Frage an Helmut Brunner von Markus S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Brunner,
Herr Dr. Söder schrieb in einer Stellungnahme "das Bayerische Kabinett hat ausdrücklich betont, dass Bayern als lebenswerter und naturnaher Erholungsraum geschützt ... werden muss".
In unserer Region und wahrscheinlich im selben Maße bayernweit, fanden und finden derzeit noch extreme Abholzungsaktionen statt. Ohne Rücksicht auf die empfindlichen Waldböden, also mit schwerstem Gerät auf nicht gefrorenem Boden - selbst in ausgewiesenen Schutzgebieten! Ameisenhaufen werden überfahren, metertiefe Fahrrinnen durchziehen die Wälder. Wer hier in dieser Form arbeitet, hat nicht das geringste Verständnis für den Wald und seine Bewohner sondern geht vor wie ein Akkordschlächter.
Im Namen des Waldumbaus für den Klimawandel werden 2/3 der Nadelbäume entfernt. Wenn ein Sturm folgt, wie im letzten Jahr, fällt auch das verbliebene Drittel. Wir haben inzwischen an vielen Stellen Zuständige wie im gerodeten Regenwald - Wüste eben.
Wenn die Eingriffe relativ gut gehen, bleibt ein ausgedünnter von vielen breiten Rückegassen durchzogener Wald übrig.
Dass das weder mit naturnah noch mit Erhohlungsraum etwas zu tun hat und am wenigsten mit Nachhaltigkeit oder Umweltschutz sieht jeder sofort. Es gab auch schon zahlreiche Proteste, aber die Waldzerstörung schreitet fort. Das Staatsforsten muss Geld verdienen, die Erntemaschinen sind teuer, müssen rationell arbeiten. Unsere Kommunalpolitiker sehen sich machtlos.
Haben Sie überhaupt eine Ahnung davon was derzeit in unseren Wäldern passiert? Wie ist Ihre Meinung dazu, wie soll es weiter gehen?
Sehr geehrter Herr Streck,
vielen Dank für Ihre Nachricht, in der Sie ihre Sorge über den Waldzustand in Ihrer Heimat zum Ausdruck bringen.
Aufgrund der besonderen Bedeutung des Waldes für den Schutz von Klima, Wasser, Luft und Boden, Tieren und Pflanzen, für die Landschaft und den Naturhaushalt, verpflichtet das bayerische Waldgesetz die Waldbesitzer ihren Wald nachhaltig zu bewirtschaften. An die Bewirtschaftung des Staatswalds werden dabei besondere Anforderungen gestellt, denn der ist vorbildlich zu bewirtschaften. Dies schließt eine möglichst bodenschonende Holzernte und die Wiederherstellung eines standortgemäßen Waldzustandes- z.B. durch Waldumbau mit ein. Im Rahmen der Forstaufsicht hat die Bayerische Forstverwaltung dafür zu sorgen, dass die Vorgaben des Waldgesetzes für Bayern beachtet werden.
Für Bayern insgesamt liegen dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten keine Erkenntnisse vor, dass gegen das Prinzip der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft verstoßen werden würde. So liegt der Einschlag in den Wäldern Bayerns seit vielen Jahren unter dem Zuwachs, unsere Wälder werden insgesamt älter und der Anteil von Laubholz nimmt stetig zu.
Ich nehme Ihr Anliegen allerdings sehr ernst. Ich schlage Ihnen deshalb vor, dass Sie sich mit dem örtlich zuständigen Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten - Untere Forstbehörde wenden und Ihnen die Fälle schildern. Sicher lassen sich dann auch, kritische Fragen zum konkreten waldbaulichen und erntetechnischen Vorgehen, z.B. im Rahmen eines gemeinsamen Waldbegangs, mit Ihnen klären.
Mit freundlichen Grüßen
Helmut Brunner