Frage an Helga Trüpel von Bernhard H. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrte Frau Dr. Trüpel,
die Bestäuberinsekten sind in Gefahr durch neuartige Pflanzenschutzmittel / Pestizide (Neonicotinoide) und diese sind laut jüngeren offiziellen Untersuchungen auch bereits in Lebensmitteln zu finden. Honigbienen, Schmetterlinge und Wildbienen in Gefahr, der Verbraucher in Gefahr - was werden Sie unternehmen?
Die Honigbiene gilt als drittwichtigstes Haustier des Menschen. Der wirtschaftliche Wert der Bestäubungsleistung der Honigbienen und anderer Bestäubungsinsekten wird laut einer aktuellen Studie auf weltweit 153 Milliarden Euro errechnet. Siehe dazu die Studie von Josef Settele et al. Die Honigbienen existieren seit 45 Millionen Jahren auf diesem Planeten und der Naturhaushalt hat sich auf ihre Existenz eingestellt. Die Wichtigkeit der Honigbiene für den Menschen und den Naturhaushalt ist ohne Zweifel äußerst hoch.
Die Anzahl der gemeldeter Bienenschäden von 1960 an gingen von 350 im Schnitt der siebziger Jahre auf 80 Meldungen zurück, bis im Jahr 2008 die Zahl der gemeldeten Bienenschäden auf 11.500 Völker hochschnellte. Eine Steigerung von 14.375 %.
Diese Steigerung, die ohne Zweifel als Großschadensereignis zu bezeichnen ist, ist nicht einem Einzelfall zu verdanken, sondern ist auch in anderen Ländern (Italien, Slowenien und der Tschechei) in dieser Form aufgetreten.
Pflanzenschutzmittel reichern sich im Naturhaushalt und im Nahrungskreislauf des Menschen an. Das in Baden und Bayern das Bienensterben verursachende Mittel, Clothianidin, ist in der Schweiz bereits im zum Verzehr bestimmten Salat nachgewiesen worden, der aus Italien importiert worden ist. Neonicotinoide reichern sich im Boden an, dass zeigen Studien und die Praxis.
Die Agrarpolitik braucht eine Wende, um nachhaltige Schäden am Menschen und am Naturhaushalt abzuwenden. Demnächst wird es eine Abstimmung über die Pflanzenschutzrichtlinie im Parlament geben, die maßgeblich unser aller Zukunft bestimmen wird. Wie werden Sie sich positionieren?
Viele Grüße,
Bernhard Heuvel
Sehr geehrter Herr Heuvel,
gerade als Grüne Abgeordnete nehme ich Ihr Anliegen äußerst ernst. Am 23. Oktober diesen Jahres beschäftigte sich das Europäische Parlament zum einen mit dem Aktionsrahmen der Gemeinschaft für den nachhaltigen Einsatz von Pestiziden sowie mit einer Verordnung zum Inverkehrbringen von Pflanzenschutzmitteln. Dabei handelt es sich um europaweit standardisierte Richtlinien zur Produktion, Zulassung und Anwendung von Pestiziden. Im Fokus steht dabei vor allem auch der Tier- und Umweltschutz, da Verordnungen hier längst überfällig sind. Pestizide lagern sich im Grundwasser und der produzierten Nahrung ab, womit eine erhebliche Bedrohung für Mensch und Umwelt klar erkennbar ist und alternative Wege gefunden werden müssen.
Ihr Beispiel mit den Honigbienen ist für mich ein weiteres Zeichen, dass für einen verantwortungsbewußten Umgang mit Pflanzenschutzmitteln dringender, und vor allem europaweiter Handlungsbedarf besteht. Der Schutz der Artenvielfalt ist seit jeher ein urgrünes Anliegen. Sie illustrieren neben der ökologischen Gefahr auch den wirtschaftlichen Schaden, der für die Nahrungsmittelproduzenten und für die Imkereien zu einem großen Problem werden kann. Dies zeigt, dass das Bienensterben sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Perspektive katastrophale Auswirkungen hat, die wir nicht akzeptieren können.
Bei einer am 20. November angenommenen Entschließung hat sich das Europäische Parlament äußerst besorgt gezeigt, da zur Verhinderung eines größeren ökologischen, sowie ökonomischen Schadens unverzüglich gehandelt werden muss. Daher fordern wir als Abgeordnete unter anderem eine Untersuchung der Schädlichkeit von Pestiziden. Zudem fordern wir ein Maßnahmenpaket für Imkereien, die wegen des wirtschaftlichen Schadens in ihrer Existenz bedroht sind.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiter helfen!
Mit besten Grüßen,
Helga Trüpel