Hallo, Frau Reichinnek Was halten Sie, persönlich, eigentlich von dem ganzen Druck, welcher, heutzutage, auf uns Kinder und Jugendliche ausgeübt wird, wenn es ums Arbeitsleben geht?
Ich bin 19 Jahre alt und kämpfe, seitdem ich 13/14 war, mit einigen psychischen Erkrankungen, darunter einer "Depressions- und Angststörung gemischt", einer Essstörung (Magersucht) und (Verdacht auf:) einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Ich wurde Jahrelang gemobbt und hatte es nicht einfach in meiner Vergangenheit. Daher bin ich, noch heute, mental Unstabil und Kämpfe mit düsteren Gedanken (Selbstverletzung, Suizidgedanken). Ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, welcher es so geht, doch der Druck, welcher oft auf uns ausgeübt wird, dass wir uns nur "anstellen", nur "faul" sind oder, dass unsere Generation einfach nicht mehr arbeiten gehen will, belastet und schmerzt zutiefst. Ich möchte wirklich arbeiten, kann aber noch nicht... Und diese, teilweise große, Unverständnis von, einigen, älteren Leuten, macht es nicht besser. Oft kommt es dazu, dass wir uns dann das Leben nehmen. Aber wer kann uns das verübeln? Mich würde interessieren, was Ihre Meinung dazu ist...

Sehr geehrte Frau G.,
vielen Dank für Ihre Zuschrift. Auch ich sehe mit großer Sorge, dass sich der Leistungsdruck in allen Bereichen des Lebens in den vergangenen Jahren sehr verstärkt hat. Die Zahl der psychischen Erkrankungen steigt, aber auch psychische Probleme ohne offiziellen Krankheitswert (z.B. Einsamkeit) nehmen nach meiner Wahrnehmung deutlich zu. Auch der Druck in der Schule, Ausbildung und Hochschule steigt an. Die psychische Gesundheit von Jugendlichen hat sich seit der Corona-Pandemie nicht wieder auf den Zustand zuvor entwickelt. Zugleich üben soziale Medien einen großen Anpassungsdruck aus und bieten viele Möglichkeiten für Mobbing und Hass. Wir sagen klar: Der Druck muss raus! In der Schule wollen wir längeres gemeinsames Lernen (ohne Aufteilung auf Schularten) fördern und den Leistungsdruck durch frühe Benotung abschaffen. Wir fordern mehr Lehrkräfte und Erzieher*innen in Schulen, damit auf die individuellen Bedarfe der Kinder und Jugendlichen eingegangen werden kann. Wir wollen eine bessere Regulierung von sozialen Medien, um gerade Frauen und Mädchen vor Hass und Mobbing zu schützen und den Druck z.B. durch irreale Körperbilder zu bekämpfen.
Viele Grüße