Frage an Helge Braun von Lukas R. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Braun,
wie stehen Sie zur Idee der Bürgerversicherung?
Die derzeitige Möglichkeit ab einem bestimmten Einkommen sich alternativ privat zu versichern sorgt doch dafür, dass gerade Gutverdiener, die einen besonders hohen Beitrag leisten könnten, nicht in die gesetzliche Versicherung einzahlen.
Viele Ärzte geben zu bedenken, dass die zusätzlichen Einnahmen aus der Behandlung von Privatpatienten nötig sein. Wenn jetzt aber alle in die GKV einzahlen würden, hätten diese deutlich mehr Geld zur Verfügung. Würden die Vergütungen für Leistungen dann genau um den Betrag angehoben werden, die derzeit die Privaten Krankenkassen aufbringen, würden im Schnitt an die Ärzteschaft gleich viel Geld ausgeschüttet.
Gerade hier in Frankfurt ist die Zahl der Privatpraxen enorm. Gesetzlich Versicherten fällt es in diesem Umfeld zunehmend schwer zeitnah einen Arzttermin zu finden.
Unter diesem Bedingung stellt man sich dann schon die Systemfrage, ob es richtig sein kann, dass man ab einer bestimmten Vermögenssituation aus dem Solidarsystem aussteigen kann.
Auch wenn so ein Systemumbau ein radikaler Einschnitt wäre.
Sehr geehrter Herr R.,
die gesetzliche Krankenversicherung ist sozial gerecht, weil hohe Einkommen, die nicht dort versichert sind, sich über den Steuerzuschuss auch an der Finanzierung beteiligen. Die Bürgerversicherung wäre ein reines Umlagesystem, während die private Krankenversicherung Altersrückstellungen bildet. Würde man das aufgeben, wäre das Demografieproblem in der Krankenversicherung noch größer. Weil mit zusätzlichen Versicherten in der Bürgerversicherung auch zusätzliche Leistungsansprüche verbunden sind, wäre die Bürgerversicherung nicht spürbar kostengünstiger. Deshalb halte ich sie für falsch.
Viele Grüße
Ihr
H. Braun