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Hermann-Josef Scharf
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Frage von Christian Z. •

Frage an Hermann-Josef Scharf von Christian Z. bezüglich Innere Sicherheit

Guten Tag, Herr Scharf!
Könnten Sie mir bitte erklären, wieso bei der Diskussion um die Amokläufe an unseren Schulen immer so aktionistisch gehandelt wird? Dieser Eindruck besteht zumindest bei mir.
Zu meiner Person: ich schreibe gerade mein Diplom in Physik, bin 28 Jahre alt und habe auch schon die Spiele gespielt, die in dieser Debatte immer wieder als "Killerspiele" bezeichnet, was ich als reißerisch und überzogen bezeichnen würde.
Erstaunlich finde ich auch die so einfach erscheinende Schlussfolgerung, nach der an den Amokläufen schuld wohl eindeutig und unzweifelhafterweise die "Ego-Shooter" (so würde ich das bezeichnen) sind. Wenn das alles wäre würden wir derartige Vorfälle mit erheblich höherer Frequenz erleben, Gott sei Dank, dass dies nicht so ist. Die sozialpolitische Debatte zu diesem Thema wird gar nicht geführt, obwohl diese dringend geboten wäre! Seit Jahren prangere ich in (zumindest für meinen Bekanntenkreis) nachvollziehbarer Art und Weise an, dass es einfach zuviele überforderte Eltern gibt. Anscheinend werden derartige öffentliche Diskussionen aber vermieden, um die Eltern nicht von der Wahl der eigenen Partei abzuhalten (mein Eindruck). Aber was immer geht, ist die Einschränkung der bürgerlichen Freiheitsrechte. Jetzt wird über ein Verbot von Videospielen mit gewalttätigem Inhalt gesprochen. Wer verbietet gewalttätige Filme, wer die daraus folgende Realsatire "Krieg"? Der Ansatz allein die Videospiele als Sündenbock hinzustellen mag zwar einfach und auch für den dümsten Bürger nachvollziehbar sein, jedoch erscheit mir das analog zur Symptombehandlung eine Arztes zu sein, der eben sich die Behandlung der Grunderkrankung nicht zutraut, für unsinnig hält oder andere Grunde für diese Art der Therapie hat. Als Patient fühlt man sich dabei nicht wohl.
Und warum werden immer mehr Grundrechte eingeschränkt, wenngleich bei ausreichender personeller Besetzung z.B. der Polizei die gesetzlichen Grundlage völlig ausreichend wäre?

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Zeitz,

vielen Dank für Ihre Meinung zur Debatte rund um ein Verbot von so genannten Killerspielen.

Ich kann Ihren Einwand verstehen, dass die Diskussion über ein Verbot von gewaltverherrlichenden Spielen zu manchen Zeiten aktionistisch wirkt. Aber dazu muss ich anmerken, dass in vielen Bereichen des Lebens erst über einschneidende Maßnahmen nachgedacht wird, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Dies kann zwar kritisiert werden, doch gegen alle Eventualitäten kann sich kein Mensch und auch kein Staat – auch nicht durch blinde Regulierungswut – absichern.

Gegen Ihren Einwand des Aktionismus spricht allerdings, dass sich die große Koalition durchaus Ihrer Verantwortung bezüglich dieser Thematik bewusst war und dies schon im Koalitionsvertrag vom 18. November 2005 niedergeschrieben hat. Der Jugendschutz ist somit nicht erst durch die Ereignisse des Jahres 2006 auf die politische Agenda gesetzt wurden.

Der Koalitionsvertrag legt zu dem Thema des Kinder- und Jugendschutzes beispielsweise folgende Zielsetzungen fest:

-„Die aktuellen Regelungen sind angesichts der rasanten Entwicklungen im Bereich der Neuen Medien noch nicht ausreichend, um den wachsenden Gefährdungen junger Menschen auf dem Mediensektor wirksam entgegenzutreten.“ (S. 52)
-„Altersgrenzen für die Freigabe von Filmen und Spielen / Alterskennzeichnung von Computerspielen“ (S. 52)
-„Verbot von Killerspielen“ (S. 52)

Es ist sicherlich richtig, dass „Killerspiele“ nie der alleinige Auslöser eines Amoklaufs sein können. Meiner Meinung nach stellen gewaltverherrlichende Computer- und Videospiele aber eine Variable dar, die einen Menschen hin zu einem Amoklauf motivieren können. Ich finde es daher richtig, wenn die politischen Entscheidungsträger über Wege nachdenken, wie die Verbreitung von gewaltverherrlichende Computer- und Videospiele eingedämmt werden kann.

Ich stimme Ihnen zu, dass auch eine Debatte über die Pflichten der Eltern geführt werden muss. Ein Verbot von Killerspielen wird nur dann erfolgreich sein, wenn auch die Medienkompetenz von Eltern, Lehrern und dem sozialen Umfeld der Kinder und Jugendlichen gestärkt wird. Diese Bezugspersonen müssen in der Lage sein, den Medienkonsum der Kinder zu beurteilen und daraus Konsequenzen zu ziehen.

Erfolgreich kann aus meiner Sicht nur ein Bündel von Maßnahmen sein, aber dazu gehört auch ein Verbot von Killerspielen. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die Simulation des massenhaften Tötens von Menschen zu Alltag vieler Kinder und Jugendlicher gehört. Dies ist mit der Werteordnung unseres Staates nicht zu vereinbaren.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass ein Verbot nicht einfach zu erreichen sein wird. Ich bin allerdings optimistisch, dass in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, sinnvolle Lösungen in Bezug auf diese Thematik gefunden werden können.

Mit freundlichen Grüßen

Hermann-Josef Scharf

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