Frage an Helge Braun von Michael D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Braun,
kürzlich hatte Ihre Parteivorsitzende und Bundeskanzlerin Frau Merkel folgende Aussage formuliert: "Das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte kennt keine Obergrenze; das gilt auch für die Flüchtlinge, die aus der Hölle eines Bürgerkriegs zu uns kommen"
Da fehlt mir die Vorstellungskraft was auf uns zukommt. Denn die jetzige Situation ist doch schon diese:
Öffentliche Einrichtungen werden in Asylheime umgewandelt, z.B.:
Jahn-Realschule: http://tinyurl.com/nw3x6fq
Landeswehrfeuerwehrschule in Bruchsal: http://tinyurl.com/njgefxz
Offiziersschule der Bundeswehr: http://tinyurl.com/ogqtzdb
Soldaten müssen aus der Kaserne in eine Zeltstadt ziehen, um Platz für Asylanten zu schaffen: http://tinyurl.com/oddpd7a
Landesfeuerwehrschule stellt Ausbildung ein: http://tinyurl.com/nlxr6ws
THW Ortsverband Wetzlar wird Flüchtlingscamp: http://tinyurl.com/p3vonp6
40 jugendliche Flüchtlinge ziehen in Seniorenheim: http://tinyurl.com/ph2m2od
Halle bringt Flüchtlinge im Obdachlosenheim (!) unter: http://tinyurl.com/oppnr49
600 Flüchtlinge kommen in Schwenninger Messehalle: http://tinyurl.com/nnen3h2
Gemeinde erwartet Engpässe: http://tinyurl.com/oshxl78
Das sind nur ein paar Beispiele der letzten Wochen. Die vollständige Liste würde den Rahmen hier sprengen.
Frau Merkel sagte zwar vor einer Woche: "Wir könnten das schaffen" http://tinyurl.com/o6ffykx
Ich sehe aber meine Schmerzgrenze (insbes. die meines bisherigen Wahlverhaltens) deutlich überschritten.
Daher meine Frage: Wann wird ein Schlußstrich gezogen und die vorhandene Situation erst einmal stabilisiert?
Mit freundlichem Gruß
M. Dörr
Sehr geehrter Herr Dörr,
der anhaltend hohe Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland ist in der Tat eine große Herausforderung. Unmittelbar müssen wir sie logistisch bewältigen - mit Verteilung, Unterbringung und Asylverfahren. Bund, Länder und Kommunen meistern das gemeinsam - unterstützt von vielen Ehrenamtlichen, denen unser besonderer Dank gilt.
Mittel und langfristig müssen wir die Integration in die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt bewältigen. Viele unserer Entscheidungen - zum Beispiel die Ausweitung der Sprach- und Integrationskurse und die Vernetzung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge mit der Bundesagentur für Arbeit bereiten dies bereits vor.
Angesichts von 60 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind, versteht sich von selbst, dass nicht jeder nach Europa oder nach Deutschland kommen kann. Deshalb arbeitet die Bundesregierung intensiv daran, die illegale Zuwanderung nach Europa zu reduzieren und statt dessen eine kontrollierte, legale und Europa fair verteilte Zuwanderung durchzusetzen. Dazu brauchen wir die Kooperation der anderen EU-Mitgliedsstaaten, der Türkei und der Herkunftsstaaten, damit Schlepper effektiv bekämpft, regionale Fluchtalternativen geschaffen und Fluchtursachen bekämpft werden. Diesen Prozess treiben wir mit aller Kraft voran - gleichwohl benötigt er noch etwas Zeit.
Gleichzeitig verschärfen wir unser nationales Recht, um diejenigen, die keine Verfolgung erlitten haben, möglichst umgehend wieder in ihre Heimatländer zurückzuschicken. Auch die Sicherheitsvorkehrungen zur frühzeitigen Identifizierung von Straftätern werden erheblich verbessert.
Ich verstehe, wenn Sie die Situation mit Sorge erfüllt. Ich bitte Sie aber um ihr Vertrauen, dass wir alles unternehmen, was der Bewältigung dieser Ausnahmesituation dient. Die eine Maßnahme, die den von ihnen ersehnten „Schlussstrich“ herbeiführen würde, sehe ich leider nicht. Sondern es muss an allen oben beschriebenen Herausforderungen gearbeitet werden, um die Situation zu meistern.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Helge Braun