Frage an Helge Lindh von Jörg H. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Lindh,
Wie stehen Sie zur Rente mit 67? Ich mache es an meinem Beispiel fest, das stellvertrend für alle Geschwister, Schwäger*innen und Freunde in etwa gleicher Form steht. Wir sind alle Geburtsjahrgang 1964 bis 1967 und haben mit 15 Jahren eine Ausbildung begonnen. Ich bin Jahrgang 1964 und habe somit mittlerweile fast 42 Jahre ohne Unterbrechung gearbeitet. Mit Vollendung des 63. Lebensjahres sind es 48 Jahre. Sollte ich nach 48 Jahren Erwerbstätigkeit auf die vermessene Idee kommen, die Altersrente zu beanspruchen, muss ich Abschläge in Höhe von 14,4 % hinnehmen. Die ungeminderte Altersrente wird mir frühestens mit Vollendung des 65. Lebensjahres zugestanden und das bedeutet nach 50 Jahren Arbeit bei einem Rentenniveau von 48%. Merken Sie was? Diese Politik ist das Ergebnis der Rot-Grünen Koalition unter Schröder. Wie gesagt, diese Frage stelle ich Ihnen stellvertrend für alle aus meinem Umfeld, die von dieser wie wir finden unsäglichen Politik betroffen sind. Wir sind der Auffassung, dass 45 Jahre hartes Erwerbsleben genug sein müssen und ein Rentenniveau von mindestens 52% angemessen ist. Wir kommen alle aus Ihrem Wahlkreis und sicher ist im Moment nur, dass unsere Zweitstimmen definitiv nicht mehr an die SPD geht. Wir werden die Linke wählen. Ob wir Ihnen als Direktkandidaten unsere Stimme geben, hängt maßgeblich von ihrer Positionierung zu diesem Thema ab und inwieweit das, was Sie dazu sagen, belastbar und glaubwürdig ist. Lassen Sie uns bitta auch wissen, welche Koalition Sie favorisieren? Wer die SPD wählt bekommt im Zweifelsfall auch eine neoliberale FDP geliefert?
Ich bedanke mich für Ihre detalierten Ausführungen.
Mit freundlichen Grüßen
Jörg Haußner
Sehr geehrter Herr Haußner,
ich danke Ihnen vielmals für Ihre Frage.
Gerne gehe ich im Folgenden auf Ihre Fragen weiter ein.
Die Rente mit 67 sehe ich, wie auch die gesamte SPD-Fraktion, äußerst kritisch. Deshalb haben wir beispielsweise die abschlagsfreie Rente mit 63 nach 42 Beitragsjahren durchgesetzt. Ebenso ist auch die bereits angelaufene Grundrente ein beachtlicher Erfolg, was die Verbesserung der Lebensverhältnisse unserer Rentnerinnen und Rentner angeht.
Ich kann Ihren Ärger also durchaus nachvollziehen. Menschen, die so lange und so viel für unser Land und unsere Gemeinschaft gearbeitet haben, müssen entsprechend gewürdigt werden! Das ist einfach eine Frage des gegenseitigen Respekts.
Zu Ihrer Frage nach einer möglichen Koalition: Nach derzeitigem Stand hat keine der Koalitionen, die wir in den vergangenen Jahrzehnten üblicherweise im Vorfeld von Wahlen diskutiert haben, eine klare Mehrheit. Es ist davon auszugehen, dass die Wahl im kommenden September den Parteien einiges an Verhandlungsleistung abverlangen wird. Klar ausschließen kann ich jede Zusammenarbeit mit der AfD. Eine Fortsetzung der GroKo wünsche ich mir selbstverständlich nicht, ebenso haben wir mit der FDP sicherlich in wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen große Differenzen. Letztendlich müssen wir auch schauen, was rechnerisch möglich ist. Ich halte es aber für falsch, frühzeitig Optionen auszuschließen. Auch „innovative“ Modelle – etwa Minderheitsregierungen – könnten noch eine Rolle spielen.
Ich hoffe, dass ich Ihnen hiermit meine Standpunkte gut erläutern könnte und Ihnen und Ihrem Freundes- und Verwandtenkreis etwas mehr Klarheit bezüglich Ihrer Wahlentscheidung schaffen konnte. Falls Sie weitere Fragen haben, zögern Sie nicht sich nochmals zu melden! Gerne stehe ich für Rückfragen und auch persönliche Diskussionen zur Verfügung. Zögern Sie bitte nicht, auf mich zuzukommen.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und natürlich viel Gesundheit!
Mit freundlichen Grüßen
Helge Lindh, MdB