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Ingbert Liebing
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Frage von Andreas M. •

Frage an Ingbert Liebing von Andreas M. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Liebing,

ich möchte nochmals auf Fragen im Zusammenhang mit dem Ausbau der Windkraft in Ihrem Wahlkreis zurück kommen, die Sie hier bereits im Mai beantwortet haben.

In Schleswig-Holstein soll der Windkraftausbau weiter vorrangig gefördert werden, wozu aktuell eine Verdopplung der Windeignungsflächen geplant ist. Zur Ableitung sollen die Leitungskapazitäten erhöht, also neue Hochspannungsleitungen gebaut werden, über die dann der regenerativ erzeugte Strom nach Süddeutschland geliefert werden soll.

Die Karten zur Windhöffigkeit zeigen, dass in Süddeutschland ca. 15% weniger Wind weht als in Schl.-H. Gleiches gilt - umgekehrt - für die Photovoltaik. Bekannt ist weiter, dass die Leitungsverluste mehr als 1% pro 100 km betragen.

Daraus ergibt sich die Frage, ob der beabsichtigte Leitungsausbau wirtschaftlich ist. Wäre es nicht sinnvoller, im Norden mehr Photovoltaikflächen und im Süden mehr Windkraftanlagen zu installieren? In räumlicher Nähe ergänzt sich doch beides, denn bekanntlich ist es bei windigem Wetter oft bedeckt, während Schönwetterlagen oft windarm sind.

Ergänzt um Biogas und Pumpspeicher für den Spitzenbedarf könnten regionale Kombikraftwerke entstehen, auf neue Leitungstrassen und fossil betriebene Schattenkraftwerke könnte so ggf. ganz verzichtet, sie könnten zumindest minimiert werden.

Daraus ergibt sich meine zweite Frage: Ist es heute schon mit den zur Verfügung stehenden Mitteln möglich, regenerativ erzeugte Energien so intelligent zu vernetzen, dass sie regional die Stromversorgung zu 100% sicherstellen?

Freundliche Grüße

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Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Morgenroth,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 20. Oktober 2011 bezüglich des Windenergie-Ausbaus in Deutschland, auf das ich hier gerne wie folgt antworten möchte:

In meiner Position als Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Nordfriesland/Dithmarschen-Nord setze ich mich seit Jahren mit Nachdruck für einen Ausbau der Erneuerbaren Energien ein und unterstütze aus diesem Grund auch das Ziel der christlich-liberalen Landesregierung, die Windeignungsflächen in Schleswig-Holstein in der laufenden Legislaturperiode von 0,8 Prozent der Landesfläche auf 1,5 Prozent anzuheben. Die schrecklichen Bilder des Atomunglücks in Fukushima haben noch einmal verdeutlicht, wie wichtig es ist, so schnell wie möglich aus der Atomkraft aus- und in die Erneuerbaren Energien einzusteigen. Mit dem Energiekonzept hat die christlich-liberale Koalition die hierfür erforderlichen Weichen gestellt und einen umfassenden Fahrplan für die nächsten Jahrzehnte aufgestellt.
Bezüglich der Windenergie ist es das Ziel der Bundesregierung, in ganz Deutschland und insbesondere in Süddeutschland den Ausbau weiter voranzutreiben, da vor allem im Süden noch viel Entwicklungsspielraum vorhanden ist. Um hierbei das gegebene Potential bestmöglich auszunutzen, wird die Bundesregierung in Zukunft eng mit den Bundesländern in der Bund-Länder-Initiative Windenergie zusammen arbeiten und darüber hinaus gemeinsam mit den Ländern eine Windpotentialanalyse in Auftrag geben, um hierauf aufbauend Kriterien für die Ausweisung von neuen Eignungsgebieten für die Windenergie an Land zu entwickeln. Doch auch der Ausbau der Windenergie in Süddeutschland wird uns nicht von der Notwendigkeit entbinden können, dass wir in den nächsten Jahren in Deutschland massiv in den Netzausbau investieren müssen. Dies ist einerseits durch die regional variierende Verfügbarkeit der verschiedenen Energiesorten bedingt, liegt aber andererseits auch darin begründet, dass das deutsche Stromnetz immer noch sehr stark auf Atomstrom ausgerichtet ist. Um den fluktuierenden Strom aus Erneuerbaren Energien bestmöglich in das deutsche Stromnetz integrieren zu können, bedarf es deshalb neuer, intelligenter Netze, die zu jeder Zeit die Aufnahme der Erneuerbaren Energien gewährleisten können. Besonders wichtig ist der Netzausbau auch in Hinblick auf den von der Bundesregierung forcierten Ausbau der Offshore-Windenergie.
Bezüglich ihrer Frage, ob es bereits heute möglich sei, regenerative Energien so zu vernetzen, dass sie regional die Stromversorgung zu 100 Prozent sicherstellen können, kann ich Ihnen antworten, dass dies kleinteilig heute zwar theoretisch bereits möglich ist, eine vollständige Versorgung durch regenerative Energien allerdings aus Gründen der fluktuierenden Verfügbarkeit zum jetzigen Zeitpunkt praktisch noch nicht realisierbar ist. Ein großes Problem sind hierbei nach wie vor die überlasteten Netze - schon heute können die Stromnetze in wind- bzw. sonnenintensiven Zeiten nicht mehr allen vorhandenen Strom aufnehmen. Hieran anknüpfend besteht ein weiteres Problem darin, dass es immer noch sehr viel Forschungsbedarf im Bereich der Stromspeicher gibt. Um in Zukunft das Ziel einer 100 prozentigen Versorgung zu erreichen, hat die Bundesregierung in ihrem im Juni verabschiedeten Energiekonzept deshalb sowohl den Netzausbau als auch die Erforschung neuer Speichertechnologien zur obersten Priorität erklärt und desweiteren diverse Förderprogramme bezüglich der Entwicklung neuer Speichertechnologien ins Leben gerufen.

Ich hoffe, meine Ausführungen waren von Interesse für Sie, für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne bereit.

Mit freundlichen Grüßen

Ingbert Liebing, MdB