahlreiche Kritikpunkte, bis auf die Linke haben jedoch alle Parteien im Bundestag diesem Gesetz zugestimmt. In diesem Sinne findet Ihre Theorie also durchaus in einigen Fällen Zuspruch und Anwendung.
Mit freundlichen Grüßen
Ingo Schmitt