Frage an Holger Ortel von Rainer G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Ortel,
eine bekannte Autorin, deren Namen ich Ihnen erst weiter unten verraten möchte, hat sich vor kurzem in einer Fernsehdiskussion wie folgt geäußert:
«...wo hat es angefangen? Und es ist doch klar: in dieser Zeit im Dritten Reich sind die Familienwerte missbraucht worden und pervertiert worden.»
«...daß ich über die verheerenden Zustände in dieser Zeit [des Nationalsozialismus] berichte und über die ausbeuterischen Zustände der Mutter.»
«...wenn es in unserer Demokratie nicht mehr möglich ist, über solche Sachen zu reden, ...dann spielen wir wirklich der rechten Szene in die Hände. Das ist ... gefährlich»
In Ihrem Brief an Herrn Schöler vom 22.11.07 vertreten Sie im Hinblick auf diese ZDF-Sendung die Auffassung, es zeuge «nicht von Format, sich über die "Errungenschaften" und den angeblich positiven Familienbegriff der Nationalsozialisten öffentlich zu äußern.»
Sie merken: ich spreche von Eva Hermans Auftritt bei Johannes B. Kerner am 9.10.2007.
Kann es sein, daß Sie Ihre Urteilsfindung in diesem Fall auf exakt diese verkürzte und sinnentstellte Wiedergabe in den Medien stützen, die auch Herr Schöler beklagt? Und wie würden Sie als Politiker reagieren, wenn Ihre eigenen Äußerungen solchermaßen verdreht in die Tagespresse gelangten?
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Göttlinger
P.S.: eine vollständige Mitschrift der Diskussion finden Sie hier: http://www.welt.de/fernsehen/article1252525/Eva_Hermans_Auftritt_bei_Kerner_im_Wortlaut_1.html
Sehr geehrter Herr Göttlinger,
damit muss man leben, wenn man sich in der Öffentlichkeit bewegt, dass Äußerungen so wiedergegeben werden, wie sie von anderen wahrgenommen werden. Auch Sie haben ja für Ihre Frage einzelne Aussagen in einer Weise aus dem Kontext gerissen, die Ihrer persönlichen Wahrnehmung entspricht. Ich finde das nicht so furchtbar tragisch. „DIE Medien“ sind ja Gott sei Dank viele verschiedene Medien, die die Dinge auf verschiedene Weise darstellen. Da ist doch für jeden etwas dabei - für Sie mit der „Welt“ offenbar auch.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Holger Ortel