Frage an Ingo Böttcher von hanne h. bezüglich Verkehr
Hallo Ingo Böttcher,
als Radfahrerin fahre ich gern von St. Pauli nach Rothenburgsort /Kaltehofe. Wird der Masterplan zum Gebiet Billhorner Brückenstraße / Amsinckstraße/ Heidenkampsweg/ Billhorner Röhrendamm eine Verbesserung für die Radfahrqualität beinhalten?
Vielen Dank für eine kurze Antwort im Voraus.
Hanne Hollstegge
Liebe Frau Hollstegge,
ich finde es bemerkenswert, dass Sie den „Masterplan Elbbrücken“ (das ist die amtliche Bezeichnung) als Bürgerin zur Kenntnis genommen haben. Eigentlich ist dieses Machwerk, das erhebliche konkrete Auswirkungen auf den Bereich des westlichen Rothenburgsort (Brandshof, Huckepackbahnhof) und der Veddel sowie hammerharte strukturelle Auswirkungen auf die gesamten Stadtteile hat, ein Paradebeispiel für behördliche Schaffung von Fakten ohne jedwede Bürgerbeteiligung (geschweige denn -mitwirkung) durch vermeintliche Spezialisten. Der Senat hat es im November 2007 vorgelegt, eine öffentliche Debatte, gar eine kritische Diskussion fand nicht statt. (Wer sich doch dafür interessiert (aber Vorsicht: 7, 4 MB):
http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/pressemeldungen/2007/november/27/masterplan-elbbruecken,property=source.pdf )
Der Plan ist auch ein Beispiel, dass die Stadt-Denker immer noch nicht willens sind, Rad- und Fußverkehr grundsätzlich mit zu berücksichtigen. Kurz: Für sie als Radfahrerin zwischen St. Pauli und Rothenburgsort (und all die netten Leute auf dem Elberadwanderweg) bleibt alles so (schlecht) wie es ist: An Högerdamm und Amsinckstraße entlang, dann irgendwie über die Megakreuzung Brückenstaße wursteln, rechts in den Mühlenweg: Durchatmen, geschafft, endlich Elbe.
Nein, Rothenburgsort kommt in diesem Planwerk (das ja die Richtung für die weitere Entwicklung definiert), nicht vor. Zwar haben die Verfasser unseren Stadtteil gut analysiert und auch seine Isolation durch die Verkehrstrassen ausführlich beklagt. Aber eine Lösung ist ihnen nicht eingefallen. Das ist aber kein Wunder, wenn man den Arbeitsauftrag der Stadtentwicklungsbehörde bedenkt: Man wollte einerseits eine „Optimierung“ des Verkehrsknotens an den Elbbrücken vorgeschlagen haben, um herauszufinden, ob und wie die durch Hafenausbau, HafenCity und Gewerbeentwicklung neu entstehenden Verkehre untergebracht werden können. Und man wollte andererseits ganz viel Bruttogeschossfläche auf städtischem Grund sehen, die man gut verkaufen kann. Das erledigt der Plan ganz toll: Viele neue Straßen und viele neue Büros.
Im Anhang finden Sie eine etwas ausführlichere Analyse des Masterplans Elbbrücken, die ich im Juni 2007 auf Bitte der GAL-Fraktion in der Bezirksversammlung aus Stadteilsicht erstellt habe. Besonders bedauerlich ist, dass der Senat die seit langem bekannten Vorschläge für eine Fuß/Radroute am Oberhafen, wasserseitig am Großmarkt entlang zwischen Deichtor und Brandshof (bekannt als „Oberhafen Connection“), wiederum komplett ignoriert hat. Man will offenbar in der Wirtschaftsbehörde den Großmarkt vor vermuteten Unbequemlichkeiten schützen. Und unterdrückt so eine unglaublich kostengünstige, wunderschöne, schnell realisierbare und insgesamt geniale Möglichkeit, Rothenburgsort und die Veddel autofrei mit der Innenstadt und dem Westen zu verknüpfen. Das zeigt ganz gut die Prioritäten des Senats. Und es zeigt, wie notwendig gerade die Stadtteile, die mit den Infrastrukturen des Wirtschaftsstandorts Hamburg vollgestopft sind, eine unabhängige und aufmerksame Vertretung haben.
Mit einem Gruß über die Bille
Ingo Böttcher