Frage an Ingo Böttcher von Annemarie L. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Böttcher,
im Rahmen der Internationalen Bauaustellung (IBA) in Wilhelmsburg gibt es das Projekt "Wohnen mit der Landschaft", innerhalb dessen auf den Kirchdorfer Wiesen eine neue Wohnsiedlung entstehen soll.
Befürworter sehen hierin eine Beitrag zur Entwicklung des Hamburger Südens, Kritiker argumentieren mit Naturschutzaspekten.
Wie lassen sich hier Ihrer Meinung nach Naturschutz und Stadtentwicklung in Einklang bringen?
Wie stehen Sie selber diesem Projekt gegenüber?
Vielen Dank für Ihre Antwort,
Annemarie Lang
Sehr geehrte Frau Lang,
ich vermag nicht so ganz zu begreifen, warum die Bebauung der Kirchdorfer Wiesen eigentlich nötig ist., auf der Elbinsel lässt sich auch andernorts neues Bauland finden. Fast will es mir scheinen, als würden die IBA-Lenker hier ganz gezielt die Aufgabe suchen, ein Objekt zu realisieren, dass den klassischen Konflikt zwischen Erhalt von Natur und Landschaft und der Ausdehnung der Städte auf IBA-Weise „löst.“ Um international zu zeigen, was man so drauf hat. Selbstverständlich zieht die Natur in diesem Konflikt immer den Kürzeren: Naturschutz und Stadtentwicklung sind nicht in harmonischen „Einklang“ zu bringen. Wo Stadt sich ausbreitet, reduziert sie Naturraum (der sich dann in anderer, meist reduzierter Qualität anpasst).
Die Herausforderung für die Stadtentwickler liegt deshalb auch nicht so sehr darin, „Natur“ und „Stadt“ tatsächlich in Einklang zu bringen. Sondern eher darin, Stadt auf eine Art und Weise zu erweitern, die Akzeptanz bei den Menschen, die schon da sind, und bei denen, die kommen sollen (den Kunden) findet. Letztlich geht es darum, ein Gefühl, ein Image von „Natur“ zu entwickeln, es einen Projekt zuzuschreiben und als positives Kennzeichen am Markt zu vermitteln. Vielleicht sollten wir uns angewöhnen, natürliche Lebensräume einfach mal in Ruhe zu lassen. „Die Entwicklung des Hamburger Südens“ mag der Stadt ganz wichtig sein. Aber wenn dafür Kiebitz, Fledermaus, Grasfrosch und Klappertopf verschwinden müssen, fragt sich, ob das wirklich ein
Gewinn für Wilhelmsburg ist.
Ihr Ingo Böttcher