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Heidi Reichinnek
DIE LINKE
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Frage von Odette R. •

Wie steht die Linke eigentlich dazu bezüglich des Therpeut:innen mangels in Deutschland?

Hallo Frau Reichinnek,

was ich damit meine ist vor allem, das es immer mehr psychisch erkrankte Menschen gibt. Jedoch so gut wie keine Hilfe.

Die Kliniken sind stark überlastet, was man als Patient sehr stark zu spüren bekommt. Die geschlossene hat nur noch die Funktion Beruhigungsmittel zu verabreichen und dann schau wie du klar kommst, egal was danach passiert. Therapeut:innen bekommt man nur noch sehr schwer, da aufgrund eines Gesetzes was veraltet ist nur an ein Standort so und so viel aufmachen dürfen und das ist meist zu wenig und bringt allein eine Wartezeit von mehren Monaten mit sich und das für Menschen die jetzt Hilfe brauchen und nicht in ein Jahr und gefühlt interessiert es keinen. Nein, jetzt schlägt eine gewisse Partei vor diese Menschen in ein Register als gefährliche Menschen zu stecken was mehr als Menschen verachten ist und das obwohl die meisten Menschen mit diesen Erkrankungen Opfer von Gewalt waren oder noch sind. Wo ist das gerecht?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrte Frau R.,

vielen Dank für Ihre Nachricht! Ja, Sie haben völlig Recht: Die Personalsituation in vielen stationären psychiatrischen Einrichtungen ist schlecht, oft auch so schlecht, dass eine leitliniengetreue Behandlung nicht möglich ist. Wir kritisieren, ebenso wie auch die Patientenvertreter*innen im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), dass die schon seit Jahren überfällige Umsetzung der Richtlinie Personalausstattung Psychiatrie und Psychosomatik (PPP-RL) erneut verschoben worden ist; die volle Umsetzung ist Stand heute erst 2029 (!) zu erwarten. Dabei ist diese Richtlinie noch nicht einmal das Maß einer guten Behandlung, sondern soll nur untere Haltelinien für eine gefährliche Versorgung definieren. Für Die Linke ist es ein Unding, dass wir im Umkehrschluss bis 2028 in jedem Fall noch mit patientengefährdender Versorgung mit Ansage rechnen müssen. Und gleichzeitig gibt es sogar noch einen Mangel an Therapieplätzen, was gerade diejenigen, die sich nicht mehr zu helfen wissen, auch noch beim Finden eines geeigneten Platzes benachteiligt. Wir müssen also schnell Regelungen schaffen, die diesen Zustand beenden und wir müssen das dringend in größerer Anzahl benötigte Personal durch eine Personaloffensive gewinnen. Nur bessere Arbeitsbedingungen - und dazu gehört beispielsweise der klar artikulierte politische Wille für eine bessere Personalausstattung ebenso wie bessere Bezahlung - führen dazu, dass auch mehr qualifiziertes Personal bereit ist, sich auf diese Arbeit einzulassen. Die ständigen Verschiebungen der Psychiatriepersonal-Richtlinie sind da schädlich.

Und nur der Vollständigkeit halber, denn diese Haltung setze ich eigentlich für alle demokratischen Parteien voraus: Ein Register "gefährlicher Menschen" erinnert an die finsterste Zeit in Deutschland, ist menschenunwürdig und wir lehnen das selbstverständlich geschlossen und glasklar ab. Wenn Herr Linnemann von der CDU sich auch nur ein paar Momente nachdenken gegönnt hätte, hätte er meines Erachtens auch erkennen müssen, dass eine solche Regelung Menschen davon abhält, in Therapie zu gehen, obwohl sie das wollen, weil sie verständlicherweise nicht mit dem Stigma eines Registereintrags belastet werden wollen. Ein solches Register würde also sogar zu mehr Unsicherheit führen. Und ja, Sie haben völlig recht: Menschen mit psychischen Erkrankungen werden viel mehr selbst Opfer von Diskriminierung und Gewalt als dass sie selbst Täter*in sind.

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