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Frage von peter k. •

Frage an Ingo Böttcher von peter k. bezüglich Energie

Hallo,

ein engagierter Einzelkandidat weckt natürlich Interesse.
Gleichzeitig ist das selten jemand, der nicht schon länger vorher hier oder da sich hat politischen Wind um die Ohren wehen lassen. Was sind Ihre Erfahrungen? Ich schreibe aus der Neugier eines langjährigen Bürgerinitiativlers zu Energie- und Energiepreisfragen.
Welche Energiepolitik wäre mit Ihnen zu machen?

Nebenbei: Die Finnen stecken viel mehr vom BSP und den Steuern in die Ausbildung der Kinder. Sie sind kein reiches Land. Mit dem Volksbegehren der Linken haben Sie es dann sicher schwer.

Mit freundlichem Gruß
Peter Klemm

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Mit mir,
sehr geehrter Herr Klemm,

wäre eine Energiepolitik zu machen, die erneuerbare Energieträger nutzt und fördert wo immer sich die Möglichkeit bietet– und die massiv in ihre Erforschung und Entwicklung investiert. Eine Energiepolitik, die auch darauf zielt, den Energieverbrauch zu minimieren und Einsparpotentiale auszuschöpfen. Beispiele: Hamburg sollte auf Blockheizkraftwerke setzen, Wind- und Solarenergie in kleinen Einheiten stärker fördern, bedarfsgesteuerte Beleuchtung einführen, seine Energieversorger nach ihren ökologischen Qualitäten aussuchen, den bewussten Umgang mit Energie zu einem „Querschnittsthema“ von Politik, Öffentlichkeit und Schule machen...

Auf Profitmaximierung fixierte Großkonzerne – wie Vattenfall oder E.on – können kein Teil einer solchen Energiepolitik sein. Die Stadt muss von den Energie-Oligopolen unabhängig werden und sie in Frage stellen: Also wieder unter eigener Regie – mit einem kommunalen Stadtwerk – am Energiemarkt teilnehmen. Das bedeutet auch (zum Beispiel): Wir sollten mal überlegen, ob wir Vattenfall weiterhin die Stadt als Kulisse für Image-Propaganda und Event-Bohei andienen wollen und sollten. Oder ob es nicht angebracht wäre, die Menschen offensiver auf die neuen Möglichkeiten des Energiemarktes – speziell die Möglichkeiten, den „Versorger“ zu wechseln – aufmerksam zu machen.
(Den Verkauf der HEW bezeichnen ja inzwischen alle Parteien als „Fehler“. Hätte es damals wirklich unabhängige Abgeordnete in der Bürgerschaft gegeben, hätten die Bedenken der Bürger damals im Parlament eine Stimme gehabt, dieser Fehler wäre vielleicht nicht gemacht worden....)

Das in Moorburg geplante Steinkohlekraftwerk darf nicht gebaut werden – und der gemeinsame Kampf dagegen wird in den kommenden Jahren sicherlich ein Schwerpunkt der Arbeit eines unabhängigen, mit den örtlichen Initiativen verbundenen Abgeordneten aus Wahlkreis 2. Das Werk ist energiepolitisch „eine Investition in die Steinzeit“ – wie ein Mitglied des Vereins Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg bei einer Veranstaltung sagte. Und abgesehen von den klimatischen Auswirkungen des emittierten CO²: Das Kraftwerk streut große Mengen an Umweltgiften über Wilhelmsburg, Finkenwerder, Harburg und den Hamburg Osten ( siehe auch mein Leserbrief im Hamburger Abendblatt vom 19.11.2007; http://www.abendblatt.de/daten/2007/11/19/817956.html ). Ich habe im Genehmigungsverfahren für das Kraftwerk Moorburg zahlreiche Einwendungen gemacht (siehe Anhang) und sie in der öffentlichen Erörterung (17.-21.9.07) nach Kräften vertreten (in Abstimmung mit dem und gut beraten vom BUND). Im Wortprotokoll, das für Interessierte vielleicht eine spannende Lektüre darstellt und das im Netz zur Verfügung steht, können Sie meine Beiträge nachlesen. Und sich vielleicht überzeugen, dass meine kritische Position zum KW Moorburg kein reines Lippenbekenntnis ist, sondern auch durch Taten untermauert wird
( http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/behoerden/stadtentwicklung-umwelt/umwelt/betriebe/fachthemen/moorburg/protokoll-bimschg,property=source.pdf ).

Dass sich in dieser Anhörung kein Vertreter der politischen Parteien – trotz der auch dort verbreiteten Kritik an dem Projekt – beteiligt hat, finde ich übrigens bezeichnend: Dafür, dass wir Hamburgerinnen und Hamburger gut beraten sind, uns Politik (hier: Energie und Umwelt) nicht von Parteifunktionären aus der Hand nehmen zu lassen. (Nur so viel zu Ihrer Frage nach meinen Erfahrungen mit „politischem Wind um die Ohren“.)

Mit Dank für Ihre Aufmerksamkeit,
Ihr Interesse an einem Einzelkandidaten
und einem „Guten Rutsch!“
aus Rothenburgsort

Ingo Böttcher