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Ingbert Liebing
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Frage von Helmut E. •

Frage an Ingbert Liebing von Helmut E. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Liebing,

in Ihrer Antwort an Herrn Junge vom 13. März bezeichnen Sie Speichertechnologien als Vorbedingung für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Versteht man den Begriff Vorbedingung als Voraussetzung, die erfüllt sein muß, bevor der nächste Schritt getan werden kann, ergibt sich aus Ihrer Einschätzung, daß Sie dem weiteren Ausbau der volatilen Windenergie und der volatilen Solarstromerzeugung erst zustimmen werden, wenn Speicher mit der benötigten Kapazität zur Verfügung stehen.

Das ist derzeit nicht gegeben und nach meiner Kenntnis auf mittlere Sicht, also innerhalb eines Jahrzehnts, nicht zu erwarten.

Bedeutet das, daß Sie Ihre bisherige Linie der bedingungslosen Befürwortung des Ausbaus insbesondere der Windenergie in Schleswig-Holstein damit aufgegeben haben?

Mit freundlichen Grüßen
Helmut Erb.

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Erb,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 13. März 2012, in dem Sie auf das Thema Speichertechnologien eingehen und fragen, inwieweit diese eine Voraussetzung für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien darstellen. Hierzu möchte ich Ihnen gerne wie folgt antworten:

Speichertechnologien sind - wie der Netzausbau - zwingende Voraussetzung dafür, dass wir unser Ziel einer Vollversorgung im Strombereich aus Erneuerbaren Energien erreichen. Das heißt aber nicht, dass verfügbare Speicher Voraussetzung für weiteren Bau von Anlagen der Erneuerbaren Energien sind. Im Gegenteil: Ich setze mich dafür ein, dass der Anlagenbau konsequent fortgesetzt wird. So wird es in Schleswig-Holstein in den nächsten Monaten um den Abschluss der Ausweisung neuer Windeignungsflächen gehen, danach sofort um den Bau.

Es geht also um die Zielsetzung der Vollversorgung: Da Wind und Sonne nicht durchgängig zur Verfügung stehen, muss es muss daher möglich sein, in wind- oder sonnenstarken Zeiten die durch Photovoltaik oder Windkraftanlagen gewonnene Energie zwischen zu speichern, um sie später in sonnen- und windarmen Abschnitten wieder in die Stromnetze einspeisen zu können. Aus diesem Grund ist der Ausbau von Speicherkapazitäten unumgänglich, wenn wir die ehrgeizigen Ziele unserer Energiepolitik auch erfüllen wollen.

Wie Sie in Ihrer Mail richtig feststellen, sind diese Speicherkapazitäten heute noch nicht gegeben, bei den meisten Speichertechnologien besteht für die nächsten Jahre noch viel Forschungsbedarf. Aus diesem Grund steht das Thema Energiespeicher auch im Fokus des neuen Energieforschungsprogramms der Bundesregierung, in dessen Rahmen unter anderem die ressortübergreifende Förderinitiative Energiespeicher mit einem Fördervolumen von 200 Mio. € angestoßen wurde. Aus etwa 400 eingereichten Projektvorschlägen wurde jetzt in Abstimmung mit den beteiligten Ressorts eine Auswahl getroffen, erste sogenannte „Leuchtturmprojekte“ sollen in den kommenden Monaten starten.

Eine weitere Voraussetzung für den Erfolg der Energiewende ist neben dem Speicherausbau aber auch der Netzausbau. Neben der wirtschaftlichen und technischen Verfügbarkeit der Speichertechnologien hängt der Speicherbedarf in den nächsten Jahrzehnten auch ganz entscheidend davon ab, ob wir unsere Stromnetze wie geplant ausbauen können. Im Gegensatz zu den Stromspeichern, die erst in naher Zukunft benötigt werden, ist der Ausbau der Stromnetze bereits heute dringend gegeben und steht somit auf der energiepolitischen Agenda meiner Fraktion ganz weit oben. Wen es uns gelingt, den Netzausbau wie geplant fortzuführen, dann bleibt uns im Bereich der Speichertechnologien noch etwas Zeit, die im Rahmen der Förderprogramme der Bundesregierung für Forschung und Weiterentwicklung genutzt werden kann.

Wie Sie sehen, gibt es noch viele Herausforderungen, die es in Bezug auf die Energiewende zu bewältigen gilt. Sowohl im Bereich der Speichertechnologien als auch im Bereich des Netzausbaus kommt in den nächsten Jahren noch viel Arbeit auf uns zu. Ich bin mir aber ganz sicher, dass meine Fraktion und ich mit den in den letzten Jahren verabschiedeten Programmen und Gesetzen auf einem guten Weg sind, diese Herausforderungen zu meistern und so die Energiewende wie geplant weiterführen zu können. Aus diesem Grund werden ich auch in den kommenden Jahren mein Engagement für den Ausbau der Erneuerbaren Energien wie bisher weiterführen, denn diese sind und bleiben in meinen Augen das Herzstück der Energiewende.

Ich hoffe, meine Ausführungen waren von Interesse für Sie, für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Ingbert Liebing, MdB