Frage an Helmut Brunner von Guido L. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Agrarminister Brunner,
der TV-Sender arte strahlte kürzlich einen erschütternden Bericht über die Folgen des Herbizids Glyphosat (auch unter dem Namen "Roundup" von Monsanto vertrieben) aus: https://www.arte.tv/de/videos/069081-000-A/roundup-der-prozess/
Im arte-Beitrag werden eindrucksvoll Einzelschicksale von Menschen und Tieren aus aller Welt gezeigt, die unter den Folgen von Glyphosat zu leiden haben bzw. verstorben sind. Die WHO stuft Glyphosat seit Langem als wahrscheinlich krebserregend ein (siehe z.B. http://www.br.de/nachrichten/was-es-mit-dem-streit-um-glyphosat-auf-sich-hat-100.html im Kapitel "Der Streit um Glyphosat tobt seit Jahren").
Meine Fragen:
- Wie stehen Sie persönlich zu Glyphosat?
- Teilen Sie meine These, dass Glyphosat und seine Derivate sofort weltweit(!) verboten werden muss?
- Unterstützen Sie die vom Umweltinstitut München e.V. initiierte Kampagne für ein europaweites Glyphosat-Verbot ( https://www.umweltinstitut.org/mitmach-aktionen/europaeische-buergerinitiative-stop-glyphosat.html?gclid=CjwKCAjwssvPBRBBEiwASFoVd-kFua_f0FwUdmey3xZHLQh5-lhf20jk2G0pD3m3LqqdQwoUl9vIWhoCSyIQAvD_BwE ) ?
- Was wiegt für Sie höher: der Schutz von Mensch und Tier vor den Folgen von Glyphosat oder die Wirtschaftsinteressen von Bayer und Monsanto ( https://www.advancingtogether.com/de/home/ )?
- Was können Sie in Ihrem Amt (bayerischer Agrarminister) tun, um Glyphosat zu verbieten?
- Falls Sie politische Einflussmöglichkeit haben (was ich Ihnen unterstelle): Was tun Sie konkret? Oder haben Sie bisher schon etwas gegen Glyphosat getan?
- Falls ja: was konkret?
In Erwartung Ihrer baldigen, dezidierten und selbstverständlich ehrlichen Antwort verbleibe ich
mfG aus Eching (Lkr. Freising)
G. L.
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 27.10.2017, in der Sie den Pflanzenschutzmittelwirkstoff Glyphosat thematisieren.
Wie Sie sicher bereits aus den Medien erfahren haben, wurde am 27. November 2017 auf EU-Ebene entschieden, Glyphosat für weitere fünf Jahre zu genehmigen.
Unabhängig von der Entscheidung auf EU-Ebene muss jedoch der Einsatz von glyphosathaltigen Pflanzenschutzmitteln auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt werden. Hierzu wurden in Bayern die Forschungsaktivitäten bereits verstärkt. Die Experten an der Landesanstalt für Landwirtschaft beschäftigen sich intensiv mit Bewirtschaftungsmethoden, die Glyphosat künftig ersetzen sollen.
Darüber hinaus habe ich mich auf Bundesebene entsprechend einem Beschluss des Bayerischen Landtages für ein Verbot der Anwendung in Haus- und Kleingärten sowie zur sogenannten Sikkation (Beschleunigung der Abreife im Getreidebau) sowie auch für eine stärkere Reglementierung auf allen öffentlichen Flächen eingesetzt.
Trotz der höheren Kosten für die Kommunen wurde zudem veranlasst, dass Ausnahmegenehmigungen für Glyphosat auf kommunalen Flächen in Bayern bereits jetzt nur noch sehr restriktiv erteilt werden. Im Gegenzug werden die Kommunen beim Umstieg auf alternative Bekämpfungskonzepte unterstützt. Der Bayerische Pflanzenschutzdienst hat hierzu bereits entsprechende Informationsblätter gestreut und Fachtagungen durchgeführt, in der praxisgerechte Alternativen zur thermischen oder mechanischen Unkrautbekämpfung vorgestellt wurden.
Entscheidend ist, dass mittels der eingeleiteten Maßnahmen eine nachhaltige Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln erreicht wird. Denn, die Gesundheit der Verbraucher und ihr Vertrauen in bayerische Lebensmittel haben für die Bayerische Staatsregierung und für mich absoluten Vorrang.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Brunner