Frage an Heinz-Peter Haustein von Sylvia B. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Haustein,
wie Ihnen sicherlich auch bekannt ist, wird Arbeit im Erzgebirge nicht sonderlich gut vergütet. Aber was ich derzeit erlebe macht mich wirklich betroffen. Ich bin Medizinische Fachangestellte und suche nach der Elternzeit wieder Arbeit. Ich habe mit Mitarbeitern der Agentur für Arbeit darüber gesprochen und die erklärten stolz, man hätte mit den Ärzten einen Ehrenkodex ausgehandelt, das wenigstens 5,50 Euro die Stunde gezahlt werden. Ich bin ehrlich gesagt entsetzt darüber. Eine ungelernte Putzfrau verdient mehr und ich möchte behaupten das wir Arthelferinnen eine Menge Fachwissen brauchen und eine hohe Verantwortung tragen.
Wenn ich wirklich für diesen Stundenlohn arbeiten gehe, dann komme ich schlechter als mit Hartz 4, weil ich dazu noch Fahrtkosten und Kinderbetreuungskosten für meine beiden Kinder bezahlen müsste. Wie ist es mglich das ich im Westen mehr als das Doppelte für dieselbe Arbeit bekomme? Verdienen die Ärzte im Osten auch nur halb so viel wie drüben?
Der Arbeitsvertrag meines Ehemanns bei Schloz Wöllenstein Mercedes wurde nicht verlängert weil er letztes Jahr 2 Wochen krank war wegen der Schweinegrippe. Offiziell gibt das natürlich kein Arbeitgeber zu. Aber intern wurde es ihm so gesagt. Wir wissen nicht wie wir unsere Familie ernähren sollen und wir wollen arbeiten und wir sind gut ausgebildet, aber haben keine Chance in unserer Heimat Fuß zu fassen.
Ich schreibe ihnen das alles damit nicht vergessen wird wie es in dieser Region aussieht, falls einmal wieder über Mindestlöhne debattiert werden sollte. Denn wir sind kein Einzellfall, leider. Und wenn es nicht bals besser wird werden wir schweren Herzens aus dem Erzgebirge wegziehen müssen, um unseren Kindern eine Zukunft bieten zu können.
Wenn ich unsere Situation jemandem erzähle der im Westen lebt dann glaubt man uns schlichtweg nicht und meint ich denke mir das aus, sowas würde es gar nicht geben.
Vielen Dank für Ihr Ohr!
Sehr geehrte Frau Bruns,
haben Sie vielen Dank für Ihre E- Mail und das damit in mich gesetzte Vertrauen!
Ich kann Ihre schwierige persönliche Lage nachvollziehen. Als ehrenamtlicher Bürgermeister und Kreisrat kenne ich viele solcher Fälle aus meiner Heimat.
Sie schildern ein leider längst bekanntes und viel diskutiertes Problem, auf das ich selbst in der Vergangenheit auch immer wieder hingewiesen habe: Die zunehmende Vernachlässigung des Lohnabstandsgebotes.
Eine Wirtschaftsordnung kann nur dauerhaft funktionieren, wenn derjenige, der arbeitet, mehr hat als der, der nicht arbeitet. Sonst geht der Gesellschaft der Anreiz zur Arbeit verloren und es fehlen zunehmend diejenigen Einnahmen, die der Sozialstaat so dringend benötigt, um die Schwachen zu unterstützen. Arbeit muss sich wieder mehr lohnen.
Dass sich Arbeit lohnen muss, hat sich die christlich-liberale Bundesregierung auf die Fahnen geschrieben. Darum wurde auch sofort zum ersten Januar dieses Jahres das Kindergeld und die Kinderfreibeträge angehoben. Das war eine erste Maßnahme, um Familien wie der Ihren gezielt zu helfen. Weitere Schritte in dieser Richtung werden folgen.
Sehr geehrte Frau Bruns, ich hoffe, Ihnen mit dieser Antwort gedient zu haben. Was Ihr persönliches Problem angeht, so möchte ich Sie bitten, sich einmal tel. mit mir in Verbindung zu setzen.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute!
Mit einem herzlichen Glück Auf
Heinz-Peter Haustein