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Ingbert Liebing
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Frage von Marco B. •

Frage an Ingbert Liebing von Marco B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Liebing,
in Ihrer Antwort vom 25.03.2011 an H. E. verweisen Sie auf die Bedeutung des Ausbaus der "erneuerbaren" Energien gerade auch in Hinblick auf die Naturkatastrophe in Japan.
Es gibt zahlreiche internationale Studien, z.B. "Vibroacoustic disease" von Castelo Branco und Alves-Pereira aus 2004,"Wind Turbine Syndrome - A Report on a Natural Experiment" von Dr. Nina Pierpont aus 2009 und auch Untersuchungen des RKI "Infraschall und tieffrequenter Schall – ein Thema für den umweltbezogenen Gesundheitsschutz in Deutschland?" von 2007.
Wir wohnen seit 16 Jahren in einer Entfernung von 320m bis 750m neben 6 Windkraftwerken. In der näheren Umgebung (bis ca. 8km) stehen etwa 90 WIndkraftwerke mit Leistungen von 1MW bis 5MW. Dr. Sarah Laurie, Medical Director der Waubra Foundation, Australien, hat bei ihren Untersuchungen festgestellt, daß Windkraftwerke bis zu einer Entfernung von 10km zu erhötem Blutdruck führen können.
Die dauerhafte Belastung durch Schallemissionen der Windkraftwerke hat bei uns zu Tinnitus, sehr stark schankendem Blutdruck und Puls, Schlafstörungen, Vibrationen im Bauch- und Brustbereich, innerer Unruhe und diverser anderer Symptome geführt, abhängig von der Windrichtung.
Nachdem Herr Hubertus Heil von der SPD hier auf abgeordnetenwatch.de ausgeführt hat, daß Anwohner von Windkraftwerken einen zum Teil extremen Wertverlust ihrer Immobilien zum Wohle der Allgemeinheit hinzunehmen haben, möchte ich von Ihnen wissen, ob wir auch zusätzlich unser Leben zum Wohle der Allgemeinheit zu geben haben und wieso international anerkannte Studien zum Thema Windenergie und Gesundheit in Deutschland nicht beachtet werden?

Mit freundlichen Grüßen
Marco Bernardi

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Sehr geehrter Herr Bernardi,

vielen Dank für Ihre Nachricht vom 25.03.2011, in der Sie die erheblichen gesundheitlichen Belastungen beschreiben, die Sie und Ihre Familie - in direkter Nachbarschaft verschiedener Windkraftwerke lebend - empfinden. Darüber hinaus führen Sie verschiedene nationale und internationale Studien bzw. Forschungsergebnisse an, um Ihre persönlichen Erfahrungen wissenschaftlich zu untermauern.

Das Ziel der von Ihnen angeführten Untersuchung des Robert Koch-Instituts (RKI) bestand darin, "das Thema ´Infraschall´ auf seine Relevanz für den vorsorgenden Gesundheitsschutz zu überprüfen, den gegenwärtigen Wissensstand zu evaluieren und gegebenenfalls Forschungsbedarf aufzuzeigen"(Quelle: http://edoc.rki.de/documents/rki_ab/re67flHRghoUo/PDF/22wFEQ7q9U2VE.pdf ; Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 2007 • 50:1582-1589 DOI 10.1007/s00103-007-0407-3 Online publiziert: 30. November 2007, S. 1582).

Ergebnis der Untersuchung ist zwar, dass "insgesamt ein deutlicher Mangel an umweltmedizinisch orientierten wissenschaftlichen Studien zu tieffrequentem Schall konstatiert werden" (S. 1588) muss. Andererseits verweist die Studie im "Privatbereich" mit Blick auf Emissionen von Windkraftanlagen, die teilweise sehr nah an Wohngebieten aufgestellt wurden, auch auf Messungen, die von Bundesländern, Verbänden der Windenergiebranche und Umweltschutzorganisationen durchgeführt wurden. Diese Studien, so das RKI, hätten zusammengefasst ergeben, "dass die festgestellten Infraschallpegel von Windkraftanlagen unterhalb der normalen Wahrnehmungsschwelle liegen" - wobei das RKI auch darauf hinweist, dass in diesem Zusammenhang auch "an die besonders sensitiven Personen gedacht werden" müsse (S. 1587).

Den Einschätzungen des RKI hinsichtlich eines weiter bestehenden Forschungsbedarfs und der Unterscheidung in individuelle und nominale Wahrnehmung Emissionen aus Windkraftanlagen kann ich durchaus folgen, allerdings kann ich aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen in Nordfriesland bislang nicht von massiver Beeinträchtigungen dieser Form berichten.

Im Gegenteil: Bei uns gibt es eine hohe Akzeptanz für die Windkraft, auch wenn Einzelprojekte strittig sein mögen. Insgesamt gab es in den vergangenen Jahren zehnmal mehr Anmeldungen aus den Gemeinden für neue Windeignungsflächen als die Landesregierung damals zulassen wollte.

In meinem Wahlkreis Nordfriesland und Dithmarschen-Nord ist bei vielen Menschen bekannt, dass ich mich in meiner Arbeit im Deutschen Bundestag engagiert für den Ausbau der erneuerbaren Energien und die Verbesserung der dazu nötigen Rahmenbedingungen einsetze. Angesichts der zentralen Herausforderung unseres Jahrhunderts, der Bekämpfung der globalen Erwärmung der Erdatmosphäre, ist es das Ziel der christlich-liberalen Bundesregierung, dass die erneuerbaren Energien den Hauptanteil an der Energieversorgung übernehmen. Die dramatischen Bilder des Atomunglücks, die uns derzeit aus Japan erreichen, treiben uns darüber hinaus an, noch schneller aus der Kernenergie aus- und auf die erneuerbaren Energien umzusteigen sowie den bereits geplanten Systemwechsel in der Energieversorgung zu forcieren.

Ich hoffe, meine Ausführungen waren von Interesse für Sie.

Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Ingbert Liebing