Frage an Holger Ortel von Francis H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen

Lieber Herr Hope,

ich bin kein IG-Metaller, sondern Ver.di-Mitglied, was wahrscheinlich auch egal ist, da ich nicht weiß, wieso mich die Gewerkschaftsmitgliedschaft dazu verpflichten sollte, gegen den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zu stimmen. Als Sozialdemokrat konnte ich es mir bei dieser Frage leider nicht so leicht machen wie Ihre „Linkspartei“, da man als Regierungspartei auch eine außenpolitische Verantwortung gegenüber befreundeten Ländern wahrzunehmen hat.

Die Abstimmungen über Einsätze der Bundeswehr gehören zu den schwersten, die ich zu treffen habe, und ich entscheide das ganz persönlich, unbeeindruckt von irgendeinem „Fraktionszwang“. Es fällt mir ganz gewiss alles andere als leicht, meine Zustimmung zu Kampfeinsätzen zu geben. Aber es geht eben eines nicht: dass wir die guten, friedlichen, pazifistischen Deutschen sind, die sich die Hände nicht schmutzig machen und das Herz moralisch nicht beflecken müssen und im relativ sicheren afghanischen Norden den „freundlichen Aufbauhelfer“ spielen, während wir die Kanadier, Italiener, Amerikaner etc. im Süden aber die „Drecksarbeit“ des Kampfes gegen die Feinde der Demokratie und der Toleranz machen lassen, das Risiko, in diesem Kampf zu sterben, eingeschlossen.

Ich kann mir denken, dass Sie und Ihre „Linkspartei“ die NATO sowieso für entbehrlich halten – da habe ich aber eine andere Position, und die meisten meiner Wähler, glaube ich, auch. Die sind nämlich nicht so naiv zu glauben, dass islamistische Terroristen ganz differenziert, zwischen der bösen Bush-Regierung und guten, friedlichen Europäern unterscheiden würden. Wir haben in Deutschland in puncto Terroranschläge Glück gehabt bisher, nichts weiter.

Aus diesen Gründen habe ich den Tornado-Einsätzen zugestimmt, aus Solidarität mit den NATO-Partnern, die uns um diese Tornados gebeten haben. Wie gesagt, es ist mir alles andere als leicht gefallen und ich hoffe sehr, dass die Geschichte nicht eines Tages zeigt, dass ich mich falsch entschieden habe. Es ist so schwer, bei solchen Fragen das moralisch Richtige zu tun!

Mit freundlichen Grüßen

Holger Ortel