Frage an Horst Becker von René M. bezüglich Umwelt
Hamburg nennt sich Umwelthauptstadt. Da passt es für mich nicht, dass Jahr für Jahr mehr Bäume gefällt werden, als neu gepflanzt werden. Selbst wenn genug Neupflanzungen erfolgen würden, ist ein kleiner neu gepflanzter Baum in seinem Wert für die Umwelt mit einem mehrere Jahrzehnte alten Baum nicht zu vergleichen.
Fazit: Hamburgs Umweltqualität "Grün durch Bäume" nimmt seit Jahren ab.
Auch Büsche und vor allem dichtes Buschwerk werden vielerorts weggeschnitten. Gerade dichtes Buschwerk ist für viele Kleintiere, Insekten und Singvögel notwendiger Lebensraum. Sieht dann für manche Menschen wohl ordentlicher aus, wenn es nur noch vereinzelte große Bäume gibt und unter diesen einen kurzgeschorenen Rasen. Die Folge: viele kleine und größere Lebewesen finden kene Nahrung und keinen Unterschlupf mehr..
Ein allgemein zu beobachtender Trend zur wirksamen Verminderung der Umweltqualität Hamburgs ist die "Pflasteritis. Ehemalige Grünflächen werden zugepflastert. Neue Anlagen wie z.B. in der Hafencity bestehen fast nur noch aus Pflasterplatten. So lässt sich eine Fläche sicher leichter sauber halten. Sind die Kosten für
die Müllentfernung also das Hauptkriterium für die Gestaltung unserer Hansestadt?.
Nicht nur unsere natürliche Umwelt wird unnötiger Weise eingeschränkt, auch die Entwicklung unserer Kinder
wird benachteiligt. Denn welchen Bezug bekommen sie zur Natur und damit zum Leben und zu sich selbst, wenn sie z.B. in der Hafencity groß werden, wo ihre Erlebniswelt fast ausschließlich aus Stein, Beton und Glas besteht?
Mit einem anderen Bewusstsein für unser Leben im Zusammenhang mit unserer Umwelt und Natur hätte man leicht kleine lebendige Flecken schaffen oder erhalten können, wie z.B. am Ende des Sandtorhafens.
Dort lief das Hafenbecken schräg nach oben aus, was eine kleine Schilfwildnis entstehen ließ...
Was gedenken Sie unter diesen Gesichtspunkten dafür zu tun, dass Hamburg sich auf den Weg macht, den Titel "Umwelthauptstadt" zu verdienen?
Sehr geehrter Herr Menges,
Hamburg verdankt seinen Ruf als "Grüne Metropole" nicht zuletzt seinem Baumbestand. Die in Hamburg noch vorhandenen rund 230 000 Straßenbäume prägen das Stadtbild und haben eine wichtige Funktion für das städtische Klima und als Lebensraum. Daher wollen wir für einen Ausgleich der in den letzten Jahren entstandenen Nachpflanzdefizite sorgen, auskömmliche Mittel bereitstellen und auch die Engpässe bei der vor Nachpflanzungen notwendigen Kampfmittelsondierung beheben.
Bereits im Haushaltsplan 2009/2010 hatten wir den Etat zu Straßenbaumpflanzungen und -ersatz um eine gute Million Euro erhöht und in unserem ursprünglich geplanten Haushaltsentwurf 2011/12, der derzeit auf Eis liegt, war eine Erhöhung um eine weitere Million eingestellt. Diesen Ansatz wollen wir weiter verfolgen.
Bei der Gestaltung von innerstädtischen Flächen wird in der Tat zunehmend auf Buschwerk verzichtet. Der erhebliche Pflegeaufwand und der Rattenbefall sind einerseits Grund dafür, aber auch die Tatsache, dass in der Enge der inneren Stadt Flächen benötigt werden, die für die Menschen nutzbar sind. Die GAL hält es für besser, in der inneren Stadt eine höhere Bebauungsdichte zu erreichen, um weniger "grüne Wiesen" bebauen zu müssen. Dies wird nach unserer Einschätzungen den Interessen von Natur- und Landschaftsschutz am ehesten gerecht.
Zum Thema Umwelthauptstadt empfehle ich Ihnen den nachstehenden Link zu einer Drucksache in der Parlamentsdatenbank, dort wird die Vielfalt der Hamburger Klimaprojekte umfänglich dargestellt:
http://www.buergerschaft-hh.de/Parldok/tcl/PDDocView.tcl?mode=show&dokid=32131&page=1 .
Mit freundlichen Grüßen
Horst Becker