Frage an Heinz Golombeck von Jonas M. bezüglich Soziale Sicherung

Gleichstellungspolitik in Deutschland

Soll sich Ihrer Meinung nach die Gleichstellungspolitik im Allgemeinen und die Arbeit der behördlichen Gleichstellungsbeauftragten im Speziellen auch für Jungen und Männer einsetzen, oder sich ausschließlich auf die Gleichstellungsbedürfnisse von Mädchen und Frauen konzentrieren? Und wie sehr hat Deutschland Ihrer Meinung nach die Gleichstellungsbürokratie in ihrer bisherigen Form überhaupt noch nötig?

Bei dem Gedanken an die Gleichstellungspolitik kommt einem in erster Linie die Frau in den Sinn. Angesichts immer noch bestehender Unterschiede bei der Lohnzahlung und einer Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen hat diese Assoziation auch ihre Bedeutung.
Dennoch hat die FDP in den Koalitionsverhandlungen großen Wert darauf gelegt, den Blickwinkel in Bezug auf die Gleichstellungspolitik zu erweitern. So findet sich im Koalitionsvertrag in Abschnitt 4 auch die Überschrift »Jungen- und Männerpolitik«. Wörtlich heißt es dort: »Wir wollen eine eigenständige Jungen- und Männerpolitik entwickeln und bereits bestehende Projekte für Jungen und junge Männer fortführen und intensivieren. Damit eröffnen wir ihnen auch in erzieherischen und pflegerischen Berufen erweiterte Perspektiven. Auch soll die Zusammenarbeit mit Väterorganisationen und anderen gleichstellungsorientierten Männerorganisationen intensiviert werden.«

Im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend wurde mittlerweile in der Abteilung 4 »Gleichstellung/Chancengleichheit « ein Referat 408 »Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer« geschaffen, und es wurde als bundesweite Interessenvertretung für Männer das Netzwerkprojekt »Bundesforum Männer« ins Leben gerufen. Das Projekt »Neue Wege für Jungs« unterstützt und vernetzt bundesweit Initiativen und Projekte, die jungengerechte Angebote zur Berufs- und Lebensplanung entwickeln und durchführen. Es gilt, jetzt die Chancen für eine moderne, liberalere Gleichstellungspolitik zu ergreifen und entsprechende Initiativen auf den Weg zu bringen.
Auch setzt sich die FDP dafür ein, dass mehr Männer für den Erzieher- und (Grundschul-) Lehrerberuf geworben werden, damit der Bedarf an männlichen Rollenvorbildern und Bezugspersonen im Bildungssektor gedeckt werden kann. Grundsätzlich muss die Erzieher- und Lehrerausbildung weiter verbessert werden, damit unsere Pädagogen noch besser als bisher auf die individuellen Bedürfnisse der jungen Menschen eingehen und gezielt Begabungen fördern und Teilleistungsschwächen abbauen können.
Die Rolle von Männern ist in Bewegung geraten. Werte haben sich verschoben. Neben traditionell männlichen Verhaltensmustern und Erwartungen in der Arbeitswelt, wie einem vollen Einsatz für den Betrieb sowie hoher Flexibilität und Verfügbarkeit für den Beruf, hat der unmittelbare Lebensraum, d.h. haben Familie, Partnerschaft und Freundschaften, für Männer weiter an Bedeutung gewonnen.

Eine moderne Gleichstellungspolitik muss Mädchen und Frauen, Jungen und Männer gleichermaßen in den Blick nehmen. Konzepte sollten beiden Geschlechtern gleichermaßen entgegenkommen.