Frage an Horst Becker von Alexander T. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Becker,
da Sie in einer vorherigen Antwort die Empfehlung gaben bei dieser Wetterlage zu Fuß zu gehen, berichte ich Ihnen mal von meinen Erfahrungen der letzten Tage/Wochen:
Ich gehe täglich 12km zu Fuß, nämlich vom Heußweg bis in die Fangdickstraße in Eidelstedt. Da ich einen Bürojob habe genieße ich eigentlich die Bewegung draußen. Allerdings kann ich derzeit beobachten, dass die Fortbewegung mit dem Auto vermutlich noch die enspannteste sein dürfte. Die Bürger, die ich auf den Fußwegen beobachten konnte, bewegten sich häufig am Rande dessen, was ihr Gleichgewichtssinn ihnen wohl ermöglichte. Gerade auf den Abschnitte der Fußwege, wo keine privaten Eigentümer das Räumen der Wege garantieren müssen, ist die Situation am schlimmsten. Etwa gegenüber der ehemaligen Mädchenschule im Heußweg (aus Richtung Osterstraße vor dem Maybach). Dort sind _keine_ Maßnahmen der Stadt(reinigung) mehr seit den Schneefällen auszumachen. Der Weg ist geradezu unpassierbar, eine unbehandelte Eisfläche hat sich dort gebildet.
An einigen Stellen meines Weges habe ich schon Menschen ausrutschen sehen, auch mir selbst ist schon mehrfach der Halt abhanden gekommen.
Ich finde es unerträglich, dass dieser Zustand heute so besteht. Vor zwei Jahrzehnten wäre so eine Wetterlage nicht als Ausnahme abgetan worden. Die Reaktion der Stadt auf eine schwierige Lage ist zudem, aus Sicht des Fußgängers in Eimsbüttel, vollständig ausgeblieben. Als Fußgänger gefährdet man seine Gesundheit, wenn man die Wege benutzt.
Als Vorbild für private Maßnahmen, denn diese fallen extrem unterschiedlich aus, kann das offensichtliche Verhalten der Stadt ebenfalls nicht dienen. Würde man das Ordnungsamt ausschicken das Räumen und Streuen einzufordern, gäbe es gute Chancen, dass nebenan jemand gerade auf städtischen Flächen ausrutscht.
Meine Frage: sehen sie die Möglichkeiten der Verbesserung der Wegesituation in Wintern für Menschen, die ganz bewusst auf das Auto verzichten wollen?
Freundliche Grüße
Sehr geehrter Herr Tietezl (womöglich Tietzel),
ich teile Ihre Ansicht, dass die Schnee- und Eisräumung für Fußgänger nicht ausreichend gut funktioniert hat. Seitens der Stadt standen für diese Ausnahmesituation zu wenig Personal, Maschinen und Streumaterial zur Verfügung. Der Kompetenzwirrwarr bei den Räumdiensten muss und wird wohl auch abgestellt werden, die Leitung der zuständigen Behörde hat diese Strukturen allerdings nicht geschaffen, sondern vorgefunden.
Ihre Einschätzung, dass die Mängel überwiegend in Bereichen mit städtischer Räumpflicht auftreten, deckt sich hingegen nicht mit meinen Beobachtungen und Informationen. Die Mängel bestehen auf allen Ebenen: Bei privaten Winterdiensten, die vielfach mit zwei Wochen Winter kalkulieren und teilweise völlig abgetaucht sind. Bei Herstellern von Geräten und Streumaterial sowie dem entsprechenden Handel, die nicht angenommen hatten, auf solche Nachfrage zu treffen. Beim Normalbürger, bei dem vielfach Winterreifen, Schneeschieber, Eispickel und Spikes für die Schuhe längst nicht mehr zur Ausstattung gehören, ältere MitbürgerInnen sind teilweise physisch durch die Räumpflicht überfordert.
Durch die Vereisung sind im Besonderen zahlreiche Verbindungen von den Gehwegen zu Straßenquerungen, Parkbuchten, abgesenkten Bordsteinen, Haltestellen u.a. nicht hergestellt, niemand fühlt sich zuständig. Kritik an dieser Situation ist berechtigt und muss in der Sache für Verbesserungen sorgen. Teilweise artete dies aber für meinen Geschmack in Gejammer aus. Wir leben in einer gemäßigten Klimazone weitgehend ohne Beeinträchtigungen durch extreme Naturereignisse wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Wirbelstürme. Ein Winter wie dieser wäre z.B. für die Menschen in Russland eine Lappalie, sie sind Anderes gewohnt. Ausnahmesituationen sind nun mal nicht bis ins Detail beherrschbar, wir alle sind dann gefordert, nicht nur zuzuschauen. Politik und Verwaltung werden notwendige Verbesserungen einleiten, für kommende Winter und auch für sofort, auch wenn dies für meinen Geschmack ein wenig spät geschieht. Die heute von der Stadtentwicklungsbehörde verkündeten Sofortmaßnahmen füge ich zu Ihrer Information hintenan.
Mit freundlichen Grüßen
Horst Becker
Anlage zur Antwort
Als Sofortmaßnahmen wurden vereinbart:
a.. Die Stadtreinigung wird sofort etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den zusätzlichen Winterdienst zur Verfügung stellen.
b.. Die Stadtreinigung Hamburg wird umgehend fünf regionale Koordinationsstellen einrichten, die in Zusammenarbeit mit den Bezirksämtern und der Hochbahn den Einsatz dieser Mitarbeiter der Stadtreinigung steuern.
c.. Bei zusätzlichem Schneefall wird das Personal um weitere rund 200 Personen aufgestockt, um den Räumdienst auf den Straßen weiter zu gewährleisten. Hierzu werden u.a. Mitarbeiter von Hamburg Wasser hinzugezogen.
d.. Ab morgen früh (09.02., 07:00 Uhr) wird die Stadtreinigung Hamburg eine Hotline schalten. Unter Telefon: 040 25 76 13 13 können dann Anwohnerinnen und Anwohner nicht gestreute öffentliche Flächen melden.
Aufgefordert sind jedoch auch die Anlieger, vor ihren Gebäuden der Streupflicht nachzukommen. Um dies zu erleichtern wird die Stadtreinigung weiter Streugut zur Verfügung stellen.
a.. An fünf Recyclinghöfen wird bereits kostenlos Splitt und Sand zur Verfügung gestellt. Dies wird schnellst möglich auf zehn Recyclinghöfe erweitert.
b.. In Absprache mit den Bezirksämtern wird umgehend an bis zu 50 weiteren öffentlichen Plätzen Streugut für die Anwohner kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Standorte werden in den Koordinationsstellen entschieden und von der Stadtreinigung bekannt gegeben.
c.. Sollten Anlieger mit Zuständigkeit für größere Gehwegflächen, zum Beispiel Wohnungsunternehmen, ihren Pflichten zum Räumen nicht nachkommen, werden kostenpflichtige Ersatzvornahmen erwogen.