Frage an Helmut Brunner von Andreas W. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Brunner,
die Bürgerinitiative Gegen-ALB-Traum-Neubiberg bat Sie anlässlich Ihrer Spende von 50 Bäumen an die Wüste Negev, sich in Bayern ähnlich solidarisch zu zeigen und jeder vom Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) betroffenen Gemeinde auch 50 Bäume zu spenden.
Wie Sie wissen, geriert sich die Ihrem Ministerium unterstellte Behörde "LfL" als selbsternannter Retter des Abendlandes, indem jedes auch nur vermeintliche Vorkommen des ALB ohne Rücksicht auf lokale Gegebenheiten zur Abholzung einheimischer Laubgehölze, auch großer und alter Exemplare, führt.
Neben der teils erheblichen Drangsalierung der Gartenbesitzer bleiben diese auch auf einem erheblichen Teil der Kosten sitzen, vor allem bei der Neubepflanzung ihrer persönlichen "Negev-Wüste": Der Wurzelstock wird einfach stehengelassen. Ersatzbäume in einigermaßen akzeptabler Größe (wobei auch diese einen alten Baum aus ökologischer Sicht niemals ersetzen können) schlagen leicht mit einem vierstelligen Euro-Betrag zu Buche.
In diesem Zusammenhang folgende Fragen:
1. Können die betroffenen Bürger auf Ihre großzügige Unterstützung bei der Pflanzung von einigermaßen großen und daher teuren "Ersatz-"Bäumen hoffen?
2. Wie bewerten Sie die Nachpflanzempfehlung der Behörde "LfL", in der anstelle einheimischer Bäume hauptsächlich gebietsfremde bzw. gezüchtete Gehölze mit fragwürdiger ökologischer Wirkung aufgelistet sind? Was hat ein Trompetenbaum in Bayern verloren? Inwiefern kann eine Hortensie (!) eine Hundertjährige Linde ersetzen?
3. Wurden sämtliche in dieser Liste enthaltenen gebietsfremden Pflanzen daraufhin untersucht, ob sie in Symbiose mit evtl. weiteren Schadorganismen leben und diese mit einschleppen? Dürfen wir uns also in 5 Jahren auf den Südamerikanischen Kampfbohrkäfer freuen?
4. Sind Sie sich des möglichen Trugschlusses bewusst, dass die gebietsfremden Pflanzen nur deshalb nicht befallen wurden, weil sie (gottseidank) noch sehr selten bei uns wachsen?
Vielen Dank!
Sehr geehrter Herr Walthes,
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 7. Oktober 2015, in dem Sie die Bekämpfungsmaßnahmen zum Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) ansprechen.
Beim ALB handelt es sich um einen gefährlichen Quarantäneschädling, der in China und Nordamerika bereits massive Schäden an Laubbäumen sowie sehr hohe Aufwendungen für die Bekämpfung verursacht hat. So sind auch in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei seinem Auftreten restriktive Maßnahmen zu ergreifen. Hierzu zählen u. a. auch die von Ihnen angesprochenen Fällungsanordnungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Um die finanziellen Belastungen für die Bürger und Gemeinden möglichst gering zu halten, erhalten die von der Befallszone betroffenen Gemeinden auf Antrag jeweils bis zu 100.000 Euro im Rahmen einer Zuwendung (bayerische Soforthilfe). Die Gemeinden haben hierbei im Rahmen der Soforthilfe u. a. auch die Möglichkeit, Maßnahmen der Wiederbegrünung und somit auch den Einsatz von Wurzelstockfräsen zu fördern. Es obliegt daher den betroffenen Gemeinden Regelungen vor Ort zu treffen, um in begründeten Einzelfällen finanzielle Belastungen für Privateigentümer abzumildern.
Zusätzlich zur ALB-Soforthilfe des Freistaates Bayern können betroffene Grundstücksbesitzer von ihrem Landkreis bzw. ihrer Kommune weitere Fördermittel erhalten. Ziel ist es auch hier, ein frühzeitiges Nachpflanzen der betroffenen Flächen zu ermöglichen.
In der im Oktober 2015 erschienenen Broschüre der LfL „Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers - Gehölze für Nachpflanzungen“
(s. http://www.lfl.bayern.de/publikationen/informationen/119048/index.php ) wird eine Auswahl an Gehölzgattungen aufgezeigt, die aktuell als Alternativen zu den bisherigen Gehölzen angesehen werden. Unabhängig vom Auftreten des ALB finden sich in der Broschüre viele Gattungen, die bereits seit längerer Zeit Eingang in bayerische Gärten gefunden haben. Daneben enthält die Broschüre aber auch Anregungen für Arten, die bislang eher noch selten zu finden sind.
Auch mir ist es ein besonderes Anliegen, dass v. a. heimische Gehölze gepflanzt werden. Ziel muss es daher sein, alle Anstrengungen zu unternehmen, um den ALB erfolgreich zu bekämpfen und mit Auflösung der Quarantänezonen zu gegebener Zeit auch die Pflanzung von heimischen Gattungen wieder vollumfänglich zu ermöglichen. Ich bitte daher um Verständnis, dass zum Schutz unserer heimischen Wälder sowie zur weiteren Schadensabwehr die entsprechenden Bekämpfungsmaßnahmen durchzuführen sind.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Brunner