Frage an Heidrun Bluhm-Förster von Jörg L. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Blum,
nach der heutigen Meldung, das die globalen CO2-Werte auf einem neuen historischen Rekordhoch gestiegen sind, möchte ich Sie fragen, ob nicht sofort in allen Industrienationen gehandelt werden muss, dem sofort entgegengewirkt werden muss ?
Kaum ein Tag mehr ohne das uns auch auf Grund gestiegener CO2-Werte die Natur und Umwelt die Grenzen aufzeigt, u.a. durch Tornados, Windhosen, Sturmböen bei uns und immer mehr Naturkatastrophen weltweit. Was muss eigentlich noch passieren, bevor endlich unverzüglich ein international und national verbindliches Initiatvprogramm im Bezug auf eine massive Senkung der CO2-Werte, mit allen verantwortlichen internationalen Organisationen initiiert wird ? Zum Beispiel zwingender durch den Einsatz von Anlagen-Filtern, Autofreien Sonntagen und sofortige Nutzung von regenerativen Energiepotenzialen ?
Für Ihre Antwort vielen Dank im Voraus.
Viele Grüße
Jörg L.
Sehr geehrter Herr Lindeholz,
Sie haben völlig Recht: Der Klimawandel und die weiter steigende Konzentration der schädlichen Klimagase erfordern dringend politische Initiativen - sowohl auf internationaler Ebene als auch im nationalen Rahmen. Was bisher von der Bundesregierung unternommen wurde reicht keinesfalls aus, um die zerstörerischen Auswirkungen des Klimawandels noch zu stoppen.
Um die Erderwärmung in beherrschbaren Grenzen zu halten, muss das Wachstum des globalen Treibhaugas-Ausstoßes in diesem Jahrzehnt gestoppt werden. Der vom Menschen verursachte Klimawandel schreitet bereits seit Jahren voran. Schon jetzt sind die Lebensgrundlagen von Menschen in vielen Regionen der Welt bedroht.
Zahlreiche Studien belegen, dass ein Umsteuern technisch möglich und angesichts der dramatischen Folgen der Erderwärmung ein Gebot wirtschaftlicher Vernunft ist.
Aufgrund seines hohen Treibhausgas-Ausstoßes hat Deutschland eine besondere Verantwortung, im Klimaschutz voranzuschreiten. Mit knapp zehn Tonnen ist der CO2-Ausstoß je Einwohner in Deutschland mehr als doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt und beträgt das Zehnfache der pro-Kopf-Emissionen des afrikanischen Kontinents. Mit einem Gesamtausstoß von fast 800 Millionen Tonnen CO2 liegt Deutschland auf Platz sechs der weltweit größten Klimaverschmutzer. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Bundesweit sind 16 neue Kohlekraftwerke in Bau oder Planung. Der Treibhausgas-Ausstoß des Güter- und Flugverkehrs kennt nur eine Richtung – nach oben. Und alle Jahre wieder blockiert die Bundesregierung in Brüssel anspruchsvolle EU-Klimaschutzstandards, sei es bei CO2-Grenzwerten für Neuwagen oder Energieeffizienzauflagen für die Industrie.
DIE LINKE im Bundestag fordert die Halbierung des Klimagas-Ausstoßes in Deutschland bis zum Jahr 2020 und eine Minderung um mindestens 90 Prozent bis Mitte des Jahrhunderts (jeweils gegenüber 1990). Deutschland muss dafür eine Energiewende hin zu "Erneuerbaren Energien" bei gleichzeitig sparsamerem Umgang mit Energie vorantreiben. Der Neubau von Kohlekraftwerken muss verhindert werden. Eine solare Energiewende ist ein Beitrag zum globalen Klimaschutz und verringert die Importabhängigkeit von Öl und Gas, die zur Neige gehen. Dadurch wird die regionale Wirtschaftsentwicklung gefördert, und es werden Arbeitsplätze geschaffen. Eine Vorreiterrolle Deutschlands beim Klimaschutz würde zudem Schwung in die stockenden UN-Klimaverhandlungen um ein Kyoto-Nachfolgeabkommen bringen. Konsequenter Klimaschutz ist aber als allererstes ein Akt internationaler Solidarität mit den am meisten vom Klimawandel betroffenen Menschen.
In aller Kürze zu einer umweltfreundlichen Verkehrspolitik: Am besten ist eine Politik, die Verkehr vermeidet. Was Wärmedämmung und Stromersparnis für den Energiesektor sind, wäre im Verkehrsbereich die Förderung eines attraktiven Wohnumfeldes und einer regionalen Wirtschaft. Wir gehen davon aus, dass ein großer Teil des motorisierten Personenverkehrs und ein noch größerer Teil des Güterverkehrs vermeidbar sind – ohne Verlust von Lebensqualität oder von Wohlstand. Die Menschen sollen nicht mehr zu unnötiger und oft belastender Mobilität gezwungen sein. Die meisten Wege sollten zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit ÖPNV oder Bahn zurückgelegt werden können.
Unter den Stichwörtern "Energiepolitik" und "Emissionshandel" finden Sie auf www.linksfraktion.de weitere Forderungen meiner Fraktion DIE LINKE im Bundestag, die wir für notwendig halten, um mit einer wirksamen Klimapolitik eine Trendumkehr beim CO2-Ausstoss zu vollziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Heidrun Bluhm