Portrait von Ingo Böttcher
Ingo Böttcher
Einzelbewerbung
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Ingo Böttcher zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Horst N. •

Frage an Ingo Böttcher von Horst N. bezüglich Verkehr

Hallo Herr Böttcher,

vorweg: meine Stimmen haben Sie schon. Trotzdem eine Frage:

Seit einigem Monat werden ja diverse Entwicklungsmaßnahmen für Wilhelmsburg bzw. den Hamburger Süden unter dem Schlagwort "Sprung über die Elbe" gepusht.

Als leidgeprüfter und mittlerweile auf der Flucht befindlicher Ex-Ottensen-, Ex-Schanzenviertel- und Ex-St.Georg-Bewohner meine Frage:

Welche Möglichkeiten sehen Sie, eine den derzeitigen Wilhelmsburgern dienliche Quartiers-/Stadtteilentwicklung zu betreiben, die uns vor dem in den zuvor genannten Stadtteilen installierten Schicki-Schiss bewahrt?

Vielen Dank für Ihre Antwort

H. Nebelbauer

Portrait von Ingo Böttcher
Antwort von
Einzelbewerbung

Hallo Herr Nebelbauer,

da wäre wohl zuerst einmal herauszufinden, was die WilhelmsburgerInnen als für sie dienlich erachten. Man müsste zum Glück nicht lange fragen, sondern kann auf die ungeheuer umfangreiche und in jeder Hinsicht beeindruckende Vorarbeit von lokalen Gruppen zurückgreifen.

Insbesondere der Verein Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg (www.zukunft-elbinsel.de) fällt mir ein, der die Veränderungen auf „der Insel“ beobachtet, kommentiert und sich dazu verhält. Und eigene Vorstellungen zu aktuellen und grundlegenden Fragen der Zukunft des Stadtteils entwickelt. Aber die Strukturen, in denen Menschen ihre Leidenschaft für Wilhelmsburg – wie es jetzt ist – ausleben und artikulieren, sind noch weit vielfältiger. Vom sehr staatstragenden Stadtteilbeirat (der gerade amtlich eingestampft wird) über MigrantInnen- und Kleingartenvereine bis zu autonomen Gruppen und einer ziemlich politischen Kunst-Szene: Die Aktivitäten der Regierung, der Wohnungswirtschaft und anderer Stadtteil-Verwerter auf der Insel werden von vielen aus vielen Perspektiven kritisch beäugt.

Was gut für Wilhelmsburg ist, wie man sich zum „Sprung über die Elbe“ oder die IBA/IGS zu stellen hat, das wird von den aktiven Menschen im Stadtteil durchaus unterschiedlich gesehen. Ein unabhängiger Abgeordneter könnte da leicht zwischen die Stühle geraten. Und es wäre eine echte Herausforderung, sich gründlich in die Themen des Stadtteils einzuarbeiten und als Nicht-Wilhelmsburger dort Akzeptanz zu finden. Wenn das gelingt, dann wird es großen Spaß machen, an Lösungen und Ideen für die Stadtteilentwicklung mitzuwirken, die den wirklich aufregenden Charakter und das besondere soziale Gefüge Wilhelmsburgs bewahren und vor der Schickimicki-Uniformisierung schützen.

Zentraler Punkt einer entsprechenden Strategie wäre für mich die Entwicklung von BewohnerInnen(bei)räten, die echte Mitwirkungsmöglichkeiten haben. So sollte professionelles „Quartiersmanagement“ nicht den Behörden, sondern unmittelbar den Menschen im Viertel verantwortlich sein. (Um nur ein Beispiel für Möglichkeiten des „Empowerment“ zu nennen.) Wichtig wäre auch, in den divergierenden Perspektiven und Handlungsansätzen auf der Insel die gemeinsamen Ziele herauszuarbeiten. Denn wenn die Wilhelmsburger sich einig sind, ist ihnen durchaus zuzutrauen, der Gentrifizierung die Stirn zu bieten.

Eines noch: Richtig nervig finde ich die superprofessionelle Hochglanz-Maschine, die den „Sprung über die Elbe“ medial verkauft und offenbar ganz gezielt und strategisch als Marketing-Instrument eingesetzt wird. Hinter dem Nebel der vielen bunten Bilder und Layouts, die sie produziert, die Wirklichkeit des Stadtteils nicht aus den Augen zu verlieren und sie öffentlich zu machen, wird eine wichtige Aufgabe der Wahlkreis-Abgeordneten. (Auch zum medialen Overkill haben die Wilhelmsburger ja schon ein bewährtes Gegenmodell, den Wilhelmsburger InselRundblick...)

Ich bin ein wenig ins Schwärmen gekommen, bitte um Verzeihung und hoffe, Ihre Frage doch beantwortet zu haben. Schauen Sie einmal, falls Sie diesen Zusammenhang noch nicht kennen, bei http://www.wilhelmsburg.blog.de vorbei, dort wird ebenfalls sehr eifrig an Ihrer Frage gearbeitet... Vielleicht sieht man sich dann ja am 31. Januar im Bürgerhaus.

Grüße
aus Rothenburgsort
Ingo Böttcher