Frage an Heinrich Garg von Marc S. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Garg,
soeben habe ich von diesem Fall im Internet gelesen:
„Die deutsche Gesetzeslage schreibt vor, dass tagtäglich Fälle wie diese passieren:
Fall 1:
Thorsten M. (28) aus München hat sich vor mehreren Jahren für eine Knochenmarkspende registrieren lassen. Ein Blutkrebs-Patient brauchte dringend Hilfe, seine Gewebemerkmale stimmten mit denen von Thorsten M. überein. Die Voruntersuchungen wiesen keinerlei Einwände gegen die Transfusion auf. Bis der Arzt fragte: Sind sie homosexuell? Thorsten M. durfte daraufhin nicht spenden. Wie es dem Patienten heute geht, wissen wir nicht.“
(Quelle: http://www.schwulesblut.de/index.php/hintergrund , zul. geprüft am 18.4.12)
Wie kann dies möglich sein? Wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie als Patient dringend auf eine Knochenmark- bzw. Blutspende angewiesen sind und ihr Leben von dieser Transplantation abhängt?
Deswegen frage ich Sie, von wem ein größeres Risiko ausgeht: Ein monogam lebender schwuler Mann, der HIV negativ ist oder ein heterosexueller Mann, der häufig ungeschützen Geschlechtsverkehr mit wechselnden Partnerinnen hat, deren HIV-Status er nicht kennt? Kann man also Menschen nur auf Grund Ihrer Sexualität in diesem Bereich klassifizieren? Oder hängt es nicht vielmehr von dem individuellen praktizierten Sexualleben ab?
Daher bitte ich Sie hiermit, den Ausschluss Schwuler von der Blut- und Knochenmarkspende zu überdenken. Schwule bergen nicht prinzipiell ein höheres Infektionsrisiko allein weil sie schwul sind. Macht es nicht mehr Sinn, stattdessen einen neuen Spenderfragebogen einzuführen, der das individuelle Risikoverhalten jedes Einzelnen Spenders hinterfragt. Wirken Sie so dem ständigen Mangel an Blut- und insbesondere Knochenmarkspenden entgegen. Der Respekt vor jedem Menschen und die Sichaerheit und Gesundheit aller Empfänger muss endlich gewährleistet sein!
Mit der Bitte um Stellungnahme verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Marc Schubert
Sehr geehrter Herr Schubert,
die Tatsache, dass homosexuelle Männer vom Blut- oder Knochenmarkspenden ausgeschlossen werden, ist eine klare Diskriminierung und auch in der Sache vollkommen falsch. Der Bedarf an Blutkonserven steigt, weil unter anderem die Therapien gegen Krebskrankheiten und die zunehmenden Transplantationen es erfordern. Jede Blutkonserve wird heute auf verschiedene Krankheiten wie z.B. Hepatitis und Syphilis getestet. Um eine HIV Infektion auszuschließen, wird ein Test auf HIV Antikörper durchgeführt. Das Verfahren, homosexuelle Männer lediglich aufgrund einer Eigenschaft - ihrer Homosexualität - zur Risikogruppe abzustempeln, und damit auszuschließen ist problematisch, weil das tatsächliche Verhalten überhaupt keine Rolle spielt. Überlegenswert ist die Praxis in Frankreich, Menschen ohne Ansehen ihrer sexuellen Orientierung vor einer Blutspende durch einen Arzt gezielt zu ihrem Sexualverhalten zu befragen, um daraufhin über die Zulassung zur Spende zu entscheiden. Schließlich geht es darum, anderen Menschen zu helfen - und in den meisten Fällen Leben zu retten - das können auch homosexuelle Männer.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Heiner Garg