Frage an Heike Sudmann von Sabine C. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrte Frau Sudmann,
die Wohnraumverknappung ist das z. Zt. drängendste soziale Problem in Hamburg. Dennoch werden nach Auskunft des Mietervereins in unserer Stadt z. Zt. ca. 40.000 Wohnungen zweckentfremdet, d. h. sie stehen leer oder werden nicht für Wohnzwecke genutzt. Vielfach ist dies auf Sanierungsbedarf zurückzuführen. Leider fördert die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt (WK) jedoch Sanierungen nur in geringem Umfang. Sog. Ersatzneubauten, d. h. Neubauten, die nach vorherigem Abriss sanierungsbedürftiger Häuser neu errichtet werden, fördert die WK hingegen in siebenfacher Höhe (vgl. Kurzgutachten des Architektenbüros Plan R vom 12.11.12 auf der Grundlage eines Architektengutachten des Büros Dittert und Reumschüssel im Auftrag der VHW). Infolge dieses Missverhältnisses werden m. E. öffentliche Mittel fehlkanalisiert und darüber hinaus dem Markt über rel. lange Zeiträume Wohnungen entzogen: Sanierungen sind naturgemäß schneller durchführbar als Abriss- und „Ersatzneubau“-Vorhaben.
Meine Frage: Wie bewerten Sie das gegenwärtige Verhältnis von Sanierungsförderung zu „Ersatzneubau“-Förderung ? Falls Sie die Förderung sog. Ersatzneubauten überhaupt befürworten: Sollten aus Ihrer Sicht derartige Neubauten nur gefördert werden, wenn einem Vermieter trotz Sanierungsbemühungen in der Vergangenheit der Erhalt des Altgebäudes nicht mehr zuzumuten ist - oder auch, wenn der Vermieter infolge schuldhaft verursachten Sanierungsstaus Altgebäude nicht mehr gewinnbringend vermieten kann ?
Sehr geehrte Frau Cirsovius,
leider ist mir Ihre Frage bzw. email weggerutscht, deshalb bekommen Sie erst heute eine Antwort. Dafür bitte ich um Entschuldigung.
Ich will gerne am Beispiel des Gebäudeensembles am Elisabethgehölz - „Elisa“ - , das Sie ja auch angesprochen haben, die Haltung der LINKEN deutlich machen.
Preiswerter Wohnraum wird in Hamburg immer weniger. Die Zahl der Singles und Einpersonenhaushalte steigt, ebenso die Zahl derjenigen, die die Durchschnittspreise auf dem Wohnungsmarkt nicht mehr bezahlen können. Deshalb ist es so wichtig, preiswerten Wohnraum zu erhalten. Es wird Sie also nicht wundern, dass die LINKE sich für den Erhalt von Elisa eingesetzt hat und weiter einsetzt. Das Gutachten, das die Initiative durch einen anerkannten und erfahrenen Architekten hat anfertigen lassen, belegt, dass eine Sanierung der Gebäude machbar und wirtschaftlich vertretbar ist. Die Mehrheit der BewohnerInnen hat sich für die Sanierung ausgesprochen, auch weil bei Ersatzneubauten keine kleinen Wohnungen mehr entstehen werden, die auch bezahlbar sind, im Gegenteil.
Es ist nicht Aufgabe der Politik oder der Wohnungsbaukreditanstalt, durch Fördergelder VermieterInnen Ersatzneubauten und höhere Renditen zu ermöglichen. DIE LINKE hält an dem Grundsatz fest, dass der Abriss von (nicht gerade zusammenfallenden) Häusern mit günstigen Wohnungen abzulehnen und deren Sanierung im Sinne des Erhalts günstigen Wohnraumes unbedingt zu bevorzugen ist, allemal in Zeiten der Wohnungsnot im preisgünstigen Sektor.
Mit freundlichen Grüßen
Heike Sudmann